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Montag, 13. März 2017

Sehr witzig, Lestrade!

Ich muss gestehen, hin und wieder ich mag einen guten Witz.

Also nicht diese alten Teile, solche, die sich schmierige Säcke zwinkernd zu raunzen, oder jene, die der liebe Onkel seinem kleinen Neffen mit rotem Kopf ins Ohr flüstert - diese Art eher nicht so. Also eher gar nicht!
Nun sind wir ja als Landbewohner eher von der langsamen Art, auch tröpfeln Daten, Informationen und Neuerungen wie "Das Rad" oder "Das Feuer" eher langsam in unser Bewusstsein ein. Und so kam es, dass wir erst gestern, also mit deutlicher Verspätung den letzten Sherlock Holmes: Die abscheuliche Braut, gesehen haben, ein eher durchschnittlicher Film aus der neueren Serienreihe, der aber ein paar klasse Sprüche dabei hatte.

Achtung Spoiler-Alarm für den Fall, dass jemand den Film noch nicht gesehen hat und sich die beste Spruchsequenz lieber selbst als Erstsehhörerlebnis gönnen möchte.


Achtung, gleich kommt der Beitrag, noch kannst du weglesen.... danach nicht mehr.

Du bist gewarnt!


Es trug sich also folgendes zu:

MRS WATSON: Ich bin Teil der Kampagne, wissen Sie.
LESTRADE: Oh ja? Eine Kampagne?
MRS WATSON: Frauenwahlrecht.
LESTRADE: Und sind Sie – sind Sie dafür oder dagegen?
MRS WATSON: Raus!
Daran musste ich denken, hier wird in witziger Art eine Selbstverständlichkeit (aus heutiger Sicht) hinterfragt - das macht die Komik für uns aus.

Wenn ich hingegen an meine multikulturellen Freunde und einen ganzen Schwung linker Netzfeministinnen denke, die jedem mit ihnen zusammen zivilisierten Mann auch den letzten kleinen Nebensatz noch versuchen im Maul umzudrehen, ob nicht doch was verwertbares für den vorwurfsvoll-anklagenden Plärrer: „Sexist“ oder „Rassist“ rausspringen könnte, die sich aber gerne schützend vor übelste patriarchale Strukturen stellen, weil ... "Ist ja eine andere Kultur,..." "...muss man respektieren und akzeptieren..." blablabla.

Da vergeht einem dann das Lachen über das Offensichtliche, da ist die Komik nur für den härtesten Zyniker noch greifbar.

Ich sage es an dieser Stelle einfach nochmal: ich muss Religion samt ihre widerlichen Ausflüsse nicht respektieren, ich muss sie auch nicht akzeptieren, ja ich muss sie noch nicht mal tolerieren, kann es aber, wenn sie nicht versucht anderer Menschen Leben zu bestimmen.

Respekt verdient man sich, er setzt voraus, dass ich etwas wertschätze – Unterwerfung, Handeln und Nachplappern alter Büchern und Welterklärungsansätzen einer vermeintlichen Gottheit gehören da nicht dazu. Daraus abgeleitetes Unrecht schon gar nicht.
Machterhaltende Strukturen von Religion sind eben dieses, strukturelle und auch gerne mal manifeste Gewalt gegen andere, zur Sicherung der eigenen Vormachtstellung. Respekt dafür? No way, my ass!

Akzeptanz impliziert darüber hinaus sogar, dass ich mit einer Handlung oder deren Ansicht einverstanden bin, diese quasi gut heiße.
Wie aber kann ich mir gegenüber denn solche Ungleichheit rechtfertigen, sie gar gut zu heißen?
Wie kann ich Formen struktureller Gewalt durch Religion, die sich immer real in Herrschaftsverhältnissen manifestiert und wie alte Worte als Handlungsmaxime der Gegenwart verstanden wissen, diese dann tatsächlich akzeptieren oder auch respektieren? Eben, kann ich nicht.

Ich kann aber, und das schrieb ich ja oben, durchaus Menschen und deren Religion tolerieren.

Denn von mir aus kann jeder in seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit ertrinken, ist nicht mein Job unterdrückte Frauen zu retten oder Doofe aufzuklären!
Jeder Narr kann gerne seinen dämlichen Pisspott oder auch den Heiligen Geist oder eine Fleischwurst anbeten, mir egal.
Ob einer meint sich sieben Mal am Tag seine Wirbelsäule 'gen Mekka verbiegen zu müssen, dem männlichen Mars, der weiblichen Venus durch exzessive Masturbation huldigt oder sich zur Kontemplation dreckige Windeln über den Kopf zieht, ist mir einfach wumpe!
Kann jeder halten wie er mag, solange er damit nicht vorgibt - gerne aus Gründen von Einzigartigkeit oder gar Auserwähltheit- im Besitz des heiligen Kekses zu sein und andere zwingt ihm im selben Irrsinn folgen zu müssen.
Betet also zu euren Göttern, wenn ihr sie aus eigener Schwäche oder gefühlter Unvollkommenheit benötigt, daheim oder in euren Tempeln, aber lasst die in Ruhe, die das nicht wollen.

Wenn es nun aber um Formen der Machtausübung von Religion geht, wenn es also wieder um Herrschaftsmuster geht, dann kann ich auch dort Religion und die, die sich auf sie berufen definitiv nicht tolerieren.
Wie kann ich wegsehen wenn sexuelle Minderheiten, wenn Frauen oder Kinder als Feinde gebranntmarkt, wie Sklaven und Eigentum behandelt werden - schlicht und legitimierend abgeleitet aus alten Büchern und verbreitet von neuen Predigern?

Muss ich es tolerieren, dass man aus falsch verstandener Rücksicht muslimischen und jüdischen männlichen Kindern kein Recht auf körperliche Unversehrtheit in unserem Land zubilligt?
Das man aus falsch verstandener Rücksicht auf religiöse Gefühle (ungefähr so wichtig wie das Bauchgefühl der Latte-Macchiato-SUV-Mutti zum Thema "Impfen und Autismus") Gesetz beugt und umschreibt? Im 21. Jahrhundert, in einem angeblich neutralen Staat?

Muss ich tolerieren, dass viele muslimische Frauen in Deutschland nur drei Orte kennenlernen? Die Wohnung, die Moschee und die darum herum liegenden Geschäfte für den Einkauf?
Ist es tolerierbar, dass ihnen die heimische Sprache, Freiheiten und kulturellen Errungenschaften vorenthalten werden, dass sie aus diesem Nichtkennenlernen heraus eine ablehnende Haltung gegen den ihnen vermittelten Sündenpfuhl des Gastgeberlandes fast zwangsläufig annehmen?

Ist es tolerierbar, dass altes Clanwesen, archaische und patriarchalische Strukturen wie eine eiternde Wunde immer mehr in die Gesellschaft hineinlaufen und dafür Toleranz, Respekt und Akzeptanz eingefordert wird?
Ist eine Gesellschaft intolerant, wenn sie solche -hier tatsächlich in den letzten 50 Jahren deutlich besser gewordene- Formen der Gleichberechtigung nicht einfach aufgibt und einem vermeintlichen Kulturrelativismus vehement ins Wort fällt?
Ist es tatsächlich intolerant, wenn den Feinden der Gesellschaft nicht die Nachsicht eingeräumt wird, die diese immer vehementer einfordern in ihrem Kampf für die Abschaffung der Toleranz?

Wir gucken nach USA und jammern über Trump und seine Muslimeinreiseverbote, und es interessiert uns gleichzeitig einen Dreck, dass es 16 muslimische Länder gibt, in die Israelis nicht einreisen dürfen(via burks). Das ist ja normal, sind halt Juden, werden schon selber schuld sein, gelle!
Wenn wir uns angucken, wie hysterisch um uns herum das Land schon geworden ist, wie gerne Freiheits- und Bürgerrechte auf dem vermeintlichen Altar vom Supergrundrecht Sicherheit und seinen willigen Helfern geopfert werden, wegen... verstehen schon... Terror... dann sollte man sich mal fragen, warum der israelische Staat inzwischen immer rigoroser verfährt. Der Feind drum herum will keine einzelnen Stiche setzen, der will dieses Land und seine Bewohner auslöschen, seit 1948. Könnte man auch mal drüber nachdenken.
Aber Trump oder auch Wilders bieten eine bessere Projektionsfläche für den Abgesang aufs Abendland, als der ganze Murks, den wir uns hier eingebrockt haben, indem wir zu oft tolerieren mit Nichtstun und Wegsehen gleichgesetzt haben. Das Land braucht eine konsequente Einwanderungspolitik, gerne auch mit 75% nach Nützlichkeit und Notwendigkeit und den Rest als Lotterie oder Trinkspiel ausgefochten.
Wir brauche Sprachkurspflicht für alle Ankömmlinge. Es müssen sämtliche Möglichkeiten, Rechte und Pflichten erklärt werden, damit auch die Frauen die nachgeholt werden eine Chance haben auf ein Leben wie es in Deutschland des 21. Jahrhunderts möglich sein sollte. Selbstbestimmt und frei.
Natürlich nur selbstgewählt und frei innerhalb der Ketten die uns das System des Kapitalismus dennoch anlegt - eben als doppelt freier Lohnarbeiter im Marxschen Terminus. ;-)

Und weil selbst mir, als altem, sexistischem Schwein der Internationaler Frauentag nicht völlig gleichgültig war, hätte ich noch zwei Videos vom Bill Burr (danke an Fefe, der war noch nicht auf meinem Radar), einer Art bärthiger Mario nur eben in witzig und amerikanisch.

Bill Burr - Australia - Women's privileges
Bill Burr on Motherhood

Schöne Woche Ihnen Ihr Blödbabbler