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Donnerstag, 3. November 2016

Visonen vs. Vernunft?

In der Buchhandlung meiner Lieblingsbuchhändlerin bin ich gestern beim Abholen der aktuellen Whisky Bibel 2017 auf ein Buch gestoßen, in dem Jakob Augstein und Nicolaus Blome dialogisieren, angeblich.
Dieses Duo habe ich hin und wieder abends beim Zappen durch das TV-Programm auf Phoenix gesehen und manchmal mit einem gewissen Schaudern und einem guten Anflug von Abscheu geguckt.
Das lag durchaus nicht an Herrn Augstein, dessen Sicht der Welt mir deutlich näherliegt, als jene des Herrn Blome. Aber darauf will ich nicht hinaus.

Was mich schwer irritiert hat ist der Blurb dieses Buches, das mit Links oder Rechts? betitelt wurde und der mit, ich zitiere:Jakob Augstein gegen Nikolaus Blome, links gegen liberal-konservativ, visionär versus vernünftig, aufmacht.
Hier einen Antagonismus zwischen Vision und Vernunft aufzumachen und ausgerechnet dem Herrn Konservativ dabei die Vernunft zuzuschustern ist ein echter Kracher vor dem Herrn.
Wer sich dessen Versuche des Dünnbrettbohrens im Fernsehen angesehen hat, und wie einfach es Herrn Augstein gewöhnlich gelingt auf Probleme in der vermeintlichen Argumentationskette bei Herrn Blome zu verweisen, der rätselt ob der Intention der Klappentexter.
Mich wundert, dass sich Jakob Augstein diese Frechheit offensichtlich gefallen lässt.

Aber in verrückten Zeiten, in denen man den rechten Sumpf bei den Grünen beschönigend „Realos“ nennt und nicht neoliberale Konservative mit deutlich ausgeprägtem Hang zum Asozialen und stattdessen den linken Flügel gewöhnlich im schulmeisterischen Ton als Utopisten oder gar als Fundamentalisten denunziert, ist es wohl nur folgerichtig auch Buchklappentexte in newspeak zu formulieren.

Solange Kritik an herrschenden Verhältnissen und Möglichkeiten der Überwindung derselben als unvernünftig und unrealistisch gehandelt werden auf dem Markt der Lebens- und Gesellschaftsentwürfe, solange muss man sich der Alternativlosigkeit dieser herrschenden Bedingungen ergeben und sich davon knechten lassen.

Und nebenbei bemerkt: Herrn Blome fehlt leider -zumindest aus meiner bescheidenen Rezipientensicht- die Fähigkeit des Herrn Fleischhauer konservative Dumpfheit wenigstens in nette und zum Teil unterhaltsame Sätze zu packen.
Fazit: Ein Buch, das ich mir definitiv nicht antun werde, da der zu erwartende Erkenntnisgewinn mir nicht hoch genug erscheint.

Da kämpfe ich mich lieber weiter durch meinen momentanen Buchbegleiter:Essen und Trinken im Mittelalter von Ernst Schubert durch.

Ihnen Ihr Blödbabbler