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Montag, 11. Mai 2015

Danke, Edward Snowden!

Ich habe mir gestern Nacht die Laune verdorben.

Gut, besser als den Magen -aber irgendwie auch wieder nicht.
Meist gehts mit dem Magen bei mir schneller wieder aufwärts - also nicht im reziproken Essenssinn, sondern umgangssprachlich formuliert- als mit meiner Laune.

Ich habe mir endlich den 'Edward Snowden' Film Citizenfour angeguckt, den es legal -sogar als HD-Fassung- z.b. via Chip oder eben direkt bei cryptome gibt(HD-Fassung(3,4GB), SD-Fassung(1,2GB)).

Gut, inzwischen sind ja die Infos aus dem Film meist hinlänglich bekannt.
Doch trotzdem liegt weiterhin Totenstille über den betroffenen Ländern, so als sei nichts davon ein bedrohlicher Ausdruck eines diktatorischen und demokratiezerstörenden freidrehenden Systems innerhalb des Systems.
O.k. ich denke letztlich auch it's not a bug, it's a feature des Kapitalismus. Wenn man das Risiko eingehen musste, über das allgemeine Wahlrecht den Ausgebeuteten die Möglichkeit zu geben, das System zu übernehmen, dann muss man natürlich Sicherheitsmaßnahmen einbauen, damit das nicht geschehen kann. Wir haben dazu -neben anderem- dauerberieselnde Medien, hypertrophe PR-Agenturen und natürlich die Repressivorgane am Start.
Wenn es nach dem Willen der CDU, und damit vermutlich auch ihrem Appendix, der SPD, ginge, dann würden ja schon die Panzer auf den Straßen rollen dürfen: Verstehn' schon, Terrorismus und so!

Man tut also weiterhin in den betroffenen Regierungen so, als wären alle ans Licht gekommenen Fakten nur bedauerliche Einzelfälle oder eben individuelle Vergehen(so wie bei rechter Gewalt, die ja auch immer nur von unpolitischen Einzeltätern verübt wird) und kein systematischer Rechtsbruch der zumindest partiell in Absprache mit den USA begangen wird.

Stattdessen sollte man langsam zur Kenntnis nehmen: die Repressions- und Herrschaftsstrukturen, die hier etabliert wurden und werden, sind tatsächlich Ausdruck vom Ende von Freiheit wie sie unsere Generation noch erfahren und denken konnte.
Sie sind schlicht das Ende des bürgerlichen Traums von gelebter Privatheit.
Die Möglichkeit gegen etwas zu artikulieren ohne sich selbst dabei im Vorfeld schon zu zensieren nimmt dramatisch ab. Unterschreibe ich die Petition gegen TTIP noch, oder lasse ich es besser in Hinblick auf meinen amerikanischen Arbeitgeber bleiben? Tauche ich danach womöglich auf einer no-fly Liste auf und erhalte quasi Platzverbot für ein ganzes Land?
Werde ich nach der Online-Petition womöglich als real und direkt zu bespitzelnder ‚Terrorist‘ eingestuft? Erwischt es dann doch Buttle statt Tuttle?
Ich halte es -als alter Paranoiker- schon lange mit dem keep-a-low-profile Ansatz im Internet, seit ich mich darin bewege möchte ich keine Verknüpfungsmöglichkeiten feilbieten.

Gut, im Rahmen von algorithmisierten, sprachlichen Analyse- und Rastermethoden nutzten auch unterschiedliche Nicknames nur wenig, aber es erschwert hoffentlich die Arbeit noch ein wenig, bzw. kostet kostbare Rechenzeit wenn sich jemand damit befassen will.
Im Moment kann es immer nur darum gehen die Arbeit der Bespitzeler zu erschweren, mehr ist realistisch wohl nicht drin. Erschweren
  • indem man sich beispielsweise weiterhin der Verschlüsselungsmöglichkeit die GPG bietet, bedient.
  • indem man weiterhin auf TrueCrypt in der vorletzten Fassung zurückgreift.
  • indem man möglichst mittels tor im Netz unterwegs ist.
  • indem man möglichst nicht mit Klarnamen unterwegs ist und dadurch direkt sein komplettes Leben transparent macht.
  • Indem man GPS Tracker im Handy und Tablet nicht auch noch direkt mit Fratzenbuch, EinenanderMeiseGezwitscher und Konsorten verbindet und so in Echtzeit sein eigenes Bewegungsprofil abliefert.
Neben den üblichen Verdächtigen aus dem Schlapphutmilieu, die man bei ihre Arbeit damit leider nur etwas behindern, aber deren anlassloses Bespitzeln eben nicht verhindern kann, gibts nämlich da draußen auch noch die anderen, gewöhnlichen Kriminellen.

Vom pickeligen Scriptkiddie, das sich einen von der Palme wedelt, wenn es der privaten Sexvideos und -pics habhaft wird, bis hin zu organisierten Banden die ihren Lebensunterhalt durch Identitätsdiebstahl verdienen, gibt es immer Abnehmer für quasi frei, weil offen preisgegebene, vagabundierende Informationen im Netz.

Man sollte sich also im Klaren sein: Möchte ich, dass mein Nachbar -mit einem Bier in der einen und was auch immer in der anderen Hand- fröhlich grinsend vorm PC hockt und mich nackisch mit der Gespielin beim Vögeln im Internet betrachten kann?
Will ich das meine Krankheits- oder Gehaltsdaten für jeden frei verfügbar sind, oder doch eher nicht?
Würde es mich stören wenn mein privates Handeln und Tun - von wem auch immer-dazu benutzt werden kann, mich öffentlich zu diskreditieren oder gar zu erpressen?
Falls man also -wie ich vermute- eher geneigt ist mit NEIN! darauf zu antworten, dann ist meine Frage: Verschlüsselst du schon oder prostituierst du deine Daten noch immer?

Nutzt GPG, nutzt TRUECRYPT und nutzt TOR.
Macht euch die Mühe und kontrolliert die Dateien auf unveränderte Struktur anhand der Signaturen, die meist bei den Programmen auf den Webseiten dabei sind.
Ob man nach der bekannt gewordenen Mitarbeit des BSI am Bundestrojaner noch guten Gewissens auf GPG4Win zurückgreifen sollte, muss jeder mit sich selbst abmachen. Alternativen gibt es sicherlich.

Nach dem abgeschlossenen TrueCrypt Audit der Fassung 7.1 gilt, die Software ist nach wie vor eine gute Wahl, im verlinkten Artikel bei heise findet sich auch ein valider Downloadlink.

Wer eine schnelle Alternative zum Browsen benötigt, eine, die nicht zu viel (IP Adresse, spezielle Browserkennungen etc.) preisgibt, der liegt sicherlich mit dem tor Browserbundle auf der sicheren Seite. Auch hier gilt, am besten die Signatur der heruntergeladenen Datei mit der vorliegenden auf der Webseite vergleichen, bevor man damit etwas anfängt.

Wenn es kurzfristig nur um eine nicht direkt übertragene IP-Adresse geht, kann man sicherlich auch zu einem Anonymisierer, wie bspw. Anonymouse.org oder SmartHide greifen.
Bei diesen Diensten gilt wie immer, das reicht eventuell für den Besuch bei einer normalen Webseite, blog etc. aber auf keinen Fall um sich vor Schlapphüten und Konsorten zu verstecken.
Denn im Falle eines Falles(Straftat, übler Mundgeruch oder eine mächtige Dauererektion) liefern diese Dienste natürlich hilfsbereit alle möglichen Hinweise auf die Ursprungs-IP und ihr seid schlicht im Arsch.

Nochmal, das Nutzen von Verschlüsselungstechniken ist eine letzte Notwehrhandlung, um eure Privatsphäre zumindest vor den gewöhnlichen Gaunern zu schützen - bei den staatlichen hilft das nur begrenzt.
Aber immerhin verzögert es im besten Fall deren Arbeit und macht die anlasslose Gesamtüberwachung der Insassen der BRD deutlich teurer.
Falls denn immer mehr Menschen von ihrem Menschenrecht auf Privatsphäre Gebrauch machen wollen.

Der gerne in diesem Zusammenhang gebrachte Hinweis, Menschen gäben ja bereitwillig beim Fratzenbuch und Konsorten auch ihre Privatsphäre preis, deswegen sei das auch völlig in Ordnung, wenn der Staat alle bespitzelt ist offensichtlich hanebüchener Unfug.

Unabhängig davon, dass es selbstredend dumm ist sein Leben öffentlich in den asozialen Medien zu führen, ist es dennoch dort ein freiwilliger Akt. Es gibt ein Recht auf Dummheit, die Möglichkeit den gewollten Ausverkauf des Privaten zu vollziehen, das Private öffentlich zu machen.
Marc Twain schrieb dazu sehr schön:Das Recht auf Dummheit wird von der Verfassung geschützt. Es gehört zur Garantie der freien Persönlichkeitsentfaltung.
Gut, meist ist das Gejammer hinterher groß, wenn der Personaler einen mit den Sufffotos und der großen Klappe konfrontiert, oder wahrscheinlicher, gar nicht erst in die engere Wahl nimmt.
Aber das ist eine bewusste Entscheidung. Ich lebe, ich agiere und lebe danach mit den Konsequenzen. That's it.

Wenn aber staatliche Dienste anlasslos Menschen und deren Äußerungen und Ansichten überwachen, wenn es Abteilungen gibt die sich gegenseitig mit Nacktbildern der Überwachten imponieren - da ist dann der Bezug zum Scriptkiddie-Wixer nicht weit -, dann ist das eben nicht die bewusste Preisgabe der eigenen Privatheit, sondern ein massiver Einbruch in das Persönlichkeitsrecht und das Menschenrecht auf Privatheit. Soviel dazu.

Wer den Unterschied zwischen freiwilliger Preisgabe und heimlicher Verletzung der Privatsphäre nicht versteht, der findet wahrscheinlich auch, die Stasi und die GeStaPo haben eben nur ihre Arbeit gemacht.

Launige Grüße von Ihnen Ihrm Blödbabbler