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Der Anschluss

Es gibt einfach Prozeduren, da weiß man schon bevor man sie laufen lässt, dass sie in einem Debakel enden werden.
Man sollte never ever etwas an seiner Telekommunikation ändern wenn sie funktioniert, vor allem nicht am Provider.
Das Ändern, Nachbuchen oder gezielte Kündigen einzelner Parts endet gewöhnlich deutlich anders, als man sich das in seinen kühnsten Träumen ausgedacht hat.
Gut, das ist mit den meisten Träumen so, aber im Bereich der Telekommunikation irgendwie noch offensichtlicher.
Das nur vorweg.
Es trug sich folgende Geschichte zu, involviert waren ein rosa Riese und seine Schergen, eine Freiberuflerin und der Blödbabbler.

Prolog: Gespräch zwischen der Freiberuflerin(FB) und dem Blödbabbler(B)
B: Du hast bisher noch gar kein Internet in der Praxis, obwohl du bereits seit einem Jahr den Anschluss bezahlst. Sollten wir in kürze mal angehen. Wo ist denn der Brief mit den Zugangsdaten?
FB: Sowas habe ich nicht, oder es ist im Umzugsgewirr verloren gegangen...
B: Hmm, dann ruf' mal beim Provider an und lass dir das nochmal schicken, denn sonst ist es unmöglich einen Router dort ins Netz zu bekommen. Und nur zahlen und nicht nutzen ist doch auch doof, oder?
FB: O.k. mach ich gleich morgen.

Akt 1: Ein paar Tage später
FB: Du, kannst du mal gucken ich verstehe die Unterlagen die mir der Rosa Riese geschickt hat nicht, was wollen die von mir?
B: Das werden die Zugangsdaten sein, die du angefordert hast, vermute ich mal. Moment ich gucks mir an. *raschelraschel*
B: :-O Äh, du hast deinen Vertrag geändert?
FB: Nein.
B: Doch.
FB :Nein, ich habe nur eine Option dazugebucht. Ich wollte eine Festnetz-auf-Mobil Flatrate dazu haben.
B: Nun ja, du hast deinen alten Vertrag gekündigt steht hier und einen neuen stattdessen abgeschlossen, bzw. den alten in einen neuen geändert.
Lustigerweise verlierst du dadurch deinen analogen Telefonanschluss und bekommst stattdessen die Super-duper-niemals-störanfällige Rosa-Riesen-VoIP Telefonmöglichkeit geboten.
FB: Aber ich wollte doch nur eine Option zusätzlich zum alten Vertrag. :-(
B: Tjo, aber scheinbar hast du auf alle Fragen mit einem Ja! geantwortet, auch wenn du die Tragweite nicht abschätzen konntest oder das Verständnis des zu erwartenden Vorgangs nicht hattest.
FB: Aber ich habe doch 14 Tage Widerrufsrecht, oder?
B: Steht zumindest so im Anschreiben drin, ja.
FB: Aber die wollen doch morgen schon die neue Leitung schalten (Anmerk. exakt 7 Tage nach Vertragsänderung).
B: Ah, ich sehe gerade das du auch die Zugangsdaten(wir erinnern uns der Grund für den Anruf) nicht erhalten hast. Der mitbestellte Router liegt noch bei der Post und ... äh... ich sage es ungerne, aber du wirst ab morgen nicht mehr erreichbar sein, weil ich keine Daten in den Router(der noch nicht da ist) eintragen kann. Übrigens geht es seit einiger Zeit durch die Presse, dass diese Firma massive Probleme mit ihrem VoIP hat. Ich würde dort widerrufen und mir für Handyanrufe stattdessen ein Mobilteil hinlegen.

Akt 2: Eine Stunde später im Telefonat mit dem Kundendienst des Providers
FB: Hallo, ich würde gerne die Vertragsänderung widerrufen, ihre Kollegin hat mir nicht erklärt das durch die Zusatzoption mein analoger Anschluss wegfällt. Ich bin Freiberufler und habe eine Praxis, ich brauche ein verlässliches Telefon.
KD: Also widerrufen können sie das nicht. Das wird ja morgen schon umgeschaltet.
FB: Aber morgen sind es doch erst 7 Tage nachdem ich mit ihrer Kollegin gesprochen habe. Ich habe doch ein 14 tägiges Widerrufsrecht. Der Brief mit dem Anschlusswechsel kam doch erst am Samstag und heute ist Montag.
KD: Tja, geht trotzdem nicht, sie verstehen.
FB hat inzwischen das Telefon an B weitergereicht.
B: Sie haben ja ein schönes Geschäftsgebaren. Ihre Kollegin verkauft nebenbei eine Vertragsänderung, die gewünschten Zugangsdaten haben wir immer noch nicht und nun interessiert sie das gesetzlich festgelegte Widerrufsrecht auch nicht? Nebenbei haben sie die von ihrem Technischen Vorstand eingeräumten Probleme mit VoIP denn inzwischen durch Ausrollen eines Patches wie angekündigt beheben können?
KD: Die Welt ist rosa, alles im Einklang!
B: O.k. das hat uns vollständig überzeugt! Dann machen wir von unserem Recht natürlich keinen Gebrauch und sind glücklich und dankbar, dass wir Kunde bei ihnen sein dürfen. :-D

Zwischenzeitlich kommen die angemaulten Zugangsdaten per E-Mail, als verschlüsseltes pdf. Immerhin. :-)

Akt 3: Die Welt ist schön und alles ist gut
Am nächsten Tag holt FB den Router aus einem Blumengeschäft, das lustigerweise die Funktion der Post neben der Post übernimmt. "Ich will Kalif anstelle des Kalifen werden!", blitzt es mir im Schädel kurz auf.
Den Router mit den Zugangsdaten gefüttert, ein neues Routerpasswort vergeben, WLAN Schlüssel ändern und ab geht die Luzie.
Völlig ungläubig, weil es mit einem Telefonat beim Support ("Warum genau spricht das Telefon wenn man es anruft und sagt: Diese Rufnummer ist nicht vergeben?") bereits erledigt zu sein scheint.

Akt 4: Zwischengang
Beim nächsten Treffen und meiner einfühlsamen Frage: "Und? Noch alles gut mit dem VoIP Telefon?" bekomme ich die Information, dass das Telefon gerne mal nach ein paar Sekunden den anrufenden Kunden aus der Leitung kegelt.
Naja, denke ich, so wie dem Telefon gehts uns ja hin und wieder auch, nur können wir das halt nicht machen, doofe Höflichkeit und so, gelle.
Also belasse ich es bei einem: "Schreibt auf wann das immer passiert, damit wir was in der Hand haben wenn wir mit der Hotline...

Akt 5: Willkommen im Irrenhaus
Gestern, also gut 9 Tage nach dem Umschalten auf VoIP kommt das, was ich befürchtet habe, seit ich das erste Mal davon hörte auf VoIP Telefonie umzustellen.
Das Telefon, welches am Vorabend noch ging, war mausetot.
Da ich ja fleißig die IT-Crowd geguckt habe, habe ich es erst einmal mit dem klassischen:"Have You Tried Turning It Off And On Again?" probiert. :-D
Leider blieb die Leitung tot, der Router verhöhnte mich nur mit einer leuchtenden Diode bei Power und Link, Online blieb offline und dunkel.
Erster Anruf. Nebenbei gefragt, komme nur ich mir doof vor wenn ich der Spracherkennung meine Wünsche entgegenbrülle? … but anyway.
Der erste Supporter wusste was das Problem ist. Wir müssten etwas falsch gemacht haben, denn sonst ginge es ja. Die Leitung, die er nebenbei nachgemessen habe, sei bis zum Router total toll. Nur auf den Router komme er nicht drauf(was ich normalerweise auch genauso haben wollte) da müsse was im Argen liegen. Auf meinen Hinweis, der ging ja 9 Tage ohne Probleme, deshalb könnten ja die Zugangsdaten nicht falsch sein, meinte er: Der Router könne schon mal alles vergessen, quasi Router-Demenz. Nun gut.
Da ich allerdings diesen Tag als Kunde in der Praxis war, bat ich ihn mir eine halbe Stunde Zeit zu geben, dann könne ich via Laptop mal im Router nach dem Rechten(oder ist der in Dresden?) schauen. Er bot an mich um 14.00 Uhr zurückzurufen.
Ich vermute ich würde jetzt immer noch warten auf diesen Rückruf.

Um 14.30 rief ich erneut beim Support an, schilderte den Fall, wies darauf hin das schon 'durchgemessen' worden sei und nannte den Fehlercode den der Router mir darbot(falsche Zugangsdaten).
Die nette Dame sagte der Router würde keine nachweisbaren Idiotien in ihrem System anstellen, wir hätten also kein falsches Passwort oder ähnliches hinterlegt.
Mein sanfter Hinweis, dass es ja ohne Änderung der Daten damit auch bis gestern ging brachte sie nicht aus der Ruhe. Bewundernswert.
Stattdessen schlug sie mir die fortgeschrittenen Methode von "Have You Tried Turning It Off And On Again?" vor. Ich sollte den Router auf Werkszustand zurücksetzen, zu diesem Behuf findet sich ein kleines Loch auf der Rückseite.
Danach die Zugangsdaten neu eingeben und es könne vielleicht wieder gehen.
Gesägt, tun getan.
Leider tat sich genau das gleiche wie vorher, vermutlich belagerten zu viele meiner negative Schwingungen den Routerausgang.
Die dennoch sehr verständnisvolle Dame grübelte noch einen Moment und schlug dann vor uns neue Zugangsdaten zuzusenden.
Netter Vorschlag. :-)

Blöderweise hat keiner von uns ein Smartphone um E-Mails abrufen zu können, deshalb schlugen wir vor zur FB nachhause zu fahren um dort die verschlüsselte pdf Datei empfangen zu können.
Die Dame versprach uns eine halbe Stunde später wieder anzurufen.
Nun war bisher weder der Freischaltcode aufs Handy noch die E-Mail angekommen.
Da auch diese Dame ihren Rückruf nicht -zumindest nicht mit uns- geführt hat, riefen wir wieder bei der Hotline an.
Wir schilderten das Problem erneut - die Ticketnummer wollte die neue Dame gar nicht wissen- und fragten nach den neuen Zugangsdaten.
Sie guckte ins System und erwähnte (schnippisch oder sexy?), dass die vorherige Dame keine gute gewesen sei, denn es sei weder ein Rückruf noch eine zu versendende E-Mail im System hinterlegt worden.
Daraufhin, vermutlich weil sie dachte ich wollte Telefonsex wegen meines tiefen Schnaufens, schlug sie vor uns diese Zugangsdaten doch einfach per E-Mail...

Juchuu, jauchzte es aus meiner Brust und sie schlug sogar vor am Telefon zu bleiben, bis sie die Bestätigung des Versands sowohl der SMS(15 sek. bis zu 5 Minuten) und der E-Mail(15-30 Minuten) aus ihrem System erhalten habe.
Beides sagte sie habe geklappt -wir legten auf.
Als wir nach weiteren 35 Minuten weder eine SMS noch eine E-Mail vorfanden war unsere Überraschung nicht mehr so groß, wie noch Stunden zuvor. Der Mensch stumpft deutlich schneller ab wenn er in den Mühlen eines irren Systems zermahlen wird.
Notiz an mich: Mal Joseph K. wieder anrufen und fragen was eigentlich der Process macht.

Ein erneuter Anruf, diesmal ließ ich der angefressenen FB den Vorrang, brachte eine weitere Dame ans Telefon, die sich unseres Problems annehmen wollte. Sie begab sich auf die Suche nach der verschütteten E-Mail und beglückte in der Wartezeit (30 Minuten) die FB am Handy mit Dudelmusik vom Feinsten. Mein Glück das dieser Kelch an mir vorüberging, my ass.
Dann kam die Mitteilung die E-Mail sei nun versandt(stimmte) nur kam keine SMS. Sie bat um weitere Geduld(langsam schwierig) um sich anzugucken woran dies nun noch hing.
Plötzlich (10 Minuten) später hatte die FB stattdessen eine weitere Dame am Telefon, die sie höflich fragte: Was sie denn für sie tun könne.
Irgendwie- durch Zufall, Gehässigkeit, Unvermögen oder Telefonanlagenroulette- war sie nun, soweit ich das verstanden habe, in der Rechnungsabteilung gelandet.
Eine kurze Schilderung des Problems und während die nette Dame noch überlegte, hatte die FB aufgelegt.

So erkämpft man sich Aktionshoheit zurück! Jawoll!1!!!!

Denn mit guten Ohren hatte sie gehört, dass eine SMS angekommen war.
Der Rest ging dann einfach, pdf entschlüsseln, ausdrucken und zurückfahren in die Praxis.
Um quasi einen Neuanfang zu wagen, resettete ich den Router, trug die neuen Zugangsdaten ein und BÄMM! alles war beim Alten. Gleiche Fehlermeldung, keine Verbindung zur Außenwelt.

Da ich aber durch diese ganzen Frauen am Telefon schon so wuschig war das eine mehr oder weniger meinen Rettich auch nicht zum verblühen bringen konnte, versuchte ich erneut dort anzurufen.
Inzwischen teilte uns der nette Telefonroboter mit hätten wir mindestens 10 Minuten Wartezeit zu erwarten bis uns eine ... und *klick* schon hatte ich aufgelegt.

Da aber inzwischen ein weiterer Freischaltcode für eine pdf datei als SMS angekommen war, stellte ich die verwegene These auf, das dies jetzt die letzten der zugesagten Zugangsdaten sind, wir also mit den inzwischen bereits wieder veralteten eben versucht hatten ins Netz zu kommen. Kann dann natürlich nicht gehen. Leuchtet sogar dem Blödbabbler ein.
Nur ich war inzwischen so angepisst, das ich kein Lust mehr auf eine Fahrt hin und wieder zurück hatte um die E-Mail im Zuhause der FB zu entschlüsseln. Wo ist der Supporter der NSA den man dazu einfach mal anrufen und fragen kann?
Notiz an mich: interessante Geschäftsidee
Deshalb vertagte ich das mit einem unguten Gefühl auf heute Morgen.

Akt 6:Froh zu sein bedarf es wenig …
Da mein Körper genau weiß was gut für mich ist, verschlief ich ein wenig. Dann ein gutes Frühstück und ab in die Praxis.
Router resetten, Zugangsdaten eingetragen und sofort waren wir online. Mit stehender Internetleitung war auch die Chance deutlich erhöht darüber telefonieren zu können.
Kurzer Anruftest hin und her. Passt.
Mich getrollt und auf dem Heimweg noch schnell beim Bäcker und Metzger was für die Seelenbeglückung erstanden – totes, verwurstetes Tier und warmes Brot sind was feines.
Kaum Zuhause flugs der Arbeit gewidmet und schon klingelt mein Telefon.
Frau FB ist dran und erwähnt nebenbei das ihr Telefon direkt nach meiner Abreise wieder den Dienst eingestellt hat. Ihr empörter Anruf bei einem Support-Mann, der den ganzen aufgestauten Ärger abbekam - wie sie mir sagte- ließ dann das Telefon wieder funktionieren.
Also irgendwas das er gemacht hat. ;-)
Mal schaun wie lange das nun tut. Sein Hinweis, es könne am Router liegen, die hätten das manchmal, erweckt inzwischen bei mir nur noch ein ganz müdes Lächeln und ein irres Augenrollen.
...to be continued?

Ihnen Ihr Blödbabbler oder Herr B.
zuckerwattewolkenmond - 24. Jan, 14:17

Das Witzige

bei der Telekom ist ja, daß man, wenn man deren Support in Anspruch nimmt, schon ehe das Problem überhaupt gelöst wurde, den Anruf eines externen Umfrageinstitutes bekommt, welches gerne wissen möchte, wie zufrieden man mit dem Support war. Allerdings nicht so, daß man seine Erfahrungen frei äußern kann, sondern mit ganz komischen Fragen, auf die man mit Ja oder Nein zu antworten hat. So gesehen können Sie froh sein, daß Ihr nicht funktionierendes Telefon Ihnen das erspart hat, zumal nach dieser Telekomerhebung plötzlich ganz viele andere Umfrageinstitute etwas von einem möchten, obwohl man doch eigentlich eine Geheimnummer hat.

Ich hatte übrigens in den letzten Tage massive Probleme mit Verbindungsabbrüchen zum Internet, beobachte häufige Verbindungsabbrüche jedoch schon seit vorletztem Dezember. Da ich jedoch kein VoIP habe, geht mein Telefon dann ganz normal und nur der Internetzugriff ist gestört.

bloedbabbler - 24. Jan, 15:17

Hallo zuckerwattewolkenmond.

Bei unseren Gesprächen wurden wir nur einmal darauf hingewiesen, dass es schön wäre wenn wir die Dame und deren Problemlösung mit "Super" bewerten würden wenn denn eine Nachfrage käme. :-D
Umfrageinstitute können mich mal.
Dann nehmen sie sich unsere Odysee als mahnendes Beispiel, bloß nie nicht was bei ihrem Vertrag umzustellen; Änderung bedeutet gewöhnlich inzwischen- so die Info eines T-System Mannes aus dem Freundeskreis- das sie mit VoIp gesegnet werden. ;-)

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