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Mittwoch, 4. April 2012

Whiskyverbrecher: Roche und Böhmermann

Da bin ich neulich abends -durch Zufall beim Zappen- bei einer "Talkshow" in zdf.kultur gelandet, die mich zum Weitergucken reizte.

Roche und Böhmermann, ein eher krawalliges Format ohne tieferen Erkenntnisgewinn, dafür aber mit der Möglichkeit zum Rauchen und Schnapstrinken.
Quasi ein old-school Format, zumindest was die Rahmenbedingungen angeht.

Im Gegensatz zu alten Sendungen, in denen die Talkmaster sich allerdings noch die absurde Mühe machten, etwas zu können und sich sinnvoll auf die Gäste vorzubereiten, praktiziert hier die Generation Facebook dünnlaberigen Brei mit dem offenkundigen Ziel kreativ, anders und irgendwie hipp zu sein.

Die offenbar immer noch dramatisch überschätzte Charlotte Roche ist dabei wenigstens charmant und naiv, eine Rolle, welche sie inzwischen schon stark kultiviert hat.
Herr Böhmermann ist präsent, mehr leider nicht.
Selbst sein Selbstversuch mit Viagra endete ergebnislos, was mit einer gewissen Schwanzlosigkeit im Auftreten nicht überraschte. ;-)

Was mich allerdings am Konzept am meisten stört, ist die hochgradige Unfähigkeit des Teams, wenn man schon guten Whisky aus der Karaffe ausschenkt, diesen auch in entsprechende Gläser zu verfüllen.

Da es sich bei den meisten Clowns Gästen jedoch auch um reine Trinker och-wenns-schon-mal-dasteht Trinker handelt, gibt es passend zur dumpfen Grundeinstellung einen Tumbler, Gottes Strafe für Dummköpfe und passend einen Eimer Eiswürfel dazu.

Wenn es denn nicht so traurig wäre, müsste man sich bei dieser ausgeprägten Form von Ignoranz vor Lachen schütteln, so bleibt man dann eher traurig und angewidert zurück.
Das dann die ungelernten Hilfsmoderatoren noch zur Erheiterung vorlesen, um was für einen Whisky es sich handelt, und mit welchen Aromen und Geschmäckern laut Destillerie zu rechnen ist, erschüttert ob der ignorant dargebotenen Unkenntnis dann nur noch und macht hilflos und betroffen.

Selbst fremdschämen misslang mir in dieser Situation.

In der Sendung vom 1.4.2012 wird ein Bruichladdich gereicht, man ergänzt diese Information noch durch "Ahh,... Second Edition..." und vermutet schließlich anhand es Namens, das es sich dabei wohl um einen Scotch handeln dürfte. Der - und dann kommts - natürlich ein Bourbon sei, denn es steht ja etwas von Bourbon Fass in den Notizen.

Hier wurde dann nonchalant und ambitioniert die Mautstelle des Grenzdebilen deutlich überschritten, und man wünschte sich spontan jemanden, der ihnen den alten Dieter Nuhr Klassiker "Wenn man keine Ahnung hat: Einfach mal Fresse halten" mit wuchtigen Schlägen auf die Stirn tätowiert.

Argggll, Herr lass bitte kein Hirn, sondern ein altes Third-fill-Fass auf die Birnen dieser Narren regnen.

Ganz ehrlich, für Saufköppe Gäste wie das Bo, irgendein Ochsenknecht-Derivat oder Sido reicht doch sicherlich auch eine Buddel Wodka für 9 Euro oder irgendwas hippes mit Abspritzerol drin.

Warum dilletieren diese Nasen ausgerechnet am Whisky rum? Weils gerade wieder in ist oder weil der zumindest dem Anspruch nach eben was Besonderes ist?
Oder doch einfach nur, weil irgendein Medienkasper glaubt, dass dadurch das Konzept schlüssiger, weil flüssiger wird?

Auch der manuell von jedem Tischgast bedienbare eingebaute Piepser, mit dem man sich nach Art der bigotten Amis selbst auspiepsen vulgo zensieren kann, ist ein nerviges Element, geboren im schwachsinnnigen Hirn eines Menschen, der schon-immer-was-mit-Medien-machen-wollte.

Was bleibt?

Eine Sendung, die trotz der oben beschriebenen Probleme, durchaus eine interessante Abwechslung in den normalen Fernsehalltag der Wills, Plasbergs oder Stuckrad-dreht-am-Barren bringen kann.
Nett ist, das Schlussresümee, bei dem Roche und Böhmermann die Gäste und ihre eigene Unfähigkeit noch mal kritisch hinterfragen und Revue passieren lassen.

In der ZDF-Mediathek sind die bisherigen Sendungen noch alle abrufbar, bis wieder die etablierte Gehirnkrankheit namens Depublizieren für gepflegten Fernseh-Alzheimer sorgt.

Eine schöne Mitte der Woche wünscht

Ihnen Ihr Blödbabbler