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Montag, 17. August 2015

Kopflose Schweinerei

Das zukünftige Paar lud ein und alle kamen willig ins Bayernland.
Selbst die arschigste aller Autobahnen, die A3, konnte uns nicht abhalten, zumindest nicht lange.
Dicht dran am Geburtstag der Frau IausF, demnächst Frau IausL (oder doch Frau IausU? :-p ) wurde im schönen Franken zum Spanferkeln geladen.

Die Ms. und der Blödbabbler reisten bereits am Freitag an und kamen so bereits in den Genuss, dem Herrn DausF bei den Vorbereitungen zuschauen zu dürfen.
Das kleine Wutzelein wurde in der Küche, nach Art der Borderliner, mit tiefen Messerritzereien versehen, geübte Blicke erkannten gar mächtige Zauberformeln des Grillwesens darin.
Selbstgebastelte Trockenmarinade wurde auf - und eingerubbelt, eine Spritze mit 5% iger Kochsalzlösung befüllt zum unter die Haut gehenden Behuf der Schweineinjektion.

Beim Innendrin herumwühlen wurden auch noch die Nieren gefunden und beherzt herausgedreht. Bei der Vorstellung dreht sich bei mir auch was, allerdings nicht die Nieren, sondern eher der Magen und nicht heraus, sondern um.
Ja, ich gestehe: Ich mag Fleisch, wenn es in sehr entfremdeter Form vorliegt. Zwar nicht gerade als Bärchiwurst, aber eben auch nicht mehr in der nahezu vollständigen Lebensform.
Die dumme Floskel jedoch, nach der ich Vegetarier wäre, wenn ich Viecher selbst totmachen müsste, gibts von mir nicht. Ich denke die ersten Male wären sicher hart, aber danach wirds leichter. Kennt man ja auch von anderen Mördern, uniformierten und psychopathischen.

Da passte es für meine armselige Sichtweise natürlich gut, dass der professionelle Töter das Tier bereits -zum massiven Unwillen der Grillgötter- um einen Kopf kürzer gemacht hatte.
Ein wahrer Aufreger vor dem Herrn, ein Spanferkel ohne Kopf, wer weiß, was das überhaupt für ein Tier ist... Bla
Nun, nachdem die Sau also kräftig geritzt, massiv beschmiert und punktuell gespritzt worden war, fuhr man sie -nach Art der Mafia- in einem blauen Plastiksack verhüllt, im Kofferraum zu einem Gastwirt im Nachbarkaff.
Dieser hatte sich löblicherweise angeboten, das kleine Schweinchen in seiner Kühlkammer vor dessen großem Auftritt am Folgetag nächtigen zu lassen.

Abends gings noch in eine örtliche Lokalität zum Essen und Trinken.
Das abendliche Bedienmädchen, ein süßer Fratz von jugendlichem Aussehen, das via Tat -und nach eigener Aussage- noch beim Erlernen des Berufs ist, nötigte dem Verfasser dieser Zeilen eine Alterseinschätzung ab.
Da es nach 22 Uhr war, sie noch arbeitete und ihre offensichtliche Frage inkludierte, sie sei bereits des Öfteren falsch eingeschätzt(eben vermutlich deutlich jünger) worden, probierte ich es bauernschlau mit einem Bereich zwischen 16 und 23.
O.k., zugegeben eine weite Spanne.
Doch als Charmeur der ganz alten Schule, wollte ich sie nicht direkt vor den Kopf stoßen.

Hätte ich mal. Nun, es zeigte sich, dass der Fratz in Kürze -wenn es denn noch vor 1975 gewesen wäre, die Großjährigkeit erreicht. Hmpf.
Im Gegenzug forderten nun gehässige Sitznachbarn, sie möge des Blödbabblers gesegnetes Alter erraten.
Ihre Antwort war ein heftiger Schlag ins Gesicht meiner Eigenwahrnehmung, besonders in Bezug auf mein Dorian-Gray-haftes, jugendliches Aussehen. :-D
Garstige, kognitive Dissonanz, garstige. Oder wars doch nur die jugendliche Retourkutsche? Seis drum.

Am nächsten Tag, das Wetter hielt sich entgegen der Voraussagen, die ich die Woche betrachtet hatte, mit schönem Sonnenwetter und ohne den Regen, der prophezeit war.
Aber zu Wettervoraussagen hat ja der werte Herr wvs bereits hier etwas geschrieben.

Der Grillmeister Herr DausF hatte schon zu nachtschlafender Zeit vor dem Frühstück begonnen die Kohlen anzuheizen, währenddessen wurde das Schwein aus dem Kälteschlaf geholt und mittels SpießbürgernGrillspieß aufgehängt.
Die ersten Unwuchten wurden mittels Feintuning durch die grillaffinen Mitglieder ausgeglichen. Die Sau lief nun rund.
Allerdings wollte sie anfänglich nicht genug Wärme annehmen, man ging -noch ungeübt- wohl etwas zaghaft an die Anheizung.
Nachdem zwischenzeitlich der Cousin des Herrn AausF der gute Herr Jaus? unterstützend eingriff, lief die Sache einfacher, zumindest sah es für die völlig Unbeteiligten, wie mich, so aus.

Gemeinsam wurde mehr Wärme aus den Kohlen geholt, das kopflose Schwein mal höher, mal tiefer gelegt, im Laufe der unendlich erscheinenden Stunden mit marinadeartiger Substanz bepinselt, sowie mit Thermometern in den Po gepiekst. Es war eine wahre Freude, die Gewissenhaftigkeit der Arbeit am Schwein von außen zu betrachten. Kurz bevor die Grillerei in seiner Ganzheit atavistische Veränderungen an den Umstehenden spontan manifestierte, war die Wutz dem HERRN sei Dank, fertig.
Nach 7 (?) Stunden konnte das Ferkel nun endlich seiner Endverwertung zugeführt werden.
Herr DausF fand trotz allseitigem Lobe, er sei nicht ganz zufrieden -aber mal ehrlich, ein wenig Luft nach oben sollte beim ersten Mal immer noch sein, oder?
Wutz
Uns schmeckte es vorzüglich und auch die begleitenden Salate waren wunderbar gelungen.
Da, entgegen der sonstigen Normalität auch keiner der beiden mupfeligen Hunde der Gastgeber unbedingt meine Füße einweichen musste, konnte ich sogar mein Essen riechen. Danke dafür. :-)
Passend nach dem Essen besann sich der Wettergott doch noch seiner Arbeit und spuckte uns auf die Köpfe, was aber -auch dank der zwei Flaschen Rum die Herr TausN mitbrachte- und der Weinranken am Carport ohne Car für uns ohne Belang blieb. Ätsch!

Was bleibt? Ein schönes Wochenende mit Menschen, die mir immer wieder helfen, die Hoffnung in die Menschheit nicht völlig zu verlieren. Und ehrlich, was will man mehr?
In Kürze gibts dann ein rauschendes Hochzeitfest, was wieder Frau IausF und Herrn AausF geben, und bei dem man vermutlich die meisten der Teilnehmer wieder trifft.
Ich freue mich schon drauf.

Ferkelige Grüße von Ihnen Ihrm Blödbabbler