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Glauben heißt nichts wissen!

brodelte es in mir, während der Refrain des feinen Stückes "Freiwillige Selbstkontrolle" von Molotow Soda aus mir heraus sprudelte: "... und alle zehn Minuten sprach er seinen Lieblingsatz:Das muss ich wohl zensieren, das schneid ich einfach raus, das ist ja völlig unnormal, das hält doch keiner aus. Das kann ich so nicht lassen, nein das muss völlig weg, in meiner heilen Welt da ist kein Platz für solchen Dreck. Zensur, Zensur wir schneiden raus was nicht gefällt, Zensur, Zensur wir sind die Wächter dieser Welt."

Ein paar wichtige Menschen haben sich zu Wort gemeldet, zum Thema Internet, mal wieder, und kenntnisreich wie eh und je. Diesmal hängt allerdings noch der Muff des Gläubigen zwischen den Zeilen und so stelle ich entsetzt fest:
Puh, da müffelt es aber gewaltig nach den Ängsten eines Christenmenschen - dieses Internet ein einziges Sodom und Gomorrha.
In diesem Interview in der Rheinischen Post fabuliert der vom heiligen Geist beseelte Bundesminister für besondere Aufgaben:"Hier steht doch vielmehr die grundsätzliche Frage: Kann das Internet völlig frei sein? Müssen wir nicht die Menschen vor Denunziation, Entwürdigung oder unseriösen Geschäften schützen wie im Zivilrecht? Ähnlich wie auf den Finanzmärkten brauchen wir mittelfristig Verkehrsregeln im Internet. Sonst werden wir dort Scheußlichkeiten erleben, die jede Vorstellungskraft sprengen. Vieles geht da übrigens nicht nur national."

Tja, werter Herr Kirchentag, wie wäre es denn, wenn sie schon mal mit den Finanzmärkten beginnen würden und jenen ein paar Maßnahmen angedeihen lassen, die uns vor den Scheußlichkeiten beschützen - das drückt nämlich den Steuerzahler noch dringlicher, als ihr grotesker Vergleich.
Und dann frage ich mich: Kann das Internet so frei sein wie, wie es nach Luther einem Christenmenschen zu steht?
Was für ein Menschenbild haben sie vom Nutzer des Internets also quasi ihren Mitmenschen und Wählern?
Glauben sie, das sind alles nur grenzdebile, perversionssammelnde und bombenbauanleitungen ausdruckende Musiksammler illegaler Stücke?
Hab ich mir gedacht – denn nur so ein Menschenbild taugt ja zum Missionieren und sich selbst moralisch höher stehend zu definieren.

Ich darf nochmal aus ihrer Rede „Die gesellschaftliche Verantwortung der Christen heute“ zitieren: "Ich bin der Ansicht: Der Glaube hat auch noch eine andere wichtige und zugleich tröstende Wirkung in der Politik. Er zeigt Grenzen auf."
Solche etwa, selbstständig zu denken? Sein Leben eigen bestimmt zu leben ohne Transzendenz und der Pflicht Anhänger eines Totenkultes zu sein?

Und wenn es Ihnen wirklich um das Schützen der Bürger im Internet vor Abzockern ginge, dann müssten nicht die Verbraucherverbände die ganzen Prozesse führen, sondern es würde den schmierigen Abzockern und ihrer Rechtsverdreherkamarilla ganz einfach die Grundlage entzogen.
Aber, es war der Regierung ja wichtiger, durch das Missbrauchen von Kindern eine Zensurinfrastruktur zu errichten, als für ein wenig Rechtssicherheit bei den Abofallen und sonstigen Abzockdiensten für die Internetnutzer zu sorgen.
Ihre Prioritäten waren klar - die Politiker der Regierung haben mit dem Leid und dem Missbrauch von Kindern widerliche Politik gemacht, es wurde versucht die Gegner einer Zensur zu kriminalisieren und zu pathologisieren.
Das interessante und konsequente Ausblenden der Aussagen von Fachleuten zum Thema Stoppschild bei gleichzeitiger Aufmunitionierung mit massenmedienaffinen Worthülsen und Nebelgranaten fürs Gefecht um die Bürgerrechte zeigt klar welcher Geist hier über allem schwebt.

Und da sie offensichtlich keine Ahnung zu dem von ihnen angesprochenen Thema haben, erklärt es sich vielleicht auch, wieso sie keinen Aufgabenbereich am Tisch der anderen Minister bekommen haben *eg* .
Nur, weil man kläfft wie der kleinliche Mann im Rollstuhl oder solchen Blödsinn verzapft, wie die Tochter jenes Mannes, der aus Boshaftigkeit dem Klassenfeind in der Zone das Atommüllendlager -nämlich Gorleben- vor die Nase gesetzt hat ("Der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU) habe 1977 den Salzstock im Kreis Lüchow-Dannenberg als Standort benannt, um sich an der DDR zu rächen." erfahren wir in der fr-online ), darf man sich noch lange nicht am Busen der Kanzlerin oder der ehemaligen Wollenberger laben (spOn) oder mit echten Ministern spielen.

Unterstützung hat der Minister ohne Aufgabengebiet von einem Justiziar der -wie nennt Fefe die immer so schön- Schwarzen Pest bekommen, der in wenigen Sätzen klarstellt, das der Abschluss eines Jurastudiums eben doch in den meisten Fällen als Nebenwirkung zu einer bizarren Wahrnehmung des Wirklichen führt. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ein Kind oder einen Narren, sonst wird es schnell teuer ;-)

Herr Günther Krings (eben jener nette Justiziar der CDU/CDU Bundestagsfraktion) beglückt uns mit dem wunderbar neuen und irgendwie auch frisch-innovativen Satz: "Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Die rechtlichen Maßstäbe in der analogen Welt, etwa bei Diffamierungen oder Diebstahl geistigen Eigentums, müssten auch in der digitalen Welt gelten, so der CDU-Politiker." (Rheinische Post)
Wie meinen? Ich dachte das ist schon die ganze Zeit so.
Wenn jemand bspw. Musikdateien austauscht, die ihm -warum auch immer- nicht gehören, dann kann und wird ihn doch die ganze Armada an sich ein zubrotverdienenden Rechtsverdrehern jener Clans der Urherberrechtsorganisationen verfolgen und zur Strecke bringen.
Was übrigens nicht passieren wird, wenn man Dummköpfe und Minderjährige mit Hausaufgabenfallen oder Kochseitenabos betrügt.
Nochmal dazu - eurer Handeln zeigt klar wo ihr die Prioritäten setzt - also spart Euch eure Lügen für den Wahlkampf oder die Gattin auf.
In diesem Zusammenhang möchte ich kurz darauf verweisen: Das Jurastudium darf und soll kein sich der Realität verweigernder Raum sein"

Nett finde ich das "In der Bundesregierung [...] bereits über einen "Internet-Ausweis" nachgedacht [wird], mit dem Nutzer identifiziert und zurückverfolgt werden können."
Ich schlage einen Aufnäher vor, gerne auch gelb-blau und für die Metall-im-Gesicht-Liebhaber-Fraktion das Ganze als Tattoo (vielleicht die dynamische IP auf dem Unterarm? ;-) ); Passend dazu auf den Webseiten statt eines Stoppschildes das Credo vom Bundesminister für das Puritanische :"Kann das Internet völlig frei sein?" oder doch vielleicht besser in Fraktur: Kein Internet macht frei?

Wenn wir dann nur noch pastoral abgesegnete Inhalte im Netz haben und das letzte Stündlein für die freie Meinung geschlagen hat, können wir nur noch in den sauren Apfel beißen, den uns diese Christenmenschen durch die Penetranz des ständigen Apfelbäumchen pflanzens beschert haben.
(„Die gesellschaftliche Verantwortung der Christen heute“ Rede des Chefs des Bundeskanzleramtes,Bundesminister Dr. Thomas de Maizière)

Das Zitat des Tages kommt von Octavio Paz:
Die Christen lieben ihre Nächsten nicht. Und sie lieben sie nicht, weil sie an den anderen nie wirklich geglaubt haben. Die Geschichte lehrt uns, daß sie ihn, wo sie ihm begegnet sind, bekehrt oder vernichtet haben.

Ihnen Ihr Blödbabbler
virtualmono - 13. Aug, 02:15

Das Netz schlägt zurück...

... und präsentiert eine Wahlalternative nach der anderen...

;-)

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