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Samstag, 21. März 2015

As time goes by

Ich bin kein Freund davon Filme, die ich schon kenne, nochmal zu gucken.

Zumindest nicht ritualisiert. Ich schüttele immer den Kopf wenn im Freundes -und Bekanntenkreis wiedermal die jährliche Aufführung vom Ring und seinem Herren, nicht dem des Nibelung, sondern dem vom ollen Tolkien in der Darbietung von Peter 'Braindead' Jackson ansteht.
So wenig Lebenszeit und so viel Bekanntes.

Doch gebe ich zu, hin und wieder -in den wenigen Situationen in denen ich noch Fernsehen anhabe- meist klettig hängenzubleiben, wenn man denn einen Film zeigt, den ich als 'mag ich gerne' verbucht habe.
Allerdings habe ich aber auch nie behauptet konsequent zu sein in Bezug auf diese banalen Dinge des Lebens. Und wenn doch, hey, wer nimmt mich denn bitteschön Ernst oder gar beim Wort? Siehste!

Ich als alter romantisierender Kitschfan, die Ms. kriegt schon plaque wenn sie nur daran denkt, liebe natürlich romantische Komödien.
Ich mag Notting Hill, Pretty Woman und auch die 4 Hochzeiten und den einen Todesfall. Hey, niemand ist perfekt und man sollte zu seinen Schwächen stehen.
Marx sagt: mach deine Schwäche zu einer Waffe und hau sie dem Kapitalisten um die Ohren, oder war das doch Lao-tse?
Egal, wenn einer der obigen Filme im Fernsehen läuft und ich durch Zufall reinzappe, dann gucke ich den meist bis zum Ende - meinem oder dem des Films. Was halt eher kommt.

Letztens lief Out of Rosenheim und ich war erneut bezaubert, auch wenn selbstredend die heimische Stube das morbide Flair eines Programmkinos in den sterbenden 80ern des letzten Jahrhunderts in Frankfurt City nicht ersetzen kann.
Magic!

Mit einem weiteren Meisterwerk, einem das glücklicherweise ebenfalls gut gealtert ist, wurde ich kürzlich im Nachtprogramm beglückt - einem Juwel des Kintop.
Gute Musik, Schauspieler die ihrem Beruf Ehre machen und ein absurdes, schwüles und gewalttätiges Szenario mit einem grandiosen Dennis Hopper - was kann ein Sterblicher des Nachts mehr verlangen? Also vom Fernsehen.
Es gab Blue Velvet.
Ich mag es wie Roy'leider viel zu früh gestorben' Orbison's 'In Dreams' in die soziopathischen Ausbrüche von Dennis Hopper als Frank eingebunden wird; ich liebe die Version von Blue Velvet die Isabella Rosselini ins Mikrofon haucht. Wie schwach fällt dagegen die Version von der durchaus ambitionieren Lana del Rey aus, aber was ist auch ein Werbefilm im Vergleich zu Lynchs Meisterwerk? Eben, Scheissdreck!
Einzig die Fassung von den Clovers, zwar schmalzig gesungen, aber mit schönen Saxophon zu Beginn ist mir ebenfalls zu später Stunde genehm, eben wegen des Saxophons.

Leider gibt es auch ehemalige Klassiker, schlecht gealtert, bei denen es mir die Schuhe auszieht. Vor einigen Erdumdrehungen sah ich "Dead men don't wear plaid", inzwischen deutsch vertont.
Schlimm! Eigentlich ein Verbrechen gegen die Menschheit. Wie habe ich diesen Film (und Woody Allens Play it again, Sam) geliebt.
Darin wurde schon geböhmermannt bevor es youtube oder Jauche im Ersten gab - die Welt war gut & klar. Reformen bedeuteten noch den Versuch die Situation für Menschen besser zu machen und nicht die Sauerei die man heute damit verbindet.
Zwar drohte uns täglich der atomare Overkill, aber hey, wir hatten dafür wirklich schöne Filme im Kino und durften dort sogar rauchen. Und fummeln, knuddeln und seine sozialen Kompetenzen erweitern. Ein Ort des Vergessens, des Lernens und auch der Hoffnung.
Letztens sah ich auch Woody Allens "Purple rose of cairo", ein wunderbarer Film alleine schon des bezaubernden cheek to cheek von Fred Astaire und Ginger 'der Steppdecke' Rogers wegens. Leider hat der Film selbst über die Jahre eher ein wenig Rost statt wohltuender Patina angesetzt. Schade.
Musikalisch schließt sich hier der Kreis, wenn man Tony 'Blue Velvet' Bennet und Lady Gaga beim unfreiwilligen Parodieren mittels cheek to cheek zuschauen darf - und die Gaga ist -imho auch wenn ich ihre Musik nicht mag- noch eine der Talentierteren im augenblicklichen Business.

Jetzt liegt - aufgezeichnet- noch einer meiner all-time-favorites hier rum, Harold & Maude *seufz* -die Liebesgeschichte par excellence.
Ich hoffe mal, dass der gut gealtert ist.
Ich mochte den Film früher gerne - auch wegen seiner Musik.
Allerdings ist ja der gute Cat Stevens irgendwann verblödet verblödet und aus ihm heraus kam Aliengleich ein Yussuf Islam, ein Narr der gerne satanische Verse zum Anlass nahm um Menschen den Tod anzuempfehlen. Abstoßend!
Ich hoffe diesen unappetitlichen Teil krieg ich beim Gucken aus dem Kopf um mich an der schönen Liebesgeschichte zu erfreuen.
Mal sehen.

Ich denke noch mit einem Schmunzeln zurück an die Zeit, als eine meiner favorisierten Lehrerinnen ihrem Unverständnis Ausdruck verlieh, die Rocky Horror Picture Show sei ein Kultfilm. Die Kinder des Olymp, ja das sei Kult, aber dieses Sing- und Tanzkrempel? Sicher nicht! Ich habe da nie einen Widerspruch gesehen. Bin aber vermutlich auch einer der wenigen Menschen, der damals Videos mit David W. Griffiths epochalem Werk "Intoleranz" von 1916 im Freundeskreis verschenkte und mich dennoch kindisch am Terminator erfreute. :-D

Wie der Prophet sagt: Es gibt Zeiten zu sähen und andere Zeiten zu ernten, aber am besten sind die Zeiten in denen man sich nicht zum Sklaven einer (Denk-)Richtung machen lässt.

So sind mir Menschen suspekt die nur schottische Single Malt gelten lassen wollen, wie auch Geschmackspolizisten in Kunst & Kultur. Warum muss ich das Eine verdammen nur weil ich es eventuell nicht verstehe oder nicht mag?

Ich wies beim geschätzten Herrn wvs darauf hin, dass man eine Begrifflichkeit von Kultur benötigt um sinnvolle Kritik an deren augenblicklichen Erscheinungsbild äußern zu können.

Was ist Kultur und was soll sie sein? Ist es sinnvoll Theater zu subventionieren oder gibt man das Geld besser dem youtube channel Macher der sich um Gegenwartslyrik verdient macht? Ist das Kunst? Gar Kultur?
Stopft man Geld in Unterhaltungsindustrie oder fördert man neues, jenseits der ausgetretenen Pfade von Goethe, Schiller und Bukowski?
Was kann Kultur bedeuten, was ist Kunst und wieso? Kann Kunst & Kultur allgemein sein oder muss sie klassen- oder schichtenspezifisch betrachtet werden?
Sollte Kunst & Kultur nur als Metaebene existieren, losgelöst von möglichen realen Rezipienten oder muss sie Bodenhaftung haben?
Sind Impressionisten Kunst, aber der Beuyssche Fettstuhl nicht?

Aber jetzt schweife ich ab, ein untrügliches Zeichen für eine vorgerückte Stunde und den angenehmen dram Bowmore 100 proof der mich begleitete.
Und, weil ich gerade sozusagen in the mood bin, könnte jetzt zwar noch der gute, alte Glen Miller hier erklingen, aber ich ziehe jetzt gerade Tom Waits vor.
Der Meister, der uns daran erinnert was wir sind und wann: Innocent when you dream

Einen ruhigen Schlaf wünscht Ihnen Ihr Blödbabbler