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Reich-Ranicki hätte geschossen

Oh, weh!
Die Zeiten scheinen durchaus schlimmer zu sein, als ich es bisher befürchtet habe.
Ein Buch, das uns die Beziehungen in den 80 ern des letzten Jahrhunderts versaut hat, weil Frau meinte, man müsse es gelesen, und noch wichtiger: Verstanden haben, und zwar Zack Zack!, wird erneut auf die Menschheit losgelassen.
Ein Buch, dessen Aussage in a nutshell, die Welt klar umriss, in Gut und Böse oder wie es damals dogmatisch hiess: Edle Frau und potentieller Vergewaltiger.
Die Handlung: Frau will Kerl und Sex haben, Frau möchte aber auch permanent darüber reden, wie wichtig doch sie und ihre kleine Welt und ihre Macken sind. Frau möchte Sex, wenn ihr danach ist, auch gegen seine Wünsche.
Wenn ihm danach ist und ihr nicht, gibt es auch keinen Sex,dafür aber Vorwürfe über männliche Triebhaftigkeit und die Schlechtigkeit des männlichen Charakters im Besonderen.
Ein furchtbar selbstgerechtes Buch, gedüngt mit den dümmsten Klischees eines amoklaufenden Feminismus, ungefähr so witzig und spritzig, wie der Einkauf in einem protestantischen Naturkostladen.
Dieses vermaledeite Buch, das uns damals auf Blut und Sperma quälte, wird neu aufgelegt.
Jenes Machwerk brachte uns vorzüglich bei, wie das begehrte Wesen anzulügen sei, wie wir uns selbst zu zensieren und in vorauseilendem intellektuellem Gehorsam selbst zu kastrieren hatten. All dies nur, um Ruhe vor der Inquisition zu haben und eventuell doch noch zum ersehnten Spaß und Glück verheißenden Beisammensein zu kommen.
Allein für den dadurch verursachten, unwiederbringlichen Verlust von jugendlichen Idealen, würde ich es noch heute gerne in meinem Sod brennen lassen.
Hellmuth 'Speichelfaden' Karasek gibt Svende Merians "Der Tod des Märchenprinzen" neu heraus und verdammt somit auch die glücklich unwissend Nachgeborenen mit dieser spezifischen Form jämmerlich unreflektiertem Frauenmenschentums in seiner dümmlich anmaßenden Art.
Der wunderbare Wiglaf Droste formulierte treffend in "Schuldschuhgröße tausend":
Adoleszenz in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren war heftig: Es gab so viel zu entdecken, aber fast alles war verboten. Seltsame Bücher bekam ich geschenkt, von strengen Frauen: Aus Svende Merians Groschenroman >>Der Tod des Märchenprinzen<< erfuhr ich, dass es ein Kapitalverbrechen sei, in eine Frau nicht verliebt zu sein, wenn sie das aber doch so gerne hätte."
Es gibt Bücher, da macht es einfach Sinn, den gerechten Staub der Zeit sein Werk tun zu lassen.
Ich finde, nicht jeder biblische Horror muss unbedingt auf die Menschen losgelassen werden, diese apokalyptische Beziehungsreiterin hätte liebend gerne weiter sanft vor sich hin rotten können.
Denn, wer in seinen Mitzwanzigern schwer auf feministisch und autonom macht, dann aber in der Blütezeit des intellektuellen und sozialen Niedergangs der Verräterpartei in diese eintritt, zeigt leider, das Altern nicht immer weise macht und aufrechte Gesinnung eben keine Geschlechterfrage ist.
Ich werde auf jeden Fall mal in meiner Bücherkiste kramen gehen und hoffe zu finden: "Ich war der Märchenprinz".
Bei dieser -platten- aber wenigstens lustigen Retourkutsche auf die bierernste Svende Merian gab es damals mehrere positive Effekte.
Ich musste beim Lesen schmunzeln und das war schön, denn es gab mir ein warmes angenehmes Gefühl von Würde zurück, obwohl ich natürlich immer noch ein Exemplar der Untermenschengattung "Mann" war.
Und wenn man sich positiv über dieses "Gegenbuch" äußerte, kochte das überlegene, ach so beherrschte Geschlecht vorhersagbar über, wie man das von Göttern -und Götter waren sie, unzweifelhaft, saftend in ihrem selbstgerechten Lichte- nicht vermutet hätte.
Dem Herren Professor, der diesen widerlichen Wiedergänger auf uns losgelassen hat, widme ich das Zitat des Tages vom alten Charly Marx, aus dem 18. Brumaire des Louis Bonaparte:
Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.
Ihnen ihr potentieller Vergewaltiger Blödbabbler
#Edit: Hier und da ein Wort gerundet und weicher gemacht :-) #
rosmarin (Gast) - 10. Aug, 11:21

oha....

da öffnen sie aber türen in die erinnerung an wirklich grauenvolle und mühsam verdrängte schreckensliteratur.

bloedbabbler - 10. Aug, 21:36

Ich wünschte, es wäre nur meine Wenigkeit, die diese Türen öffnet. Dann wäre es vermutlich wie jene Geschichte mit dem "Baum der einsam im Wald umfällt" niemand würde davon betroffen oder gar traumatisiert.
Wenn jedoch der sinnloseste Teil des einstmaligen Literarischen Quartetts die Welt damit beglückt, dann Rauschen die Wälder und niemand wird diesem Geräusch mit heilem Verstand entkommen können. :-D
schlafmuetze - 28. Aug, 22:07

Moin moin :-)

Ich habe das Buch nicht gelesen, meine aber zu wissen (Jahrgang 59), worum es sich dreht. Vielleicht sollte man das Alter der Autorin, als sie das Buch schrieb, bedenken.
Aus meiner eigenen Erfahrung heraus möchte ich behaupten: Wir Frauen mußten uns wehren. Manche Wege waren sicher umstritten, manche falsch, viele richtig.
Wer mag schon abschließend beurteilen, was zu mehr Gleichberechtigung - auch in der Sexualität - beigetragen hat.
Aktuell wird in anderen Ländern / auf anderen Kontinenten von Frauen erwartet, das sie sich wehren. Deren Männer sehen das sicher auch anders :-) .

Vielleicht lese ich das Buch doch noch mal ;-)

Grüßli :-)

bloedbabbler - 29. Aug, 00:46

Hi,
ich hindere dich nicht daran dir selbigen Spass anzutun, aber sag hinterher nicht, ich hätte dich warnen sollen ;-)

Tja, die Guudste war 25 Jahre alt, als sie das schrieb und nahm auch den anfallenden Erfolg sicherlich gerne mit, trotz ihrer jungen Jahre ;-)
Ob man 1980 tatsächlich den Kampf gegen die vermeintliche Dominanz des männliche Geschlechts mit der Waffe einer ebengleichen Dummheit und Selbstgerechtigkeit führen mußte, wage ich zu bezweifeln, kann aber durchaus auch möglich sein.
Mich erschreckte die Verbissenheit und Humorlosigkeit mit der diese Liebesbeziehung dargestellt und offenbar geführt wurde; es entbehrt zumindest meinem Verständnis von Partnerschaft nach, jeglicher sinnvollen Basis.

Schreib mir bitte, so du das Buch gelesen haben solltest, ob ich so stark daneben gelegen habe mit meiner Polemik.
Eventuell ist es ja auch nur eine Frage der Betroffenheit - und die unterschiedliche Wertung sind zwei Seiten der gleichen Medaille.
Ihnen Ihr Blödbabbler
schlafmuetze - 29. Aug, 14:53

Och nööö ..

ich habe es mir gerade anders überlegt.
Wenn das Buch zum Inhalt nur die Abrechnung nach einer (ihrer) Liebesbeziehung hat, bin ich nicht scharf drauf.
Dazu ist sie mir dann mit 24 oder 25 Jahre auch zu jung, um objektiv zu sein. Ich kann mir die, von dir angesprochene, Selbstgerechtigkeit und Dummheit auch so vorstellen ;-)
Zur verdeutlichung reichen mir die Beziehungs- und Scheidungsgeschichten (der Gegenwart) im eigenen Umfeld völlig aus ;-)
Ich hatte fälschlicherweise angenommen, das Buch handel von der Gleichberechtigung und dem Kampf der Feministinnen für dieselbige. Und der war unbestritten notwendig, wenn auch gelegentlich mit stark übertriebenen Eifer geführt.
Grüßli zum Sonntag :-)
bloedbabbler - 29. Aug, 17:29

Verkauft wurde es mit dem Hinweis des "Wichtigen Kampfes gegen männliches Mackertum", wenn ich die Phrase noch richtig im Kopf habe.
Aber eine recht treffende Kurzzusammenfassung über die 4 Kapitel gibt es bei der wikipedia Der Tod des Märchenprinzen

Ihnen Ihr Blödbabbler

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