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Dienstag, 5. Juli 2016

Teurer Schnapsgott

Aller Orten hört man berechtigte Kritik: Preise für Whisky seien inzwischen immer öfter ins Groteske überhöht, Qualität nehme ab, ehrwürdiges Alter würde ersetzt durch fantasievolle Geschichten und höheren Preis, und das eh schon teure Hobby würde langsam immer unerschwinglicher. Viel davon sehe ich auch so, der werte Oliver Klimek von dramming.com hat die Pforten erstmal geschlossen, die Lust am Whiskybloggen ist ihm -auch durch diese Entwicklungen- etwas abhandengekommen. Same here. Mein anfänglicher Enthusiasmus hat ebenfalls schon ein paar arge Dämpfer erhalten, aber, wenn ich endlich die Buddeln fotografiert habe, werde ich dennoch wieder ein wenig tasting notes hier einstellen. Leider hat mir googles Android-Update im Dezember ja einen Werksreset aufgenötigt, bei dem alle im Nexus lebenden Schnapsflaschenbilder in eine dunkle Zwischenwelt ohne USB-Anschluss gekommen sind, Nirvana at it`s best. HMPF!
Und, da ich schon bei quasi religiösen Metaphern bin, so schrieb ich eben in einem Thread bei whisky.de folgenden Beitrag.

Nachdem das schnöde Hobby "Schnapstrinken" oftmals schon religiöse Ausmaße angenommen hat, sind eben auch viele bereit ihr Geld -in Analogie zur Religion- dem vermeintlichen Gott via dessen Propheten zu opfern.

Hier endet dann jeglicher rationale Versuch des feinen Schnapstrinkens und einer reinen Beschaffungsmentalität und geht über in religiöse Verzückung: hui, ein Arschberg Krokodil und eine Flasche MachSieAlle aus einem echten Sherry-Fass zusammen für nur 1000 Euro, das muss ich sofort haben, egal ob dann der Rest der Familie noch was zu kauen daheim hat, oder nicht.

So gebe man zwar nichts auf Jim Murray und seine Kumpel, aber hey, auch wenn der Preis für die jährlich Nummer 1 drastisch durch die Decke geht, muss man natürlich eine Flasche von was-auch-immer haben, man gönnt sich ja sonst nichts. Whiskylemminge.

Naja, bei den meisten wirds nicht ganz so schlimm sein, die haben meist keine Familie, aber die Tendenz scheint mir klar zu sein. Nehme ich mich auch nicht von aus, die Regulatorien, die noch eine Grenze einziehen sind nur unterschiedlich ausgeprägt. Beim Einen limitiert so ein Funken rationaler Restverstand, beim Anderen der immer zu leere Geldbeutel und beim Dritten konsequent gar nichts mehr, die Summe der alkoholischen Anschaffungen.

Ich frage mich ja inzwischen, ob es nicht absurd ist, für eine Flasche Allerwelts-NAS der dafür dann *trommelwirbel* in Fassstärke in den Whisky-Connaisseurs Trog gekippt wird, das zu zahlen, was vorher der 10-15 Jahre gereifte gekostet hat, plus einen beträchtlichen Märchenaufschlag zum Füttern der Marketing-Ghuls.
Wenn man den Verlust an Alk-Prozenten -via Angels Beitrag- abzieht, zwischen einem 60%igem NAS (3+ Jahre) und einem 46%igem 16 Jahre gereiften, kommt wahrscheinlich schon alleine dieser Betrag als Differenz in Frage. Zusätzlich spart man sich Lagerhaltung und ähnliches, was bisher immer als Kostentreiber genannt wurde in den alten Märchen, die uns die Vorväter der heutigen Marketing-Ghuls so gerne erzählten.

Unterm Strich gibts deutlich zu viele, die bereit sind auf jeden Zug aufzuhüpfen, egal obs das halbjährliche neue Smartphone sein muss, oder eben der -wie überraschend- limitierte, einzelfässige und vom Masterdestiller handgestreichelte Whisky, der mal eben dreistellig startet und noch Luft nach oben hat.
Warum?
Weil es bezahlt wird!
Von allen? Nein, aber von genug Mitmenschen, damit es sich für die Destillen und die ParasitenNutznießer drum herum noch deutlich lohnt.
Solange das so ist, werden eben auch weiterhin deutlich steigende Preise zu verzeichnen sein, und es überrascht mich nicht, wenn Deutschland oftmals Ziel von überteuerten Fantasieabfüllungen ist, scheint doch die Bereitschaft sich ein X für ein U vormachen zu lassen eine der Kernkompetenzen hierzulande zu sein.


Ihnen Ihr Blödbabbler