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Freitag, 13. Dezember 2013

Futter fürs Gemüt

Wenn sich "draußen vor der Tür" nichts von Borchert findet, sondern nur etwas fröstliges und schmuddeliges abspielt, was sie gemeinhin Wetter nennen, oder genauer, Herbstende, dann wird es Zeit für was schönes und herzerwärmendes.

Die geistig besonders Armen machen dann das, was sie jedes Jahr tun, nämlich sich den runden Hohlraum auf ihren Schultern mit Schunkelpop aus dem Hause Wham zuzukleistern - oder sie hören gleich die Toten Hosen, Deutschlands Pendant zum Thema Belanglosigkeit ganzjährig.

An besonders grauen und tristen Tagen -die ich mein Lebtag eigentlich immer geliebt habe, aber inzwischen vor lauter Asthmahusterei, auch gerne durch richtige trockene Kälte ersetzt hätte- wenn der Körper deutlich eher nach einem Grog (für die Ms.) oder nach einem Rusty nail (2 Teile Laphroaig 10 und 1 Teil Drambuie) schreit, als nach einer Wassermelone, lasse ich gerne mal die Seele baumeln, wie man leichtfertig sagt.

Und auch, wenn man sich -falls man der alten Trinkerregel folgt, die da lautet: Kein Alkohol bevor die Sonne untergegangen ist! bei diesen dunklen Tagen schon mittags einen einschenken könnte, tun wir selbiges natürlich nicht.

Stattdessen unterstützt musikalisches Manna den Tagesablauf und macht ihn schlicht schön.

Gewöhnlich fand ich es immer inspirierend während dieser Jahreszeit alten Tom Waits Stücken oder auch Nick Cave und seinen Bad Seeds zu lauschen.
Auch das wunderbar 'leidende' Saxofon eines Jan Garbarek bspw. in Folk Song verstärkte aufs angenehmste eine latente und herrliche Melancholie.

Was ist dagegen der sinnfreie Kommerzlärm, den uns die Radiosender stattdessen um die Ohren hauen?
Laut, penetrant und aufdringlich wie ein Versicherungsvertreter zum Jahresabschlussende.
Eine Art Zeugen Jehovas der Ätherwellen, nur in bunt und mit Megaphon.
Widerlich klebrig wie ein Leimfänger fürs Gemüt. Bah!

Als ich heute auf der Suche nach passender Musik zur Unterstützung meiner feinen Stimmung war, fielen mir CDs von Eva Cassidy in die Hände, die ich länger – unverzeihlicherweise - nicht gehört hatte.
Eine Frau mit einer wunderschönen Stimme und -wie es die Regel zu sein scheint- leider viel zu früh gestorben.
Heino singt immer noch -und zunehmend erfolgreicher- seine hirnerweichenden Lieder und auch der Mannheimer Kirchenchor und sein Vorbeter Naidoo verheeren uns mit sich und ihrer Art von musikalischer Missionarsstellung.

Eva Cassidy, deren Interpretationen von Liedern anderer Künstler in den meisten Fällen -zumindest in meinen ungeschulten Ohren- schöner klingen, als die Originale (etwas das man sonst gewöhnlich jedem Interpreten von Bob Dylan Liedern nachsagt. :-D), aber ist bereits 1996 an Hautkrebs gestorben.

Ich empfehle bei youtube einfach mal reinzuhören.

Als kleine Auswahl finde ich die alte Sting Nummer "Fields of Gold"

die Vertonung eines Robert Burns Gedichts von 1794 - A Red, Red Rose

und passend zum Ende des Herbstes "Autumn leaves"


Ich hoffe euch gefällt die Stimme genauso gut wie mir, und sie bringt euch schöne, schwere Gefühle als Futter gegen die allgegenwärtige Seifenoper, die vor der Tür sicherlich noch bis zum Jahresende dargeboten wird.

Schönes Wochenende und einen guten Schluck aus dem Bottich der Melancholie wünscht Ihnen Ihr Blödbabbler