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Und der Herr verteilte Hirn...

Man sagt gewöhnlich, wenn man gut in etwas ist, dann geht man in die Wirtschaft - der Rest landet dann in der Politik oder so.
Als jemand der auch mit Führungskräften in der Wirtschaft zu tun hat(te) kann ich das pauschal zwar nicht bestätigen, aber der andere Teil scheint zu stimmen.
Diese Woche drängten sich wieder Politiker danach zu zeigen wie wenig man können oder verstehen muss, um dennoch - oder gerade deswegen? - einen wichtigen Posten zu bekleiden.

Ich hörte nebenbei -in jener Sendung, die Frau Will präsentiert- zum Thema "Die Toten des Fluges MH17 - Welche Verantwortung hat Putin? " eine Ansammlung von dumpfer Ideologie und wenig Erhellendes.(Wer mag kann noch -bevor privatwirtschaftlich diktierter Lobbyismus in Form der Untat des Depublizierens zuschlägt- die Sendung hier gucken um sich ein eigenes Bild davon zu machen.)
Das konnte so nicht ausbleiben, bei aller Suggestivität und klaren Schuldzuweisung, die bereits der Titel induzierte und bei den geladenen Gästen.

Unter den Gästen schien eine Art heimlicher contest zu laufen; mit dem Titel: Wer ist der unsympathischste und aalglatteste Phrasendrescher in dieser Runde.
Behauptungen statt Beweisen, Verdächtigungen statt Beweisen, Dummgeschätz statt Beweisen, business as usual, deutsche Politik in deutscher Talkshow - ein deutsches Trauerspiel.

Zwischen den beiden Botschaftsangehörigen der Ukraine und der Russischen Föderation konnte es selbstredend kein sinnvolles Argumentieren geben, stand doch der jeweilige Standpunkt bereits fest: Russland ist schuld an allem Bösen auf der Welt oder Russland wäscht seine Hände in Unschuld. Geschenkt.
Aber der Politiker von der CDU war in seinen Behauptungen gegenüber Russland, seinen klaren Schuldzuweisungen noch deutlich intensiver, als der Ukrainer und blieb noch mehr Beweise dafür schuldig.
Wenn so die Politik in diesem Land aussieht, dann muss man sich nicht wundern.
Obwohl der Mann -oder gerade weil?- er einen Abschluss in Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre sein eigen nennen kann und darf, vermittelte er doch dabei nie den Eindruck von Intelligenz oder gar Vernunft.
Es war eine der Überraschungen dieser Sendung für mich, dass ein Soldat, dazu ein ehemaliger NATO Mann und Generalinspekteur der Bundeswehr als Einziger einer Vernunft geleiteten Argumentation mächtig zu sein schien.
Ein Soldat, der den Politiker zu seiner Linken, jenen Herrn Wellmann von der CDU, des Öfteren an die Aufgaben von Politik erinnern musste, was dieser allerdings nicht zu begreifen schien.
Wenn Soldaten nach Vernunft rufen, nach klaren Beweisen für Anschuldigungen und die sinnfreie Eskalationspolitik und einseitigen Schuldzuweisungen kritisiert, dann ist man im Jahr 2014 in Deutschland angekommen.

Ein Land das mich immer mehr beschämt, dessen groteske Politik uns Pfandflaschensammler, Bettler vor den Supermärkten und in den Städten sowie institutionalisierte Almosenvergabestellen beschert hat.
Ein Land in dem sich der Abschaum wieder traut laut nach der Ausrottung von Juden zu gröhlen.
Ein Land in dem man Kriege wieder für moralisch vertretbar und für sinnstiftend hält.
Über dem Land liegt eine mediale Dunstglocke randvoll gefüllt mit: "Uns gehts doch allen gut!" "Mehr vom Gleichen!" und ein stumpfes: "Weiter so Deutschland".
Alles bleibt gut solange wir nur keine (natürlich immer ungerechtfertigten!) Forderungen an die Wirtschaft oder die Politik stellen - morastig stecken wir fest in ausgespuckter Ideologie und Propaganda.
Ein Überbau, der in einer eigenen Welt lebt und das Volk oder besser, den Bürger nicht mehr versteht oder verstehen will.
Ein Land, bei dem die Eliten sich nicht mal mehr die Mühe machen Politik für den Bürger zu machen, nicht weil sie es nicht wollten -obwohl das vermutlich auch-, sondern, weil sie schlicht nicht mehr verstehen, was den gemeinen Michel und die Micheliese umtreibt.

Dazu passt dann auch der werte Herr Stephan Weil, Niedersachsens SPD-Ministerpräsident der messerscharf analysiert, warum die SPD -trotz- wie er es nennt einem sehr erfolgreichen politischen ersten Halbjahr in den Umfragen bei 20% herumdümpelt.
Nicht die gebrochenen Versprechen des Wahlkampfs, das Verrichten der Drecksarbeit weniger gegen alle ist das Problem, sondern *Trommelwirbel* das zu wenig wirtschaftsfreundliche Gesicht der SPD.
Ja, ne, genau!
Daran wirds sicherlich liegen. Die Menschen im Land brauchen mehr von jener Sorte Klassenkampf, für den die SPD seit spätestens Schröder steht, - mehr Umverteilen von unten nach Oben dann klappts auch wieder mit den Wahlergebnissen. m(
Aber vermutlich erscheint ihm das nur logisch und konsequent auf dem Planeten "Sozialdemokratie 21 Jahrhundert", wenn man nicht mal mehr Emanzipation oder eine bessere, weil gerechtere Gesellschaft dem Bürger als Wahllüge auftischen will und muss.

Man hat sich inzwischen schon so in der Rolle als willige Zweigstelle Bad Godesberg bei den Schwarzen integriert, dass eine Politik jenseits des Enddarms der CDU oder gar eine fortschriftliche Utopie außerhalb des möglichen eigenen Erkenntnishorizonts liegt.
Mich wundert, wie der geschätzte, kürzlich verstorbene Iring Fetscher es bis an sein Lebensende bei diesem Verein ertragen konnte.

Doch zurück zum Interview des Herrn Weil, in dem er wiederum messerscharf erkennt:Maßgeblich ist die Programmatik, die sich in dem Slogan widerspiegeln sollte. Das ist zum Beispiel 1998 mit der Aussage „Arbeit, Innovation und Gerechtigkeit“ gut gelungen. Die SPD sollte immer die Themen Arbeit und Zukunft nach vorne stellen
*Hüstel* Eventuell wird ihm, wenn er mal kurz das Hirn einschaltet auch dämmern: "Klar, wir haben damals -und stärker noch in der Regierungszeit danach- die Leute so krachend verraten, haben dieses Land so dermaßen sozial geteilt, haben es möglich gemacht das Menschen von ihrer Arbeit nicht mehr leben können und einseitig das Kapital gepampert - Logo, das nehmen uns die das einfach immer noch krumm." Vielleicht erkennt er: “Wir müssen endlich wieder ehrlich werden, zur parteilichen Programmatik stehen und nicht auf Teufel komm heraus mit dem politischen Gegner koalieren wollen, wir müssen uns wieder der Verantwortung für die bewusst werden, die uns brauchen und nicht in den Hinterzimmern gegen die Bürger Politik exekutieren.“
Vermutlich kommt diese Einsicht aber eher nicht, denn er schlussfolgert stattdessen:Die SPD muss deutlicher als bisher machen, dass es uns nicht nur darum geht, für eine gerechte Verteilung dessen zu sorgen, was erwirtschaftet worden ist, sondern dass wir uns auch zuständig fühlen für die Erwirtschaftung. Das ist in den letzten Jahren zugunsten eines starken Profils bei der sozialen Gerechtigkeit in den Hintergrund getreten. Das müssen wir ändern. Für meine Partei liegt darin eine Chance, denn das größte Risiko in Zeiten des demografischen Wandels wird der Fachkräftemangel sein. Und da hat die SPD in ihrer Programmatik jede Menge im Angebot.
So, so die gerechte Verteilung ist also ein Anliegen der SPD, welches man zu stark akzentuiert hat in den letzten Jahren. :-D Ehrlich? Zu stark? Gerechte Verteilung? o.k. ich gebe zu der kam echt unerwartet, ich rolle noch vor Lachen auf dem Boden hin und her.*Prust!*
*Schnauf* O.k. jetzt gehts wieder. Nee, sorry, muss noch mal rollen.
*puuh* Lachen ist echt gesund. Aber zurück zum Thema.
Eventuell sollte man das dann einfach mal machen, also sich um eine gerechtere Verteilung des Produktivitätszuwachses kümmern, statt nur nach Sonntagreden auf Parteitagen ein Hohelied darauf abzusingen.
Aber dieser Teil der Antwort kommt ja auch nur als Alibifunktion -quasi als Einleitung zur wahren Absicht daher. Was ihn sorgt und umtreibt ist vielmehr -ich übersetze mal den sprachlichen Kleister- eben das Pampern der Wirtschaft; auf Kosten von wem wohl?
Nun ja, aber wir sorgen uns natürlich auch um die gerechte Verteilung, sie verstehen schon, deswegen gibt’s bspw. keine Vermögenssteuer, keine Besteuerung von Firmenerben, und eine Kapitalertragssteuer von 25%.
Denn, das wissen wir doch alle: das Kapital ist ein scheues Reh und die Politik wohl der Bock der zum Gärtner gemacht wurde, wie es scheint.
Warum nur klingt der Satz mit den Bullshitbingofloskeln "demographischer Wandel" und "Fachkräftemangel" so, als hätte er ihn aus einem Seminar bei der Bertelsmann Stiftung oder direkt von der INSM Klippschule für politisches Denken vorgelegt bekommen?
Ach so, weil es sicherlich auch so ist - deutsche Politiker beziehen offensichtlich die meisten Informationen von Lobbyisten und deren Organisationen; und die größten Lautsprecher des Kapitals finden sich eben in diesen beiden.

Aber mal ehrlich, mit Sozialdemokratie hat das doch alles schon ganz lange nix mehr zu tun, gelle. Deswegen resignieren die Menschen und wählen gar nicht mehr, oder sie wählen gleich das Original, weil die wenigstens eine Frau an der Spitze haben.

Nur eins da -kann man sich sicher sein- braucht Deutschland ganz bestimmt nicht: eine SPD die sich als Büttel der Kapitalinteressen versteht und auch so handelt, kapische?

Ihnen Ihr Blödbabbler

Alle Zitate aus dem Interview mit Herrn Weil stammen von hier.

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