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Samstag, 29. April 2017

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Ich habe mich -nachdem ich bei burks auf das Buch gestoßen bin- die letzten Tage durch Zana Ramadanis aktuelles Buch Die verschleierte Gefahr: Die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen gelesen.

Ich finde es immer wieder interessant Bücher von Menschen zu lesen, die eben dank eigener Lebensgeschichte etwas schreiben können, auch wenn es dadurch leider meist anekdotisch und nicht wissenschaftlich daherkommt. So auch hier.
Klar, man kann davon ausgehen, wenn sie über Skopje schreibt, dass eben die meisten der Muslime vermutlich so gelebt, sich so verhalten haben. Oder es waren halt doch nur die fünf um sie 'rum, die sie persönlich kannte. Weiß man halt nie so ganz bei dieser Art der Betrachtung. Ist aber in diesem Fall auch nicht ganz so wichtig.

Ihr Ansatz, muslimische Mütter eben nicht nur, wie ich es ja auch meist tat, als Opfer einer patriarchalen und archaischen Clankultur zu sehen, sondern ihre aktive Rolle eben als Reproduzentin der Unterdrückungsstrukturen innerhalb der Familie aufzuzeigen, war für mich ein guter Erkenntnisschritt, erweitert er eben den eigenen Blick auf die Tragödie mit der wir konfrontiert sind.
Bietet diese Sichtweise eben auch Ansätze für eine strategische Veränderung, bzw. zeigt auf, wo der Staat ansetzen kann, sollte und muss. Ihre Forderungen, die sie daraus ableitet sind richtig und wichtig, wie ich finde.

Albern wird es jedoch immer dann im Buch, wenn ich das Gefühl bekomme, Frau Ramadanis Kontakt mit dem Christentum hat nicht nur zu einer Mitgliedschaft in der CDU geführt, sondern auch zu einer rosaroten Fischbrille durch die sie auf die christliche Religion schaut.

So verkennt sie dadurch auch die Rolle des Christentums bei der Aufklärung -eher nicht die treibende Kraft dahinter! ;-) – sondern Bremse und Klotz zugleich.
Man muss leider postulieren: Nicht das Christentum und seine hehren Ziele sind der Grund dafür, dass es eine Aufklärung und heutige westliche Gesellschaften(und Werte) gibt, sondern es hat sich trotz des Christentums die Idee von Herrschaft der Ratio, eine Trennung von Staat und Religion durchgesetzt - und eben durchaus blutig und in Kämpfen, nicht im Schonwaschgang.

Sie verkennt auch, obwohl man bei der schieren Masse an islamischem(sic!) Terror natürlich den Durchblick leicht verliert, dass es eben bspw. mit der LRA durchaus auch in heutigen Zeiten im Namen des Christentums gemordet wurde. Soll nicht relativieren, nur ergänzend den Blick leicht verschämt auf die christliche Religion werfen. Von strukturellem Terror mit dem bspw. der Katholizismus Afrika verheerte und immer noch verheert, weil er Kondome bannt, ganz zu schweigen. Explodiert halt keiner.

Nichtsdestotrotz ist ihre Kritik am Genderfeminismus, am Islam und der gescheiterten Integration vieler Migranten in meinen Augen treffend, ihre sozialen Analysen hingegen irritieren leider allzu oft.
Nun ja, CDU halt. :-D

Ergänzend zur Problematik einer offenkundig fehlgeschlagenen Integration weiter Teile der hiesigen Türken trifft der werte Hamed Abdel Samad in seinem Kommentar zum Türkei Referendum (beim Humanistischen Pressedienst "Die Kinder der 'Ja' Sager") mit seinen Erklärungen und Forderungen auf knappem Raum einen Nerv.

Er hatte ja schon 16.4.2017 richtigerweise getwittert:
Kein Mensch kann mir danach erzählen, dass die Integration nicht gescheitert ist. Propaganda für das "Ja" in Deutschland haben nicht etwa die benachteiligten oder arbeitslosen Türken gemacht, sondern jene Krawatten-Islamisten, die gute Berufe haben und perfekt Deutsch sprechen. Es waren jene grinsende Kopftuch-Muslimas, die uns verkaufen wollen, dass das Kopftuch ein Zeichen ihrer Emanzipation sei.
Der ganze Tweet steht hier.
Dies sollte man sich immer wieder vor Augen führen, wenn das nächste Mal eine Forderung nach mehr Beteiligung und mehr Rechten für islamische Befindlichkeiten in der Gesellschaft kommt.

Für das verlängerte Wochenende wäre mein TV-Tipp die zweiteilige (Reise)Reportage von
Nazan Gökdemir und Hamed Abdel-Samad mit dem Thema "Europas Muslime" zu gucken.
Noch gibts die bis zum 10.7.2017 in der Mediathek von Arte zu begutachten oder via
hier --> Teil 1 Teil 2


Oder alternativ kann man natürlich auch die müden Knochen am 1. Mai auf die Straße werfen und ganz antikapitalistisch postulieren:
Nein, nein, wir woll'n nicht Eure Welt!

Ich jedoch werde vermutlich einfach ein wenig lesen.

Neues Buch um 'Mitreden zu können qua eigener Meinung'- Michael Lüders "Die den Sturm ernten". Nachdem der Herr Lüders ja ganz massiv angegangen wird, von Studenten, deutsch-israelischer Gesellschaft Trier und den Massenmedien und nur die Nachdenkseiten Verteidigungsstellung eingenommen haben(bspw. hier), mag ich selbst lesen, was er schreibt, wie er es gewichtet und begründet.

Nachdem ja Diskussionskultur inzwischen absurde Züge angenommen hat und ein Sprach- und Verhaltensdiktat immer mehr Raum zu greifen scheint, ist es wichtig sich wann immer möglich selbst ein Bild zu machen.

Das Vertrauen in Presse, Funk und Fernsehen hilft da leider nicht mehr, Vorschusslohrbeeren sind aufgebraucht.

Nein, nicht Lügenpresse, sondern einseitige Medien, vorschnell und ohne den hehren Anspruch auf neutrale Berichterstattung sind allzu oft eben doch einfach Teil des herrschenden und herrschaftlichen Diskurses, statt Organ der Aufklärung.

Ebenso wie ich mit dem studentischen Pranger und Anwürfen vor einiger Zeit gegen einen meiner ehemaligen Profs, Herfried Münkler, dessen Thesen und Apologien ich überwiegend nicht teile, nicht einverstanden war und bin, will ich auch hier nicht schlicht mit den Wölfen heulen, sondern eben selbst verstehen was Sache ist.

Fruchtbarer Diskurs kann eben nicht stattfinden, wenn ich Sprach- und Denkverbote ausspreche, den anderen nur als Gegner wahrnehme und bekämpfe und in jedem Nebensatz nach Angriffspunkten suche zur Diskreditierung.
Die Lächerlichkeiten, die sich scheinbar in weiten Bereichen der linken Szene abspielen, wenn ich das Beispiel mit der "white supremacy" nehme, sind ein klarer Teil des Problems einer gesellschaftlichen Klimaverschlechterung und einer üblen Totalisierung gesellschaftlicher Räume.
In diesem Zusammenhang vielleicht eine kleine Runde Slime?

Ihnen Ihr Blödbabbler, konservativer Schnarchsack des Herrn