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...Kurzticker - Lasst sie sterben...

Warum, so frage ich mich, werden eigentlich Menschen wie eine Frau Käßmann, Anhängerin einer seit knapp 2000 Jahren bestehenden Wahns Verwirrung, bezahlte Folgerin und Verkünderin der bronzezeitlichen Niederschrift eines aus dem Nahen Osten stammenden Hirtenvolks, zu Themen wie "würdiges Sterben" als moralische Instanz in solche Diskussion eingeführt?

Was genau rechtfertigt es, das Buchgläubige im 21 Jahrhundert gesamtgesellschaftliches, moralisches Handeln vorgeben sollen?
Was macht sie offenbar in den Augen von Verantwortlichen in Medien & Politik zu moralischen Instanzen?

Wieso sollen Menschen, solche, die dem Wahn eines unsichtbaren Begleiters anhängen, jene, die sich dessen erwünschten Handlungen oder seinen stillen Worten nach glauben richten zu müssen, mir vorschreiben dürfen, wie ich mein Leben lebe bzw. wie ich es beende?

Wenn in der aktuellen Diskussion das Wort von kommerziellen Sterbehilfevereinen die Rede ist, dann ist damit nicht etwa -wie es eigentlich zu erwarten wäre- die christliche Kirche gemeint; ein Verein der sein ganzes Streben auf ein "Leben nach dem Tod" ausrichtet.
Ein Verein, der sich seine Existenz von seinen Mitgliedern und -in deutlich größerem Umfang- von Nichtmitglieder bezahlen lässt.
Sondern, es geht um Vereine die Menschen helfen wollen, freiwillig aus dem Leben zu scheiden, wenn diese es für richtig halten, also die Menschen, nicht die Vereine. ;-)
Und ja, da es ins kapitalistische System eingebettet ist, wird es -wie ich mir sicher bin- auch massiven Missbrauch geben.

Also, was sollte man schon mal nicht tun?
Menschen weiterhin -besonders gerne aufgrund von religiöser Befindlichkeit- ihr Recht absprechen Herr über das eigene Leben zu sein zum Beispiel.
Auch sollte man Menschen nicht weiterhin entmündigen und deren Leben künstlich verlängern, bis es sich gar nicht mehr rentiert.
Unseren Haustieren gönnen wir die Euthanasie, unseren Mitmenschen aber nicht, warum?
Nach welchem Kriterium verweigern wir eine denkenden Menschen Verantwortung für sein eigenes Ende zu übernehmen?

Weil es dem Menschen nicht zusteht, die Krone von Gottes Schöpfung kaputt zu machen? Also selbst kaputtzumachen.
Denn, mit dem Kaputtmachen von anderen Menschen hat Religion ja offensichtlich sonst kein Problem, es gibt ja sogar Militärpfarrer, die den ganzen Kram legitimieren, with god on our side.
Was stört Gott also daran, wenn sich der Mensch umbringt?
Nun, wenn wir mal stumpf annehmen - wobei es damit wahrscheinlich eher schlecht steht, sorry - das Gott existiert.

Man kann sich die Mühe machen, über https://www.google.de/#q=gott+suizid mal zu schauen, was es an Antworten dazu gibt, biblisch abgeleitet und mit der üblichen Kaltherzigkeit des wahren Glaubens dargebracht.
Mir ist schon nach den ersten Einblicken übel geworden.
Ich empfehle aber auch noch einen tiefen Atemzug von den anderen Themen, wie Selbstbefriedigung(Sünde!) oder Vergewaltigung(nicht schön, aber rechtfertigt nicht das ungewollte Kind abzutreiben, denn es kommt von Gott!) zu riskieren - wenn man schon mal auf diesem Misthaufen stochert.
Man kann danach eigentlich, wenn man es sich nicht- wie der blödbabbler- vorher bereits in der Bibel angelesen hatte postulieren:

Religion ist offensichtlich kein gutes, weil eben ungeeignetes Fundament für ein moralisches Gebäude des menschlichen Zusammenlebens

Es gibt nebenbei auch den Erklärungsansatz, "[...]as religion declines, we're becoming ever more civilised.", von bspw. Steven Pinker der scheinbar durch Fakten genährt wird.
Aber zurück zum Ärgernis.
Es ist schon anmaßend, Frau Käßmann und Konsorten, bspw. das selbsternannte Papstzäpfchen Matussek als Vertreter für Ethik & Moral in den Talkshows dieses Landes als Dauergäste sehen zu müssen, ganz abstrus wird es aber, wenn man ihnen Platz einräumt zu "echten" und "realen" Problemen eine Gewichtung zu geben, die sie definitiv nicht haben.

Ihnen Ihr Blödbabbler
iGing (Gast) - 13. Nov, 18:56

Wie erklären Sie sich eigentlich die Diskrepanz zwischen diesem [angeblichen] "Recht, Herr über das eigene Leben zu sein", das jetzt allüberall per Giftmischung eingefordert wird, und dieser geradezu hysterischen Reaktion in Form von Polizeieinsatz und Feuerwehr, um jemanden daran zu hindern, seinem Leben ein Ende zu setzen?
Mir kommt es vor, als sollte die ganze abstoßende Selbstmordprozedur einfach in ein klinisch sauberes Umfeld verlegt werden, zu dem man dann auch noch freundlich eingeladen wird: Ach, du armer Mensch, komm und entledige dich deines Leidens doch bitte auf hygienische Art, wir haben schon alles für dich vorbereitet, du musst nur unterschreiben.
Das ist noch viel widerlicher als jeder "öffentliche" Selbstmord und kann nur den Hirnen von Juristen entsprungen sein, die ja stets als Erfüllungsgehilfen mit Entschuld[ig]ungsfloskeln parat stehen.

bloedbabbler - 13. Nov, 20:56

Hallo IGing,...

... tjo, das ist eine gute Frage.
Ich vermute mal, das bestimmte Personengruppen (Polizisten, Feuerwehr etc.) eventuell, wenn sie gerufen werden, eine bestimmte (berufliche) Verpflichtung haben zu helfen. Egal, ob die Hilfe gewollt ist oder nicht. Öfter endet das dann ja in der Psychiatrie für den Betroffenen denn auf dem Friedhof; der Mensch wird entmündigt. Mein -ich fürchte- veralteter Ansatz ist, lasst die Menschen gewähren, zwingt sie nicht sediert und psychotherapiert in ein gesellschaftskonformes Leben, mithin lasst sie sterben.
Sie sprechen sehr abschätzig von "abstoßender Selbstmordprozedur", so als billigten sie einem Menschen nicht zu sein Leben selbstbestimmt beenden zu dürfen. Sehe ich das richtig? Wenn dem so ist, geht es also vielmehr prinzipiell gegen den Strich das Menschen von diesem Recht Gebrauch machen und nicht nur in Bezug auf eine unheilbare Krankheit und ein zu erwartendes Siechtum. Darf ich sie fragen, warum sie so denken?
Ich bin in meinem Leben bisher mit 5 Selbsttötungen in Kontakt gekommen, die allesamt erfolgreich waren. Drei Menschen von mir im realen Leben bekannten, zwei von Internetbekannten. Ich war geschockt, verstand es nicht und habe es- wenn es eine hinterlassene Familie betraf drastisch kritisiert- aber ich habe die Entscheidung an sich dennoch akzeptiert.
Es gibt natürlich diverse Krankheiten, die zu einem Suizid führen können, depressive Episoden beispielsweise, oder bipolare Störungen, bei einigen kann man tatsächlich durch eine Behandlung eine Änderung herbeiführen, aber darum ging es im Text oben an sich nicht.
Es geht in der aktuellen Diskussion darum, ob totkranke Menschen das Recht haben sollen, auf Wunsch von dieser Welt abzutreten, sich selbst oder -wenn das nicht mehr möglich ist- auf Bitte hin sterben zu dürfen. Und ich vermute mal, es ist deutlich weniger belastend für z.B. Angehörige der Polizei, Lokführer oder auch Familienangehörige, wenn man nicht das Hirn an der Wand abkratzen muss, sondern ein Gift für ein saubereres Ableben sorgt.

Da sie offenbar ein Recht auf das eigene Leben nicht sehen, so interpretiere ich ihr -[angeblichen]- würde mich interessieren, in wessen Hand sie das Leben jedes Einzelnen sehen.
iGing (Gast) - 13. Nov, 22:30

"saubereres Ableben" - da steckt genau diese Einstellung drin, die ich oben kritisiert habe. Soziale Peinlichkeit mit "sauberem Ableben" zu kaschieren, löst mehr Abneigung bei mir aus als die Vorstellung, jemand macht in einem gegen sich selbst gerichteten Affekt eine elende Sauerei. Das zeigt wenigstens, dass er so verzweifelt war, dass er alles in Kauf genommen und über den Haufen geworfen hat, was ihm in der bloß kalkulierenden Vorstellung peinlich hätte sein können.

Jemand, der sich wirklich selbst töten will, findet auch einen Weg. Ich verurteile das nicht, aber ich sehe es als einen sinnlosen Akt an. Dieser Mensch ist/war sich der Besonderheit seines Lebens nicht bewusst. Mich stört das nicht, es ist mir wirklich herzlich egal, aber es ist schade für ihn selbst, und zwar insofern, als ihm eine Bewusstwerdung versagt bleibt bzw. er sie sich selbst versagt.

Wenn ich mich gegen die derzeit gängige Propagierung des "selbstgewählten" Freitods wehre, dann nicht, weil ich den verzweifelten Selbstmörder verurteile, sondern weil gerade die juristische Prozedur, die dem Ableben den ach so sauberen Anstrich verleiht/verleihen soll, dem Missbrauch Tür und Tor öffnet, indem eben irgendwann auch ein Anderer über den Tod eines Menschen bestimmen kann und sogar muss. Der Gipfel dieser Seite der Medaille ist z.B. der Fall des Prof. Walter Jens, der in einer Verfügung festgelegt hatte, dass er in einem bestimmten Falle sterben wolle, und als dieser eintrat, mit einfachen Worten seine Frau dazu bewegte, gegen diese Verfügung zu handeln, sprich: ihn leben zu lassen. Da wird nun allen Ernstes von manchen Leuten eingefordert, sie hätte die Verfügung befolgen müssen, da diese ja juristische Gültigkeit hatte. Das finde ich absurd.

Inwiefern kann ein Mensch ein "Recht auf das eigene Leben" haben? Das kann er nur haben, wenn er über dieses Leben auch in der Weise verfügen könnte, dass er selbst sich ins Leben holt, also sich selbst das Leben gibt. So leicht es ist, dieses Leben auszulöschen, so schwer und geradezu unmöglich ist es, Leben in seinem eigenen Körper zu initiieren. Kein Mensch hat sich das Leben selbst gegeben; auch seine Eltern haben es ihm nicht gegeben; sie haben die Zutaten für den Körper zur Verfügung gestellt, aber ob oder dass dieser Körper anfängt zu atmen, darauf haben sie keinen Einfluss. Ich weiß nicht, wodurch wir - zumal als unserer selbst bewusste Wesen - ins Dasein kommen/gekommen sind. Deshalb würde ich es nennen: Das Leben gibt sich uns. Da ich also vom Leben selbst total abhängig bin in meiner eigenen Existenz - ohne das Leben gäbe es mich nicht -, verdanke ich dem Leben alles. Nichts könnte ich ohne dieses Leben --- auch nicht leiden.

Meine Überzeugung ist: Es gibt nur eine Haltung, die man ernsthaft dem Leben gegenüber einnehmen kann, und das ist Dankbarkeit dafür, dass das Leben sich mir gibt. Mit jedem Atemzug. Was dann hinterher kommt, wenn das mit dem Atmen vorbei ist, weiß ich nicht, und darüber denke ich auch nicht viel nach. Es gibt Leute, die sagen, dass es dann irgendwie anders weitergeht, aber ob das stimmt, weiß ich nicht. Aber jetzt lebe ich, das weiß ich. Also ist das jetzt meine einzige Chance, etwas zu verstehen vom Leben ... vom Lieben und vom Leiden. Ja, auch vom Leiden, warum nicht? Wenn Leiden zum Leben dazugehört, wäre es ja grotesk, etwas vom Leben verstehen zu wollen, ohne auch das Leiden zu akzeptieren. Aber das sage ich nur für mich, ich schreibe Anderen nicht vor, was sie tun sollen.

Mein Vater starb an Darmkrebs. Die Schmerzen, die er ertragen musste, ließen mehr als einmal die Frage nach Selbsttötung aufkommen. Er selbst entschied sich dagegen. Ich bin überzeugt, dass er sich damit die Chance gegeben hat, sein Leben bis zu seinem 'eigentlichen' Ende zu leben.
bloedbabbler - 14. Nov, 13:43

Hallo IGing

"saubereres Ableben" - da steckt genau diese Einstellung drin, die ich oben kritisiert habe. Soziale Peinlichkeit mit "sauberem Ableben" zu kaschieren, löst mehr Abneigung bei mir aus als die Vorstellung, jemand macht in einem gegen sich selbst gerichteten Affekt eine elende Sauerei. Das zeigt wenigstens, dass er so verzweifelt war, dass er alles in Kauf genommen und über den Haufen geworfen hat, was ihm in der bloß kalkulierenden Vorstellung peinlich hätte sein können.
Dir ist schon bewusst, das ich mit sauberem Ableben meinte, das man -wie ich oben schrieb- nicht sein Hirn verspritzt und die Menschen, die sich damit beschäftigen müssen, zusätzlich traumatisiert. Falls dir allerdings an einer mehr semantischen Diskussion gelegen sein sollte, lege ich zukünftig die Worte noch stärker auf die Goldwaage als bisher. ;-)
Ich verstehe nicht ganz, was du mit sozialer Peinlichkeit meinst. Wenn sich eine Gesellschaft Gedanken macht, wie man seinen Mitgliedern einen schmerzfreien und selbstbestimmten Tod gewähren kann, ist das für dich eine soziale Peinlichkeit? Im Vergleich zu was?
Ich verurteile das nicht, aber ich sehe es als einen sinnlosen Akt an[...] aber es ist schade für ihn selbst, und zwar insofern, als ihm eine Bewusstwerdung versagt bleibt [...]
Das impliziert, dass du im Leben einen Sinn vermutest und den als Grundlage deines Handelns anlegst. Kann man machen, muss aber nicht für andere Menschen gelten. Soweit ich den Stand der Diskussion betrachte, scheint es so zu sein, das der einzige Sinn der ist, eine Reproduktion unserer bestimmenden Gene zu realisieren. Dafür müssen/sollten wir möglichst am Leben bleiben. Mehr ist da nicht. Das der Mensch trotzdem versucht alles mit einem Sinn zu versehen, so wie er die Natur im Ganzen als beseelt & teleologisch ansieht, ist ein charmanter Wesenszug, aber das ist sie erst mal nicht. Wenn du dich dadurch besser fühlst, dann kannst du versuchen deinem Leben einen Sinn zu geben, manche machen das, indem sie sich selbst unfrei setzen und sich einem eingebildeten obersten Wesen unterwerfen, wieder andere indem sie versuchen die Menschheit 'voran' zu bringen. Das ist jedem selbst überlassen, aber dieser individuelle Weg ist sicherlich nicht zwangsläufig maßgeblich für den Rest von uns.

Du schreibst, [...] den ach so sauberen Anstrich verleiht/verleihen soll, dem Missbrauch Tür und Tor öffnet, indem eben irgendwann auch ein Anderer über den Tod eines Menschen bestimmen kann und sogar muss.
Aber genau das findet doch gerade statt, immer und immer wieder. Andere Menschen bestimmen, dass du nicht selbst bestimmen darfst oder kannst, ob du noch leben möchtest. Hier findet ein Zwang statt, der Zwang das Ableben hinauszuzögern bzw. palliativ zu begleiten - der sterbende bzw. totkranke Mensch wird entmündigt. Es geht, wie auch in den Debatten um Rechte für Homosexuelle doch nicht darum, dich zu zwingen dich selbst zu richte, sondern eben Menschen –die das wollen- dieses Recht nicht vorzuenthalten. So wie niemand gezwungen wird statt einer heterosexuellen Heirat eine homosexuelle zu machen, zwingt dich auch niemand zum Suizid.
Ich kenne das Beispiel von Herrn Jens nicht, weiß nur das er -an Demenz erkrankt- zum Ende hin vermutlich eben nicht mehr "Herr über seine Sinne" war, was natürlich die Grundlage für ein selbstbestimmtes Handeln ist / sein muss.

Inwiefern kann ein Mensch ein "Recht auf das eigene Leben" haben? Das kann er nur haben, wenn er über dieses Leben auch in der Weise verfügen könnte, dass er selbst sich ins Leben holt, also sich selbst das Leben gibt. So leicht es ist, dieses Leben auszulöschen, so schwer und geradezu unmöglich ist es, Leben in seinem eigenen Körper zu initiieren. Kein Mensch hat sich das Leben selbst gegeben; auch seine Eltern haben es ihm nicht gegeben; sie haben die Zutaten für den Körper zur Verfügung gestellt, aber ob oder dass dieser Körper anfängt zu atmen, darauf haben sie keinen Einfluss. Ich weiß nicht, wodurch wir - zumal als unserer selbst bewusste Wesen - ins Dasein kommen/gekommen sind. Deshalb würde ich es nennen: Das Leben gibt sich uns. Da ich also vom Leben selbst total abhängig bin in meiner eigenen Existenz - ohne das Leben gäbe es mich nicht -, verdanke ich dem Leben alles. Nichts könnte ich ohne dieses Leben --- auch nicht leiden

Wenn das dein philosophischer Ansatz ist, bitte. Meiner ist es nicht.
So, wie ich einer Frau das Recht der Selbstbestimmung über einen in ihr heranwachsenden Zellhaufen zugestehe (Mein Bauch gehört mir!), so gestehe ich auch jedem das Recht zu mit seinem Leben zu machen was er will. Das du durch das "Wunder des Lebens" dem Lebenden die Verfügbarkeit absprichst ist in deinem Schöpfungsgebilde sicherlich nachvollziehbar, das Konzept an sich allerdings nicht. Wie genau würdest du denn die Menschen reglementieren wollen, damit sie das ihnen 'von wem oder was auch immer' geschenkte Leben nicht schädigen? Darf man körperlich arbeiten? Darf man fettes Essen zu sich nehmen, gar rauchen oder Alkohol trinken, Dinge die das Leben an sich gefährden. Darf der -in deinem Szenario- offenbar unmündige Mensch, denn irgendjemand hat ja scheinbar einen Plan für sein Leben, denn irgendetwas? Wer, wenn nicht der Mensch der lebt -warum auch immer- sollte darüber bestimmen können, wie es mit ihm zu Ende geht. Von den Gegnern wird gerne möglicher Missbrauch angeführt, darauf wies ich ja im Text hin, aber glaubst du wirklich, dass spontan das gros deiner Mitmenschen sich entschließt durch Hilfestellung aus dem Leben zu scheiden?
Ich nicht! Es geht nur darum ihnen die Möglichkeit zu geben.
Glaubst du nicht, dass es sich dabei nur um einen kleinen Teil handeln wird, jene die auch sonst drastischere und unwürdigere Mittel finden könnten, oder die eben den beschwerlichen Weg in die Schweiz auf sich nehmen müssen?
Statt zuhause –gerne auch im Kreis der Lieben- sterben zu dürfen, geht’s stattdessen in schlechtem Allgemeinzustand in ein fremdes Land und eine fremde (sterile)Umgebung mit fremden Menschen.

Aber jetzt lebe ich, das weiß ich. Also ist das jetzt meine einzige Chance, etwas zu verstehen vom Leben ... vom Lieben und vom Leiden. Ja, auch vom Leiden, warum nicht? Wenn Leiden zum Leben dazugehört, wäre es ja grotesk, etwas vom Leben verstehen zu wollen, ohne auch das Leiden zu akzeptieren. Aber das sage ich nur für mich, ich schreibe Anderen nicht vor, was sie tun sollen.
Da bin ich komplett bei dir. Auch mir liegt die Idee mein Leben quasi grundlos zu beenden fern. Dennoch sollte man eben -für den schlimmen Fall- Menschen die Möglichkeit selbstbestimmt Schluss zu machen nicht nehmen.
Nach deiner esoterisch anmutenden Schöpfungsgeschichte habe ich allerdings den leisen Verdacht, dass du selbst noch nie mit starken Schmerzen bei bspw. einer schweren Krankheit gesegnet warst. Ich wünsche dir, dass das so bleibt - kann dir aber aus eigener Anschauung erklären, ich mag sowas nicht (mehr) wenn es auf mein Ende zuginge. Das Klicken auf Infusionsgeräte mit Dämmerstoffen -um gegen die Schmerzen anzukommen- ist für mich definitiv keine Lösung.
Und eine drohende Demenz oder ein Hirntumor sind für mich klare Indikatoren den Kampf nicht bis zum Ende ausfechten zu wollen.
Ich weiß das ist jetzt nicht wissenschaftlich, sondern anekdotisch, aber sieh‘ es mir bitte nach.

Mein Vater starb an Darmkrebs. Die Schmerzen, die er ertragen musste, ließen mehr als einmal die Frage nach Selbsttötung aufkommen. Er selbst entschied sich dagegen. Ich bin überzeugt, dass er sich damit die Chance gegeben hat, sein Leben bis zu seinem 'eigentlichen' Ende zu leben.
Das tut mir sehr leid.
Und ich verstehe ebenso, wenn dein Vater sich dagegen entschieden hat. Denn er durfte das. Sich dafür entscheiden es hinzunehmen, andere Menschen möchten das aber vielleicht nicht. Diese dürfen nicht für sich entscheiden.
Wobei mir aber nicht klar ist, wieso eine tödliche Krankheit für dich logischerweise das 'eigentliche' Ende bedeutet.
Mit dieser Logik, Leben wird gegeben, Leben wird genommen, sollte man im Leben dann eigentlich auch keinerlei andere Vorkehrungen treffen, wie bspw. Impfungen, Antibiotika etc.
Eine Krankheit die heute tödlich und qualvoll sein kann, muss das morgen nicht mehr unbedingt sein.
Eventuell -wenn die Wissenschaft bereits einen Schritt weiter wäre, könnte bei heute tödlichen Krankheiten wie bspw. Darmkrebs schon eine Heilung stattfinden.
Wie kommst du also darauf, dass die Erkrankung und im Gefolge der Tod vorgesehen waren. Wieso sollten Menschen Schmerzen erleiden müssen, wenn sie das nicht wollen. Manche Erkrankungen sind -wie es scheint- in großem Maße zufällig, andere verweisen auf Genmutationen, aber selbst die Erhöhen lediglich die Möglichkeit an etwas zu erkranken.
iGing (Gast) - 15. Nov, 01:21

Warum sollte jemand, der sich umbringt, weil er keinen anderen Ausweg findet, auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwenden, was mit seinen körperlichen Überresten passiert und ob dadurch jemand traumatisiert wird oder nicht? Soll ihm der Anblick, den er nach seiner Tat bieten wird, etwa schon vor der Tat peinlich sein vor seinem sozialen Umfeld? Das meinte ich mit "sozialer Peinlichkeit".
Umgekehrt zeigt das soziale Umfeld, "die Gesellschaft", dass sie der Peinlichkeit entgehen möchte, indem sie "saubere Lösungen" anbietet. Oder wieso sollte sonst die Gesellschaft solche Lösungen anbieten? Es kann - ich wiederhole mich - sich jeder selbst das Leben zu nehmen, dazu braucht es keine gesellschaftliche Erlaubnis und keine gesellschaftliche Hilfestellung.

Ich habe keine Ahnung, was der "Sinn des Lebens" ist. Außer eben zu leben und das auch zu wollen. Da das Wollen in diesem Fall keine zielgerichtete Handlung sein kann, mithilfe derer ich mir selbst Leben verleihe, ist es eher ein Annehmen des Lebens. Woher auch immer ich es habe - es ermöglicht mir zu fühlen, zu denken, mir meiner selbst bewusst zu werden. Also, wenn das nichts Besonderes ist! Und mit biologischer Reproduktion hat das zunächst mal überhaupt gar nichts zu tun. Um Freude fühlen zu können, brauche ich keine Nachkommen.

Es mag sein, dass nur wenige die "Hilfestellung" zur Selbsttötung in Anspruch nehmen (würden). Wie kommt es dann, dass man schon von "Hunderten in den Niederlanden" liest? Und was ist mit dem umgekehrten Fall, wo jemand nicht mehr "Herr seiner Sinne" ist oder es nie war und ein Anderer die Entscheidung treffen muss, was mit diesem Menschen passieren soll - den könnte man dann doch guten Gewissens auch gleich mit in den Tod schicken ... ja? Es ist doch nur eine juristische Frage! Wenn die ihrer Sinne mächtige Gesellschaft es erlaubt ... wer sollte es ihr verbieten?

Ich habe nirgends gesagt, dass eine Krankheit "vorgesehen" oder dass das "eigentliche Ende" eine tödliche Krankheit sei. Vielmehr meine ich mit dem "eigentlichen Ende", dass jeder Atemzug, der in diesem Körper möglich war, genommen worden ist.

Und doch, ich war einmal sehr krank. (Und ich meine jetzt nicht die Masern.)
bloedbabbler - 17. Nov, 19:37

Hallo IGing, sorry für die ...

... die späte Antwort, aber twoday.net war die letzten Tage leider komplett down. :-/

Warum sollte jemand, der sich umbringt, weil er keinen anderen Ausweg findet, auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwenden, was mit seinen körperlichen Überresten passiert und ob dadurch jemand traumatisiert wird oder nicht?
Tun diese Menschen tatsächlich meist nie, deshalb sollte man sich sowas -als Gesellschaft- doch trotzdem durch den Kopf gehen lassen. Wenn sich jemand nicht vor einen Zug schmeißt, weil er eine 'Alternative' hätte, wäre es eben weniger traumatisch für Lokführer, auch wenn uns die deutsche Presse lehrt das man die natürlich zu hassen habe, wegen Terrormörderstreikattentaten und so. ;-)
Soll ihm der Anblick, den er nach seiner Tat bieten wird, etwa schon vor der Tat peinlich sein vor seinem sozialen Umfeld? Nicht peinlich, aber er könnte bedenken was er damit eventuellen Kindern oder eben fremden Menschen antut.
Umgekehrt zeigt das soziale Umfeld, "die Gesellschaft", dass sie der Peinlichkeit entgehen möchte, indem sie "saubere Lösungen" anbietet.
Nun beschleicht mich leider das arge Gefühl, das du es nicht verstehen willst oder kannst. Es geht nicht in erster Linie um saubere Lösungen(allerdings würde ich die vorziehen), sondern darum Menschen selbstbestimmt aus dem Leben schieden zu dürfen. Nicht jedoch indem sie sich vor Züge werfen, sich den Schädel wegpusten oder mit dem Auto in eine Tankstelle rasen müssen. Es geht, auch wenn wir eine wenig davon abgewichen sind, weil wir einen prinzipiellen Exkurs zum Thema Suizide eingelegt haben, darum das jemand am Ende seiner Tage (schwerkrank oder eben des Lebens überdrüssig) die Möglichkeit gegeben werden kann, dies auch zu tun. Und zwar nicht indem er in fremde Länder reisen muss oder sich auf dem Schwarzmarkt eine Pistole zulegt. Sondern ruhig, am besten im Kreis von eventuellen Lieben(Familie, Freunde, Katze) selbst zu entscheiden das es reicht und dann durch kontrollierte Gabe eines Giftes zu entschlafen. Und ja, es ist wahrscheinlich trotzdem nicht so schön, aber sicher um Längen besser, als die vorher aufgezeigten Möglichkeiten.

Also, wenn das nichts Besonderes ist! Und mit biologischer Reproduktion hat das zunächst mal überhaupt gar nichts zu tun. Um Freude fühlen zu können, brauche ich keine Nachkommen.
Dies war mein Versuch dir zu erklären, dass es offenbar kein Zielgerichtetes in der Natur, keinen Masterplan (zu der auch wir gehören) gibt. Das wir lebendigen Wesen vermutlich nur Träger der Gene, genauer der Programme darin sind.
Dass die meisten meiner Mitmenschen sich ihrer selbst dennoch bewusst sind oder sogar über Vernunft verfügen, erscheint mir - an den meisten Tagen an denen ich ihrer habhaft werde- zumindest fragwürdig.
Auch wenn du dich ohne Kindern freuen kannst, geht mir genauso - je weiter weg, desto größer die Freude-, ist es -wenn man Evolution ernst nimmt- scheinbar aber doch die Weitergabe der Gene die zählt, nicht jedoch, dass du glücklich bist. Wenn es allerdings von Nutzen ist, dass du am Leben bleibst und die Chance besteht, dass du dich erfolgreich fortpflanzt, eben dadurch, dass du glücklich bist, wird vermutlich eine Auslese es in diese Richtung begünstigt haben.
Und es geht in der Natur auch wieder nicht darum das du Nachkommen brauchst um etwas empfinden zu können, sondern einfach nur das sie da sind. Mehr ist da erstmal nicht.

Es mag sein, dass nur wenige die "Hilfestellung" zur Selbsttötung in Anspruch nehmen (würden). Wie kommt es dann, dass man schon von "Hunderten in den Niederlanden" liest?
Keine Ahnung, ich kann kein niederländisch. ;-) Aber die Fallzahlen die ich gesehen habe, selbst bei den klar motivierten Hetzern religiösen Gruppen, zeigt nichts von einem Dammbruch. Vielleicht kannst du ja einen Link zu belastbarem Zahlenmaterial liefern, das dir vorlag, als du davon schriebst. Aber bitte nicht unbedingt von Kath.net oder den Lebensschützern.
Ich zitiere mal aus der Zeit, in der am Beispiel Oregon -auch in Relation zu Deutschland Fallzahlen vorliegen:Ihrem jüngsten Report kann man entnehmen, dass seit 1997 insgesamt 752 Männer und Frauen in Oregon so ihrem Leben ein Ende gesetzt haben: mit einer Überdosis Pentobarbital oder Secobarbital. Die große Mehrheit von ihnen waren Krebspatienten. Über die Jahre sind die Zahlen kontinuierlich gestiegen. Die aktuellsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2012, für das die Statistik 85 Suizide ausweist (übertragen auf die deutsche Bevölkerung entspräche dies circa 1.500). Eine "Welle von Selbstmorden", wie Kritiker vorausgesagt hatten, erlebte Oregon nicht: Von 1.000 Todesfällen lassen sich im Schnitt zwei auf das Sterbehilfegesetz zurückführen. Für Befürworter des Oregoner Modells wie Ralf Jox zeigt dies, "dass keinesfalls automatisch alle Dämme brechen, wenn man die Suizidbeihilfe in engen Grenzen ermöglicht". Zeit online
Ich habe mir mal eben die Fallzahlen für im Straßenverkehr getötete Menschen in Deutschland für die Monate Januar -August 2014 angeschaut, wir sprechen hier bereits von 2179, nur um mal eine Relation zu setzen zu den ca. 1.500 Toten aus dem Zitat.
Und was ist mit dem umgekehrten Fall, wo jemand nicht mehr "Herr seiner Sinne" ist oder es nie war und ein Anderer die Entscheidung treffen muss, was mit diesem Menschen passieren soll - den könnte man dann doch guten Gewissens auch gleich mit in den Tod schicken ... ja?
O.k. du magst es ein wenig polemischer. Nun, mit der deutschen Historie sollte man vorsichtig sein damit, Menschen mir nichts dir nichts in den Tod zu schicken. Der Schatten des Dritten Reichs hängt ja -wie ein Damoklesschwert- über der Diskussion über Euthanasie und verlangt zu Recht einen bedachten Umgang mit dem Thema. So, wie ich eine Patientenverfügung habe, die regelt was man mit mir machen soll, wenn es mal alles schief gelaufen ist, eine Betreuungsvollmacht etc. so kann ich natürlich auch regeln, das man mich aktiv, nicht nur durch weglassen lebensverlängernder Maßnahmen, behandelt. Ich kann -wie auch mit einem Testament- meinen Willen äußern und festschreiben für den Fall, dass mein Wille nicht mehr artikulierbar ist. Aber es geht in der originären Diskussion immer noch darum, das Menschen die aus freiem Willen wegen Krankheit oder anderer persönlicher Gründe nicht mehr leben wollen, dies auch dürfen. Das jemand, der diesen Menschen dabei hilft, nicht als Mörder angeklagt wird, sondern als das gesehen wird was er ist, Sterbehelfer.

Vielmehr meine ich mit dem "eigentlichen Ende", dass jeder Atemzug, der in diesem Körper möglich war, genommen worden ist.
Das sei dir unbelassen.
Nochmal, es geht in der Diskussion nicht darum dich zum Suizid zu drängen, sondern, es geht darum Menschen die es wollen ihn nicht vorzuenthalten und eine Kriminalisierung greifen zu lassen, wenn ihnen jemand dabei assistiert.
Und doch, ich war einmal sehr krank.
Dann bist du schmerzunempfindlicher, als ich es inzwischen bin. Ich hatte eine OP, bei der die Spinalanästhesie nicht gegriffen hat, bzw. nur wenig. Ich erfuhr später, dass die das auch gar nicht hätte können. Ich habe nur noch darum gebettelt mehr Morphium zu bekommen, bis sie mir nichts mehr geben durften. Die Schmerzen waren furchtbar, aber es war immerhin absehbar, dass sie über die Zeit weniger würden - bei den meisten Krankheitsbildern, bei denen man an einen Suizid denkt, werden die immer mehr & immer stärker. Wie gesagt, wer das aushalten kann & will, gerne - mein Fall wäre und ist es definitiv nicht.

Und mir ist immer noch nicht klar, warum du so vehement die Möglichkeit ablehnst.
Das Leben auszukosten, zu leben, wie du schreibst, ist dir ja unbenommen.
Es geht aber doch in der Diskussion darum, sich Gedanken zu machen, was man denn macht, wenn der Sommer fern und die Wiesen nicht mehr grün sind und Schmerzen, Leid und Qual vor der Tür stehen.
Menschen zu verwehren, sich anders als du zu entscheiden, erscheint mir unnötig und grausam.
pathologe - 14. Nov, 14:05

Ich

persönlich finde die Diskussion zwischen iGing und dem Hausherren interessant und werde mich da auch nicht einmischen.
Indes warte ich gespannt auf den Moment, in dem von "Verwehrung des Paradieses bei Selbsttötung" angefangen wird. Und werde mich dann fragen, ob es da Abstufungen hinsichtlich von Selbstmordattentätern gibt, die ja offensichtlich mit 72 Jungfrauen dafür entlohnt werden sollen? Während einer Person, die total eigennützig nur ihrem eigenen Leben ein Ende setzt, keinerlei Belohnung zusteht? Somit würde die "Entmündigung" von Attentatsopfern ein einträgliches postmortales Geschäft in Sachen Erstbenutzersextourismus mit Einfachfahrkarte.

Aber lassen Sie sich durch mich nicht stören.

iGing (Gast) - 17. Nov, 17:48

Na ja, eine etwas andere Sicht der Dinge herabzuwürdigen, indem man sie in die Ecke "Wunschdenken" drängt, ist ja eine Spezialität Ihrer Zunft. Wieso sollte ausgerechnet der Lebensimpuls nicht von einer Energie herrühren? Was bringt ihn denn in Gang? Wenn es nur um ein Wort geht - geschenkt; nennen wir es halt anders (bloß wie?). Ich nenne es einfach das Leben. Was das ist? Das was ein Lebendiger hat im Gegensatz zu einem Toten. Was ist daran Wunschdenken?
iGing (Gast) - 18. Nov, 00:18

Wie nennen Sie das, was bewirkt, dass ein Körper anfängt zu atmen? Fertig gebildet - keine Zelle fehlt! - kann der Körper dennoch auch tot geboren werden. Einem Toten, der jahrzehntelang gelebt hat, fehlt auch nichts Materielles. Wieso atmet er dann nicht?
Außerdem geht es mir nicht darum, die Existenz von irgendetwas zu behaupten, was nicht nachweisbar ist, sondern eher darum, auf etwas aufmerksam zu machen, was offensichtlich ist. So sehe ich es jedenfalls.
rosmarin (Gast) - 18. Nov, 13:59

ich habe mit interesse die bisherige diskussion gelesen.
meine eigene haltung zum thema der erlaubten oder gar unterstützten selbsttötung ist da sehr zwiegespalten und ich möchte nicht noch weitere lange texte hinzufügen.
nur zwei kleine anmerkungen:
1) über eine private verbindung, in der es um die genannte thematik ging, habe ich erfahren, was der schweizer club für seine dienstleistung der unterstützten selbsttötung eigentlich an geld nimmt. oha.... kann ich da nur sagen. ein lohnenswertes geschäft (10.000 euro... und ja.... das ist verbrieft)
2) die sicherheit, mit der hier vermeintlich sachlich auf einiges verwiesen wird, geht mir gegen den strich. das gene "programme" seien, denen die biologie einfach folgt, ... nun, das wird so mancher genetiker sicher nicht unterschreiben. wir wissen von einigen krebsarten, dass sie genetisch "programmiert" sind. dennoch kommt es nicht immer im falle einer entsprechenden genausstattung auch zur krebserkrankung.
religionen glauben. soweit - so gut. wissenschaft ist auch erst mal nur ein tragfähiges denksystem, eine verabredung zwischen menschen. fertig. die einen über die anderen zu heben widerstrebt mir.

bloedbabbler - 18. Nov, 19:14

Hallo rosmarin. :-)

Freut mich, wenn die Diskussion Interesse fand.

meine eigene haltung zum thema der erlaubten oder gar unterstützten selbsttötung ist da sehr zwiegespalten[...]
Inwiefern zwiegespalten? Sie finden es doof, aber es ist nötig? Oder eher: kein Mensch hat das Recht dazu, was ja ungefähr der Ansatz von Frau IGing wäre,jedoch eine gesetzliche Regelung die diese Entmündigung stoppt ist wichtig?
Das würde mich tatsächlich interessieren, da ich leider dazu neige Dinge, wenn ich sie mal durchdacht habe, eher schwarz oder weiß zu sehen, obwohl in bestimmten Fragen wohl manchmal tatsächlich Graubereiche akzeptabel wären.
[...] und ich möchte nicht noch weitere lange texte hinzufügen.
Das ist schade, denn so macht es das schwer für mich auf ihre kurzen Anmerkungen sinnvoll, das heißt tiefer einzugehen.
Deshalb etwas ruppig nur kurz meine Sicht dazu.
was der schweizer club für seine dienstleistung der unterstützten selbsttötung eigentlich an geld nimmt. oha.... kann ich da nur sagen. ein lohnenswertes geschäft (10.000 euro... und ja.... das ist verbrieft)
Und das sich dieser Club das teuer bezahlen lässt ist
a) unmoralisch, weil Geld per se unmoralisch ist?
b) ein guter Grund für ein besseres Verfahren in Deutschland?
c) für sie Grund genug das Procedere des freiwilligen Sterbens kategorisch abzulehnen?
Ich sehe erst mal -ganz kapitalistischer Markt- Angebot und Nachfrage regieren. Wenns mehr Stellen gibt, sinkt bestimmt auch der Preis, gelle. ;-)

die sicherheit, mit der hier vermeintlich sachlich auf einiges verwiesen wird, geht mir gegen den strich.
Sie werden -wenn sie nochmal die Muße aufbringen mögen, feststellen, dass ich gewöhnlich den Konjunktiv in wissenschaftlichen Fragen benutze, bspw. auch in den Bereichen die sich um Gene und deren vermutliche 'Absichten' drehen. Mithin das genaue Gegenteil der mir von Ihnen vorgeworfenen Sicherheit. Ich verstehe die Erklärungsansätze die mir bspw. über Dawkins Bücher "The Selfish Gene", "The Blind Watchmaker: Why the Evidence of Evolution Reveals a Universe without Design" und "River Out of Eden: A Darwinian View of Life" nahegebracht wurden, so wie ich sie oben in zwei Nebensätzen eingeflochten habe. Das ich damit vermutlich der aktuellen Diskussion mit einem Genetiker, welcher Schule?, nicht das Wasser reichen kann, versteht sich von selbst. Ich behaupte gewöhnlich nicht, zumindest seit ich das 18. Lebensjahr hinter mir gelassen habe, die Welt verstanden zu haben. Dennoch versuche ich sie täglich besser zu verstehen, und das, da komme ich zum Teil ihres Textes der pures Kopfschütteln ausgelöst hat, da er quasi Gleichwertigkeit von Religion & Wissenschaft suggeriert, eben mit Hilfe von Literatur, die auf wissenschaftlicher Methode basiert.
Aber ich muss noch schnell zu ihrem Satz hüpfen, der sich mit Dispositionen beschäftigt.
Sie schreiben:wir wissen von einigen krebsarten, dass sie genetisch "programmiert" sind. dennoch kommt es nicht immer im falle einer entsprechenden genausstattung auch zur krebserkrankung.
Ich schrieb:Manche Erkrankungen sind -wie es scheint- in großem Maße zufällig, andere verweisen auf Genmutationen, aber selbst die Erhöhen lediglich die Möglichkeit an etwas zu erkranken.
Was wollen sie mir also mitteilen? Dass es keine bloße Kausalität zwischen Gen und Erkrankung gibt, bzw. geben muss. Das sehe ich genauso und vertrete es.

Sie meinen also allen Ernstes, dass eine Gleichwertigkeit zwischen dem System Religion und Wissenschaft gegeben ist?
Sie erwarten Erkenntnisgewinn und Fortschritt tatsächlich von einem System, das es sich als Dogma gegeben hat, das man alles was nicht erklärbar ist, auf ein Superwesen zurückführt?
Das ist nicht ihr Ernst, oder?
Wissenschaft kann sich irren, verfeinert jedoch permanent die Instrumente und liefert Resultate die gewöhnlich verifizierbar bzw. falsifizierbar sind. Wenn sie zu Gott beten das er Regen schicken soll und es regnet nicht, haben sie nicht genug gebetet. So sieht der Ansatz der Religion dazu aus.
Man sollte sich -und hier werde ich tatsächlich mal eindeutig- nicht davon abbringen lassen, die Minderwertigkeit von Religionen auszusprechen, denn sie liefern -im Gegensatz zur Wissenschaft- definitiv keinen Erklärungsansatz für irgendwas. Never.
rosmarin - 20. Nov, 11:39

Lieber Herr Blödbabbler,
also dann will ich mal versuchen, einige subjektive Antworten - also meine Meinung - ein bisschen genauer zu erläutern.
Wenn ich schreibe, meine eigene Haltung sei zwiegespalten, dann meine ich, dass ich der Selbsttötung ablehnend gegenüber stehe. Tatsächlich bin ich eher bei iging. Unser Leben - wurde uns gegeben und ich empfinde es als Geschenk. "Von wem" könnte man jetzt fragen.
Da ich kein Mitglied einer Religionsgemeinschaft bin ist es mir egal, ob Sie es nun "Gott, Natur, Zufall od. chemische Reaktion" nennen. Ich halte jeden dieser Begriffe für größer als unser individuelles Sein und hänge eher dem alten Gefühl "einer hat's gegeben - einer hat's genommen" an.
Da auch ich des Denkens fähig bin ist mir natürlich klar, dass Menschen dies ganz anders sehen, als ich das z.B. tue. Diese Menschen müssen die juristische Möglichkeit haben, diese Entscheidung zu treffen.
Daher bin ich zwiegespalten im Sinne von: ich bin dagegen, aber erlaubt muss es sein.

Was mir an der gegenwärtigen Diskussion - neben der von Ihnen erwähnten Gesichter in den Talkrunden - missfällt, ist der Zusammenhang zwischen demographischer Entwicklung, wirtschaftlicher Entwicklung und dem salonfähigdiskutieren der legalisierten Sterbehilfe.
Ein Schelm wer dabei böses denkt?

Und ja... @schweizer Club: es widerstrebt mir zutiefst, das daraus ein unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten..."Erfolgsmodell" gemacht wird. Ich habe mit Geld und Marktwirtschaft im Prinzip recht wenig Probleme. Aber es gibt eine ethische Grenze. Mit höherer Anzahl kinderloser Paare wird ja auch die Adoption nicht teurer. Ebenso sollte die Selbsttötung keinesfalls zum geldbringenden Job werden. Natürlich ist es ähnlich bei Drogen: nur was illegal erworben wird, ist teuer. Auch dies sicher ein Grund, die assistierte Selbsttötung zu erlauben und damit den Markt zu verkleinern.

@Gene und ihre vermeintlichen Programme: offenbar habe ich Sie da eingeschränkter verstanden, als Sie es gemeint haben.

@Religion & Wissenschaft: Ich bin selbst in einer der Wissenschaften ausgebildet und daher setze ich Religion und Wissenschaft sicher nicht gleich. Ich bin nicht sicher, ob ich es richtig in Erinnerung habe, aber nach Popper geht es nicht um Verifikation von Hypothesen, sondern um Falsifikation.
Demnach bentutz der ein oder andere Wissenschaftler gerne eine Sprache, die nicht sauber ist. Denn "wir wissen".... würde ein ernsthafter Wissenschaftler so nicht sagen.

Das Religionsbashing ist mir allerdings zu mainstreamig :-)
Es gibt ja Wissenschaftsgläubige und Andersgläubige. Irgendwas glauben wir alle und die Argumente unterscheiden sich. Auch im Namen der Wissenschaft wurde gemordet und gequält (ich denke hier an die Medizin des 3. Reiches), und im Namen der Religion ist dies ebenso.
Ich sehe es so.... der Mensch quält und mordet.... und ändert die Begründungen warum er dies tut.

Herzlichen Gruß, Ro
bloedbabbler - 20. Nov, 12:43

Hallo rosmarin,...

... Danke, dass sie sich die Zeit genommen haben und ihren Standpunkt bzw. ihre Sichtweise etwas deutlicher gemacht haben. :-)
Da ich ein wenig in Hetze bin, als alter Hetzer bauartspezifisch sozusagen :-D, der für mich wichtigste Satz in ihrem Kommentar, da er es auf genau meinen Ansatz zurückführt:Daher bin ich zwiegespalten im Sinne von: ich bin dagegen, aber erlaubt muss es sein..
Genau so sollte es sein.
Natürlich können sie dagegen sein- das meinte ich mit "ab morgen muss nicht jeder Suizid begehen", aber es sollte eben Menschen nicht vorenthalten werden, wenn sie dies als selbst gewählten Schlussstrich unter ihr Kapitel "Leben" ziehen möchten. Wenn dazu, Stichwort "würdigeres Sterben", jemand eine Pille oder Infusion verabreicht, sollte er dafür nicht strafrechtlich verfolgt und einem Mörder oder Totschläger gleichgestellt werden.

Sie schreiben: ist der Zusammenhang zwischen demographischer Entwicklung, wirtschaftlicher Entwicklung und dem salonfähigdiskutieren der legalisierten Sterbehilfe.
Ein Schelm wer dabei böses denkt?


So wie es sicherlich auch ein Fortschritt ist, wenn Frauen eine Abtreibung nicht im Hinterhof von einer Engelsmacherin erdulden müssen, so ist -auch da bin ich bei Ihnen- eine Abkoppelung des Bereichs "Sterbehilfe" aus der kapitalistischen Verwertungskette sicherlich zu bedenken.
Natürlich werden in den nächsten Jahren deutlich mehr ältere Menschen dieses Land bevölkern, was fast automatisch zu einer Verschärfung der individuellen Bewertung eines Suizids führen wird. Dies zu erkennen bedarf wenig Weitblick und kann & sollte natürlich mit in die Überlegungen einfließen. Natürlich nicht im Sinne von "soylent grün" Produktion hochfahren, sondern eben mit der Wahrscheinlichkeit einer Häufung dieser Problematik. Dass wirtschaftliche Not, hier die hausgemachte kommende Altersarmut den Druck verschärfen wird, aus dem Leben zu scheiden, vermute ich auch. Wenn man sich in Griechenland das Anschwellen der Suizidrate anschaut, die Dank der heilsamen Kur der neoliberalen Verbrecher der Troika und letztlich Mama Merkel stattfanden, bekommt man eine Ahnung wohin der Zug gehen könnte. Das spricht aber meines Erachtens nach nicht gegen eine gesetzliche, saubere Lösung beim Thema "Sterbehilfe", sondern eher nach einer aktuellen Politik, die dagegensteuert, dass diese Verarmung zum Regelfall werden kann. Das in Deutschland das Thema solange aufgeschoben wurde, während die Diskussion in Nachbarstaaten deutlich schneller ging, hängt, auch das deute ich oben bereits an, sicherlich mit der verwerflichen Rolle der Euthanasie im Dritten Reich zusammen, ebenso wie auch diverse Ansätze von Gentechnik scheinbar argumentativ darunter fallen.

Das Religionsbashing ist mir allerdings zu mainstreamig :-)

Bohren sie nur in meinen Wunden herum. :-D
Es gibt ja Wissenschaftsgläubige und Andersgläubige
Wir sollten aber nicht vergessen, dass wir Dank der einen Methode auf den Mond kommen und mit der anderen lediglich von der Erde aus den Mond anbeten können.
Religion ist bloße Behauptung, das Aufstellen einer Vermutung ohne den Anspruch von objektiver Nachprüfbarkeit, Wissenschaft, sofern sie der Methode folgt, stellt sich der Diskussion und erlaubt Korrekturen. Eine Theorie, so gut sie zu sein scheint, wie bspw. die der Evolution fällt unweigerlich aus, wenn es den Nachweis gibt, dass sie falsch ist. Dies gilt selbstredend nicht für sogenannte "Wissenschaften", wie BWL/ VWL oder gar Theologie, die von ihrem Ansatz her nichts an Universitäten zu suchen haben sollten. Hier ist es -wie man an den Wirtschaftsweisen gut sieht- sogar so, dass man trotz des Nachweises das die verbreitete Theorie nicht zur Realität passt, ähnlich reagiert wie es der Buchgläubige tut. Wenn man um Regen betet und der kommt nicht, muss man mehr beten. Nicht das Konzept wird hinterfragt, sondern die Schuld beim Individuum verlotet. So macht es auch die Theorie der neoliberalen Betonköpfe.
Aber das sind Auswüchse, die sich auf Wissenschaft berufen, aber sie eigentlich pervertieren.
Wissenschaft mag nicht perfekt sein, aber sie ist sicher das beste Instrument, was wir Menschen bisher entwickelt haben um Vorgänge zu verstehen und zu entmystifizieren.

Wir sollten aber auch -wenn du auf Medizin im dritten Reich verweist- ebenfalls darauf hinweisen, dass Hitler Vegetarier und Katholik war. ;-)
So, sorry nun muss ich los, die Ms. hat Mittagspause und ich muss ihr was zu essen besorgen.
Ihnen Ihr Blödbabbler
rosmarin - 20. Nov, 13:46

merci für die Mittagspausenantwort :-)
exakt an soylent green hatte ich gedacht.
lg ro

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