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Donnerstag, 6. Juni 2013

Zum Generationen-Manifest

Netter Versuch, aber wenn Menschen wie bspw. Meinhard Miegel dafür sind, sollte man sich das Pamphlet genauer ansehen.

#Update: Wenn man sich unkritisch auf SpiegelOnline verläßt, ist man verlassen. Da ich mir die Unterzeichner aus Zeitnot (das Mittagessen musste fertig werden :-D) nicht genau anguckte, nahm ich aus dem Spiegel-Artikel den Namen Miegel und nun haben sie ihn stillschweigend wieder rausgenommen. Denn, auf der Webseite von Generationen-Manifest steht er auch nicht bei den Erstunterzeichnern, macht aber nichts, denn was ich schrieb gilt trotzdem. ;-)#

Punkt 4 fordert mal wieder eine Schuldenbremse und benennt nicht die wahren Gründe wer hier warum die Schulden hochgetrieben hat und zu welchem Zweck. Es kommt ja nicht von ungefähr das die Staatsverschuldungen der Euro-Staaten erst im Rahmen der Bankenrettung und zu Gunsten des Kapitals aus dem Lot geraten sind. Hier Ross und Reiter zu nennen, statt nach einer kontraproduktiven Ausgabebegrenzung zu rufen, wäre schon mal der erste sinnvolle Schritt. So bleibt es ein Pusten ins Rohr derer, die schon immer die Abschaffung des Staates vulgo schlanker Staat betrieben haben. Der Gemeinschaft und dem gros der Insassen der BRD ist damit sicherlich nicht geholfen, wenn noch mehr Kommunen ihre Dienste einstellen oder sich privat bezahlen lassen.
Statt also einer stärkeren Mitbeteiligung der Vermögenden und damit einer angemessenen Erhöhung der Einnahmeseite wird einseitig weiteren Abbaumaßnahmen das Wort geredet.
Wie damit ein funktionsfähiger potenter Staat, der gefordert wird, entstehen soll, ist zumindest mir unklar.

Punkt 6 lässt es erscheinen als sei passives 'Nichtstun' der Politiker Grund für die dramatische Entwicklung der Einkommens- und Vermögensverhältnisse. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Es fand und findet eine bewusste und gewollte Umverteilung von unten nach oben sowie eine konsequente Benachteiligung der nicht und / oder wenig besitzenden 90% der Bevölkerung statt.
Die Stichworte dafür sind bekannt und die Ideologie der wir dieses Debakel verdanken und deren Vertreter auch.
Kassandras die vom demographischen Wandel fabulieren und als einzige Konsequenz die Fütterung der (privaten) Versicherungswirtschaft herbeiorakeln; immer auch auf Kosten eines zu zerschlagenden Sicherungssystems für alle.
Eine Lohnuntergrenze ist aus meiner Sicht immer ein zweischneidiges Schwert, ein herumdoktorn an Symptomen, aber eben nicht der Ursache.
Solange von staatlicher Seite das 'noch nie existente' Gleichgewicht der Marktteilnehmer zusätzlich massiv zuungunsten verändert wurde und wird, solange wird sich auch über Mindestlohn nichts wirklich an der Situation ändern.


Punkt 7 kommt dann mit moralinsaurer Protestantennote daher und sucht die Schuld mal wieder bei *uns* allen. Nicht *wir* mehren unseren Wohlstand auf Kosten der Peripherie und Schwellenländer, so wie eben auch nicht alle von den fetten Jahren in diesem Land profitiert haben, wie es uns die Kanzlernatorin so gerne vorlügt. Das es in diese Land immer mehr Menschen gibt, die gezwungen sind, auf jeden Cent zu gucken und sich es nichtleisten können fair gehandelte Ware in größerem Umfang einzukaufen ist inzwischen wohl klar. Das aber diese Menschen von den Gewinnern und schamlosen Profiteure -die es sich im Überfluss leisten können in Charityveranstaltungen mit fairgehandelten Designerroben ihr dreckiges Gewissen rein zu präsentieren- auch noch dafür als Schuldige denunziert werden ist genauso widerlich wie es klingt. Vorgeschobene Menschenfreundlichkeit von denen, die sich mit ihrer Kohle im täglichen Waren-Geld-Tausch ablassgleich Selbstabsolutionieren.
Immerhin setzt die daraus abgeleitete Forderung wenigstens bei den MNK und nicht beim gemeinen Bürger an.

Punkt 8 jammert -zu Recht- über die nicht gegebene Chancengleichheit im Bildungssystem, aber unter dem Gesichtspunkt einer Verwertungsoptimierung nicht unter dem Gesichtspunkt von Bildung. Bologna, Pisa und wie all die sinnfreien Durchlaufstadien, Messinstrumente und Richtlinien auch heißen mögen, ihnen allen ist gemein, das sie Bildung und Erziehung lediglich unter dem Punkt einer (wirtschaftlichen) Nutzbarmachung der Ressource Mensch sieht. Bildung muss doch bitteschön mehr sein, als Auswendiglernen und der Feilbietung einer Rädchenwerdung in der großen Maschine Gewinnmaximierung.

Punkt 10. Warum der Generationenvertrag von den Großeltern und Eltern aufgekündigt sein soll, entzieht sich meines Verständnisses.
Das genauso eine Scheiße wie sinnfreie Ressourcenverschwendung herauskommt, wenn man den Kapitalismus und seinen schönen Schein den Konsumismus schalten und walten lässt, ist doch bitteschön keine Überraschung.
Da ich aber von den Unterzeichnern keine Kritik an der kapitalistischen Produktionsweise im Allgemeinen wie im Besonderen sehe, bieten sie diese billige Scheinlösung an.
Nur, wenn man sich darüber klar wird, dass eine auf immer stärkeres privatwirtschaftliches Wachstum setzende Gesellschaft die Ressourcen zerstört und somit tatsächlich für spätere Generationen diese verloren sind, macht es auch Sinn davor zu warnen.
Denn, sonst bleibt ja letztlich nur die Großeltern und Eltern einer Soylent Grün Lösung zuzuführen.
Und natürlich miegelt es dann auch in diesem Zusammenhang wieder, indem der demographische Wandel angeführt wird und 'Major Subtext' hört hier schon in Gedanken: "für den man privatversichert stimmungsfroh abgesichert sein sollte und muss".

Was bleibt?

Menschen machen sich Gedanken und formulieren Warnungen und Forderungen. Das ist erst einmal gut und erfreulich. Das nun die Forderungen inzwischen nicht mehr durchgängig der Gehirnwaschdroge Neoliberalismus zu folgen scheint, ist ebenfalls eine angenehme Tendenz. Dennoch bleiben unter dem Appell versteckt die üblichen Fallstricke, die letztlich zeigen, dass man sich noch nicht wirklich von den Grundsätzen des Problems überzeugt hat oder es zumindest in Ansätzen begriffen hat.

Immerhin hat Westernhagen diesmal nicht die BILD dafür benutzt. Ein kleiner Lernprozess?

Hoffnungsfrohe Grüße aus diesem extrem heißen Sommer :-D

Ihnen Ihr Blödbabbler

#Edit Verlinkung des Pamphlets korrigiert#