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Freitag, 18. September 2015

Nachtgedanken

Viel Zeit ist vergangen, seit meinem letzten Eintrag hier im Blog.

Inzwischen verstarb Urmels Papa Max Kruse, Kleingeister brüllten wiederholt ihre Dummheit ins Land hinaus und eine Menschart mit besonders kleinem Gehirn wurde gefunden.
Gemeinerweise könnte man zwischen letzterer Meldung und den Angriffen auf Flüchtlingsheime einen Zusammenhang vermuten, der sicher naheliegt, aber dem ist nicht so.
Während der rechte Abschaum in Deutschland Flüchtlingsheime anzündet, starb der Homo naledi weit entfernt vor langer Zeit in einer Höhle in Südafrika.
Der deutsche Innenminister Maas versucht sich in Fratzenbuchzensur, also dem Auswurf Herr zu werden, den die aufRECHTEN Dummbürger als Meinungsfreiheit betrachten.
Hetze, Rassismus und schlicht Mordaufrufe.
Süffisant beklagen sich dort Menschen, man nehme ihnen ihre demokratischen Grundrechte weg, wenn man sie daran erinnert, dass Todesdrohungen und pure Gewalt nicht unter den Schutzschirm derselben fallen.

Wer sich, dies ein Unterschied zur Weimarer Republik oder den USA, nicht an demokratische Regeln halten will, der muss eben mit Sanktionen rechnen, da bin ich schmerzbefreit.

Womit ich beim Aufreger der Stunde bin.
Flüchtlinge, Wirtschaftsschmarotzer und terroristische U-Boote strömen nach Europa, genauer nach Deutschland, und sind mal wieder Vorboten eines Untergangs des Abendlandes.
So klingt der vom Furor befeuerte Kassandraruf unserer empörten und ach so aufgeregten Dummbürger.

Dagegen stehen die anderen Weich-in-der-Birne-Seier, jene, die mit Teddybären und Carepaketen das Possenstück: Willkommenskultur ohne bedachte Konsequenzen aufführen.
Beide Seiten dieser Extreme sind typisch deutsch, beide genährt von Rassismus.

Hier der negative, dumm-dumpfe, der in jedem Fremden nur das Schlechteste vermutet und dort der naiv-positive, jener, der aus Prinzip alles bei Fremden besser und doller findet, als bei seinen deutschen Nachbarn.
(Eine noch debilere Schwester jenes linken Dummbratzentums, prinzipiell bei Fußballspielen anzutreffen, eine Eigenart des Antipatriotismus die sich darin ausrückt, immer zum Gegner der deutschen Nationalmannschaft zu halten, selbst wenn es sich dabei um die übelsten Menschenschlächterländer handeln sollte.)
Beides, zwei Seiten derselben Medaille, wobei mir letztere, also die naiv-positive, doch etwas sympathischer ist, da sie erstmal Freundlichkeit anbietet, statt grober Gewalt.
Allerdings bin ich mir bei dieser Form oft nicht sicher, wie stark sich hier wieder mal Menschen in erster Linie selbst feiern. Gestern Lichterkettenklamauk und heute halt Brote schmieren für den Weltfrieden.

Seis drum. In den Foren zeigen sich inzwischen die besorgten Bürger oftmals als das, was sie schon immer waren, rechte Stussköppe und Kurzschlussdenker.
Allerdings sollte man vorsichtig sein mit einer pauschalen Verunglimpfung von Kritik, es gibt eben deutliche zu erwartende Probleme aus dem massiven Zuzug von Flüchtlingen, wer das leugnet erweist sich als hoffnungsloser Fall, der wohl auch insgesamt besser beim Brote schmieren bleiben sollte. Nicht jeder, der das anspricht, ist deswegen ein Nazi.
Jemand, der sich Gedanken zur Lage macht und dabei nicht stur und plump das nachplappert, was er bei den Hetzern vom rechten Rand vorgekaut bekommt, sollte zumindest- falls ihm Argumente zu eigen sind, gehört werden. In den Foren war dieser Teil leider meist deutlich unterrepräsentiert.

In der Flüchtlings-und Migrationsfrage, die uns sicherlich eine ganze Zeit weiter beschäftigen wird, muss man sich meiner Meinung nach ein paar Fragen stellen.

Die erste und wichtigste Frage für die Positionierung der eigenen Person ist: wie halte ich es mit Menschenrechten?
Ist das für mich alles nur neumodischer Kokolores?
Stört es mich -aus dem Bauch heraus oder qua Nachdenksimulation-, dass alle Menschen gleiche Rechte haben sollen, die sogar universell gelten?
Also gleiche Rechte auch für Frauen, Neger und sogar Juden und Muslime?
In diesem Fall, also das es mich stört, bleibt mir eigentlich nur noch der Weg mit der Fackel zur nächsten Unterkunft in der Flüchtlinge erwartet werden.
Dies ist, so ist anzunehmen, aber nur ein verschwindend kleiner, dennoch gefährlicher, weil terroristischer und krimineller Teil der Bevölkerung.
Dieser Teil hat sich durch seine Entscheidung selbst schon außerhalb der einzufordernden Meinungsfreiheit gestellt, da er grundlegende Spielregeln des Miteinander -eben Menschenrecht- nicht anerkennt.
Es wäre tatsächlich schön, würden auch hier mal Gesetze exekutiert die bestehen. Es wäre schön, wenn man sich die Mühe machte diese Menschen zu identifizieren und einem Richter zuzuführen. Oder warens wieder alles V-Männer und agent provocateurs?
Schlaumeier könnten bemerken, Menschenrecht gelte natürlich auch für jene, die es nicht für andere gelten lassen wollen.
Und das ist selbstredend richtig.
Deswegen zünden wir dem Pack auch nicht das Dach überm Kopf an oder Teeren und Federn sie nicht, wie sie es wohl verdient hätten.
Aber ihr selbstgewählter Entschluss sich außerhalb der Gemeinschaft zu stellen bewirkt, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung innerhalb mit Ihnen nicht (mehr)möglich ist.
Und, da sie freiwillig den Boden einer diskutablen Basis verlassen oder -was wahrscheinlicher ist- nie betreten haben, heißt es schlicht: Raus aus der Gemeinschaft der Demokraten und zurück in den Sandkasten der Sozialdarwinisten mit dem Pack- Der Postillon hat da eine gute Idee gehabt. ;-)

Die zweite Frage ist: mache ich einen Unterschied zwischen guten(Kriegsflüchtlingen) und bösen(Wirtschaftsmigranten) Asylbeantragern, und warum?
Wenn wir uns die Flüchtlingszahlen des BAMF anschauen, so ist der Stand August 2015, dass Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Serbien zusammen etwas über 38% der Asylanträge gestellt haben.
Albanien, NATO Mitgliedsstaat und seit Mitte 2014 offizieller Beitrittskandidat zur EU, hat innerhalb der Gruppe den Löwenanteil der Anträge zu verzeichnen.
Wenn man Albanien also in die EU aufnimmt, hat man, statt der Asylanträge, die von der neoliberalen Agenda durchgesetzte Arbeitnehmerfreizügigkeit -Instrument zur Schaffung einer proletarischen Reservearmee.
Da ist man vermutlich mit den abgelehnten Asylanträgen deutlich besser dran, wenn man es von der reinen Verwertungsseite her sieht.
Aus naheliegenden Gründen wurden außerdem von den Antragsstellern aus Albanien nur 0,2% anerkannt im Sinne eines Gesamtschutzes als Flüchtling.
Die Anerkennungsrate bei den Flüchtlingen aus Syrien, Irak, Afghanistan und Eritrea dagegen liegt zwischen 43(Afghanistan) und knapp 89%(Syrien) bisher für die Monate Januar bis August 2015, zumindest laut der aktuellen Veröffentlichung des BAMF.
Ob das so bleiben wird, weiß ich nicht.
Auch nicht, ob sich eventuell die Zahl der nachzuholenden Familienangehörigen von der Quote von ungefähr 2,4% hält oder ob sie entsprechend der Gesamtzahlen steigt.
Ich habe aber immer einen üblen Geschmack im Mund, wenn wir uns hinstellen und Menschen vorwerfen, dass sie ein besseres Leben suchen. Eines das wir uns selbst zubilligen.
Egal ob es sich dabei um einen Kosvo-Albaner, 'normalen' Albaner oder gar Ostdeutschen handelt.
Wer sich von der (vermutlichen) Illusion verabschiedet hat, sein Leben sei nur ein Durchgang zu einer anderen Existenz, einer in der 72 jungfräuliche Trauben, ein Mann mit Bart und Wetterkarte oder die Wiedergeburt als Spulwurm wartet, der muss doch alles dran setzen ein möglichst gutes Leben für sich und seinesgleichen zu suchen.
Ein Leben, in dem nicht die bare Existenz, sondern eventuell sogar Frieden, Wohlstand und Glück warten. Muss ich nicht gut finden, als quasi Alteingesessener, aber als ist schon fair sollte ich es dennoch beurteilen können.
Wenn ich Menschen einzig nach ihrer bloßen Verwertbarkeit im Wirtschaftsprozess bewerte, bin ich dann wirklich anders oder gar besser, als jener SS-Mann anno dazumal, der an der Rampe die einen ins Gas und die anderen zur Sklavenarbeit schickte? Macht man dann -wenn auch weniger dramatisch- damit nicht ähnliches?

Ich schenke mir den detaillierten Hinweis, dass wir alle in Deutschland, auch wenn wir -wie die meisten Insassen der Republik- nicht direkt vom Elend der Welt so doch mindestens via Lebensstandard profitieren und somit eine Mitschuld tragen.
Kapitalismus funktioniert nur so. Finde jemanden den du ficken kannst, sonst fickt man dich.
So, wie es innerhalb der Länder ein Oben und Unten gibt, so findet sich das eben auch zwischen den Ländern.
Auch wenn, wie mir dankbarerweise der Herr HausD nochmals mitteilte, dass die dependencia Theorie in ihrer platten Form widerlegt ist, qua fehlendem Erklärungsansatz für die nachholende Entwicklung der Tiger- und Pantherstaaten, so sind wir natürlich trotzdem Profiteur davon, dass Rohstoffe und billige Arbeit weltweit zur Verfügung steht. Das ein ungleicher Tausch stattfindet.
Da helfen auch die gut gemeinten, protestantischen Ansätze von fairtrade ungefähr genauso gut, wie die Tafel zur Behebung des Armutsproblems auszurufen und zu etablieren.
All diese Versuche das System des ungleichen Tauschs zu überwinden bzw. abzumildern, indem man mit anderen Teilen des gleichen Systems dagegenhält, sind letztlich zum Scheitern verurteilt. Das ist das "Gelber Sack und Grüner Punkt" Problem. Wenn ich Müllvermeidung und Recycling selbst zum Geschäft mache, verhindere ich eben nicht das Müllaufkommen, sondern forciere es noch.

Die dritte Frage sollte man sich stellen, wenn man versucht sich ehrlich mit möglichen Kosten, ökonomisch, als auch gesellschaftlich zu beschäftigen.
Kann Deutschland ohne Probleme so und so viele Menschen aufnehmen?
Wenn ja, wie oft kann es das? Einmalig? Jedes Jahr?
Was kann das bedeuten für bisherige gesellschaftliche Errungenschaften wie die Emanzipation der Frau oder Schwulen und Lesbenrechte? Mithin eben wichtigen Teilen der mühsam etablierten Menschenrechte in diesem Land? Hilft es da Menschen mit konservativer, religiöser Einstellung in Legion zu erwarten? Wie integriert man Menschen die noch weiter zurück sind, als ein bayrischer CSU Politiker vom Ort ins 21. Jahrhundert in Deutschland?

Werden die meisten Flüchtlinge und Migranten hier Arbeit suchen und finden?
Wenn ja, welche Art? Sozialversicherungspflichtige? Werden sie also unterm Strich mehr zu diesem Staat hinzubringen, als sie kosten?
Der Independent schreibt dazu, bezugnehmend auf eine Untersuchung der Oxford Economics (via burks blog)
Germany’s economy will get a significant growth boost over the next few years because of the hundreds of thousands of refugees it is taking in, according to an economic analysis published today.
The research, released by Oxford Economics, suggests that an influx of a million people over the next three years would raise the country’s GDP by 0.6 per cent by 2020.
The economists said that as well as increasing economic growth, the influx of people could also reduce inflationary pressures – which would give the government more room for economic stimulus.“

Diese Denkweise knüpft natürlich direkt an, an die oben angedeutete Selektion von werten und unwerten Migranten.
Es kommt sicherlich nicht von ungefähr, wenn der Vorstandschef von Daimler, Zetsche, sich fast schon die Hände reibt über die möglichen Arbeiter.

Dennoch sollte man sich im Klaren sein, dass es für die meisten Bürger vermutlich eine zusätzliche Belastung bedeuten wird.
Sei es in Form von mehr Steuern für die, die bisher sowieso schon den Laden am Laufen halten und inzwischen -zu Recht- angepisst sind.
Die Vorschläge, die schon nicht gehört wurden, als es um mehr Gerechtigkeit im Land für die, die hier bisher lebten, ging, werden sicherlich auch nicht angenommen, wenn es nun um mehr Teilhaber am Kuchen geht.
Der Kuchen wird wohl auch diesmal nicht zur größeren Torte gemacht, indem man 'die Reichen', jenen Teil, der sogar während der Krise reicher wurde, wieder in die soziale Verantwortung nimmt, sondern, man wird die Arschmasse mit den Flüchtlingen um die Krümel ringen lassen. Willkommensgeheuchel hin oder her.

Ich habe für den letzten Teil keine Lösung, denke nur man sollte nicht orakeln, alle Menschen die hier her kommen, liegen uns nur auf der Tasche, ebenso wenig, wie man davon ausgehen sollte, sie seinen genau das, was wir gebraucht hätten. Quasi Gott gesandte Heilsbringer einer neuen Zukunft.
Es werden von den Flüchtlingen manche Menschen von Transferleistungen leben, andere werden normal arbeiten. Der Don behauptet ja sogar, wir bekämen die Sahneschnitten(die syrsichen Familien), während die Problembären("Youth Bulge" aus Afrika) in Italien hängen blieben.

Was mir aber, bei aller Emotion besonders zu denken gibt ist, dass ich inzwischen den Glauben erlangt habe, dass es nicht nur eine "Innere Kündigung" im Beruf gibt, sondern, dass viele meiner Mitbürger und auch Boardies bereits eine "Innere Kündigung" in Bezug auf die Demokratie und den Rechtsstaat vollzogen haben.
Das verheißt für die Zukunft nichts Gutes.

Ihnen Ihr Blödbabbler