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Tomintoul "with a peaty tang"

Heute mag ich von einer der für mich angenehmsten Whisky-Überraschungen der letzten Zeit schreiben.

Die Tomintoul Destillerie, in der Nähe von Ballindalloch, ist - nach Dalwhinnie - die zweithöchst gelegene Brennerei Schottlands.
Aus dieser eher weniger bekannten jungen Destillerie (1964) - in der Speyside im Herzen Schottlands gelegen - stammt das vortreffliche Stöffchen "with a peaty tang".

Aufgefallen ist mir die Destillerie irgendwann letztes Jahr in der Whisky Bible 2011 von Jim Murray.
Dort erwähnt dieser, dass der Whisky Tomintoul "with a peaty tang" deutlich mehr als nur einen Hauch Torf (Rauch) in sich hätte.

Das weckte natürlich mein Interesse.

Denn, ein rauchiger Whisky der eben nicht von Islay stammt, sondern aus Campbeltown - wie beispielsweise der leckere Longrow C.V von Springbank - oder aus den Highlands -wie der feine Ardmore Traditional Cask- haben mich in der Vergangenheit klar überzeugt; und so war ich freudig gespannt auf diesen Vertreter.

Glücklicherweise fuhr dann der werte Herr AausB nach Luxemburg.
Durch seine selbstlose Tat kamen wir in den Genuss eines extrem günstigen Kampfpreises von 18.99 Euro für die 0,7 Liter Flasche.
Gewöhnlich kostet der Tomintoul "with an peaty tang" oberhalb von 27 bis hin zu 30 Euro für die 0,7 Liter Flasche.
Doch auch für diesen Preis ist der Whisky wirklich jeden einzelnen Cent wert - für unseren Kaufpreis jedoch hat man Tränen des Glücks in den Augen stehen.

Im guten und informativen kostenlosen Whisky-Buch des Online Versenders "The Whisky Store" las ich, dass die Destillerie Tomintoul -als bisher Einzige- die beim Destillationsprozess anfallende Abwärme dem nächsten Prozess wieder zuführt und somit einen energetisch sinnvollen Weg beschritten hat.
Brav! Auch solche kleinen Details machen mir einen Whisky und seinen Schöpfungsort durchaus zusätzlich sympathisch.

Hinweis:Das oben erwähnte Whisky Buch gibt es übrigens als pdf oder auch als mp3 Hörbuch zum kostenlosen Downloaden beim oben genannten Shop; informatives Buch, allerdings auch mit diversen Eigenwerbungen versehen - dafür aber eben auch kostenlos. Ein durchaus gutes und faires Angebot.

Nun flink back to topic.Tomintoul with a peaty tang Whisky Flasche
Der Tomitoul kommt in einer Pappdose daher, die mit Torfstechermotiv und Fluss (Glenlivet) oder Quelle (Balantruan) -da bin ich mir nicht sicher- schön anzuschauen ist.

Die Flasche ist schlank und grün, auf dem Label wiederholt sich das Torfstechermotiv , die verwendeten Schrifttypen sind harmonisch und wirken elegant.

Leider wurde der Tomintoul kühlgefiltert und mit E150 und den dabei üblichen 40% abgefüllt.

Der Whisky kommt ohne Altersangabe daher, es soll sich um einen Blend aus jungen 4 jährigen getorften Whiskys und einem 8 jährigen 'normalen' Tomintoul handeln.

Aber, who really cares, wenn das Ergebnis stimmt?

Bruichladdichs Octomores sind ja auch junge Hüpfer und dennoch eine Offenbarung.

Es gibt von Tomintoul noch einen weiteren stark getorften Whisky den "Old Ballantruan" mit 50%.
Dieser sehr junge Whisky gilt / galt als torfiger Vorgänger des 2007 erschienenen "with a peaty tang".
Mich schrecken allerdings dessen häufig in Foren und sogar im Handel genannten Aromen und Geschmäcker ab, wie bei diesem Händler!1!!, welcher schreibt :"Verändert sich langsam zu einer Note nach Bauernhof, Anflüge von Mist, gärendem Gemüse und Früchten, durchgeweichte getorfte Gerste, nasser Kalk.".
Das klingt nun für mich nicht unbedingt nach "Haben-wollen". :-D

Aber davon ist der Tomintoul "with a peaty tang" zum Glück doch miles away.

Denn, nachdem er es sich im Glas gemütlich gemacht hat, bekommen wir eine fast Islay typische Menge an (nicht medizinischem) Rauch in die Nase.
Stark aber dennoch elegant dabei und nie 'die Nase verklebend'.
Er ist erstaunlich fruchtig und auch blumig .
Auf jeden Fall ist der Geruch harmonisch und auf sehr angenehme Weise appetitanregend.

Nachdem ich mir, den vor Vorfreude sabbernden Mund, trockengewischt habe, lasse ich einen guten Schluck des Whiskys meine Mundhöhle betreten.
Malz und Honigsüße tauchen zuerst auf und dann kommt sofort der Rauch dazu.
Eine anständige Portion Rauch, aber eben nicht nur, so haben wir haben etwas bittere Eiche, ein wenig Trockenheit und einen Hauch von Öligkeit.
Saulecker! Und dabei richtig süffig.
Da brennt nix ein runder und weicher doch durch den Rauch interessanter Speysider.

Sein Abgang ist mittellang, dabei wird es einen Tacken warm im Rachen.
Er verabschiedet sich mit herrlich trockenem Rauch, der dann die Zunge ein wenig anpelzt.
Aber nicht so, dass man es als irgendwie unangenehm empfinden würde.

Ein absoluter Hammerwhisky - mit den angenehmen Eigenschaften eines Speysiders gepaart mit einer knackigen und trockenen Rauchigkeit, der das jodhaltige und medizinische Element diverser Islay -Whiskys abgeht.

Hinweis:
Es scheint, als wenn die Destillerie jeden Cent in den Schnaps steckt, denn deren Server mit der Hompage sind oft down. Da gibts deutlichen Änderungsbedarf, denn wenn sie mal on sind, gibts Schriftgröße 3 oder 4 - echt fies klein.


Wertung Single Malt
Tomintoul "with a peaty tang"

Geschmack:
Fass5
Preis-/Leistungsverhältnis:
Smile4Smile5
Fazit: Ein wunderbarer Whisky! Rauchigkeit meets Speyside, ein schöner Versuch und sehr sehr gut gelungen. Bisher haben den Whisky 6 Leute bei mir probiert und waren alle davon angetan. Natürlich hoffe ich einerseits, dass mehr Leute diesem wirklich guten Whisky eine Chance geben, bange aber andererseits auch davor, dass dann bei mehr Massenmarkt die Preise sinnfrei anziehen könnten. Denn, die Destillerie produziert wohl bereits auf Anschlag. Also genug gelesen, aufstehen, kaufen und genießen. Klarer Kaufbefehl!


Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt - 5 Wunderbar - 4 Lecker - 3 Gut - 2 Brauchbar - 1 Widerlich - 0 Fußbad
Horst Lüning (Gast) - 4. Mai, 09:38

Über einen Link auf das Buch hätte ich mich gefreut

Hallo,

über den Link auf das von Ihnen zitierte Buch hätte ich mich gefreut:
http://www.whisky.de/whisky/aktuelles/tws.html

bloedbabbler - 4. Mai, 10:13

Hallo Herr Lüning,

hätte ich auch gerne gemacht, allerdings wollte ich vorher erst bei ihnen anfragen ob ein deeplink i.O. ist doch dann kam mir zeitlich das Leben dazwischen. ;-)
Sorry. Beim nächsten Mal frage ich vorher und linke dann danach, wenn es erlaubt wird.

Ansonsten liest man sich in ihrem Forum - dort allerdings unter anderem Nick.

Slainte Ihnen Ihr Blödbabbler
extempori (Gast) - 20. Aug, 13:23

Tomintoul

Kann man sich Frankfurt am Main schönsaufen? Dieser wichtigen Frage bin ich mal vor längerer Zeit in einem mutigen Selbstversuch nachgegangen. Zur Durchführung hatte ich mich zu einem Straßenbahn-Whiskytasting angemeldet. In Erinnerung geblieben sind die Blicke der Passanten wie alle Fahrgäste gleichzeitig die Nase in ein Glas steckten,Tramgeschüttelt wird ein Whisky nicht besser und die angenehme Begegnung mit einem Tomintoul. Den sehr netten Kontakt wollte ich wieder Zuhause vertiefen und hatte bei meinem Händler schon den 12er in der Hand als mein Blick auf den Tomintoul Peaty Tang fiel. Kaufentscheidend war für mich die stabile Pappröhre die ich einer dünnen wabbeligen Faltschachtel immer vorziehe.
Zum Inhalt. Als Liebhaber rauchiger Whisky´s eine neue Erfahrung. Nicht übermächtig getorft entdeckt man völlig neue Raucharomen. Kein Krankenhausflur aber auch mit Lagerfeuer nicht richtig beschrieben. Fruchtiges ist dabei, jedoch für mich etwas schwierig zuzuordnen. Dafür finden sich florale Noten bei denen Heidekraut sehr deutlich wahrnehmbar ist. Am Gaumen deutlich Malz und eine leichte Nussigkeit. Beim Abgang meldet sich der Rauch noch einmal sehr schön zurück. Für den Preis ist der Tomintoul Peaty Tang die Empfehlung!
Ach ja, die Eingangsfrage ob man sich Frankfurt schönsaufen kann blieb unbeantwortet. Die ausgeschenkte Menge Whisky war dafür zu gering.

bloedbabbler - 20. Aug, 15:14

Ich glaube...

... es war Tom Koenigs -oder doch Cohn-Bendit?-, die in einem Interview mal was von "wie toll es wäre bekifft mit dem Fahrrad durch Frankfurts Wolkenkratzerschluchten zu fahren" brabbelten. Und, besoffen mit der Tram kennt man ja vom Äppler-Express schon lange. Scheint also nur so zu gehen. ;-)

Ich mag den Tomintoul "with a peaty tang" auch heute - knapp drei Jahre nach der Erstellung des Beitrags immer noch gerne. Allerdings gab es scheinbar ein Redesign um 2014, ob das nur die Verpackung oder auch den Inhalt betraf, entzieht sich meiner Kenntnis. Ebenso ist mir das schlechte Rating in der Whiskybase (unter 80) ein Rätsel. Wenn man kurz guckt, gibts ihn sogar weiterhin noch für unter 28 Euro bei seriösen Händlern zu erstehen. Der nette Shop im Ausland hat leider inzwischen den "with a peaty tang" ausgelistet, sodass der Preis von knapp 19 Euro pro Buddel nicht mehr da ist. Buhu... :-D

Ich finde, so aus dem Gedächtnis heraus, der Raucheinfluss geht in die Richtung von Springbank, eher Schinkenrauch, denn Medizin.

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