Urlaub liegt auf der Straße
bei einem Glas mosligem Weißwein
Die Sonne brennt heiß
wie der Sod und der Steiss
wird Riesling wohl mit dabei sein.
Nachdem der Blödbabbler und die Ms. zum letzten Mal 2001 zusammen Urlaub machten, ja überhaupt urlaubten, schien es zumindest an der Zeit einen kleinen Ausflugstrip anzugehen.
Nachdem wir das Wochenende in Franken Blut geleckt hatten - Weinberge, Essen und Zechen erschien uns ein durchdachtes Konzept - nutzten wir das schöne Wetter und fuhren für ein paar Tage an die Mosel.
Da der Blödbabbler - wie ihm gehässigerweise nachgesagt wird - nicht der Inbegriff des Romantikers sei, suchte er natürlich, um der Ms. tunlichst zu Diensten sein zu können, den "romantischsten Ort an der Mosel" (Eigenwerbung Ende) als Basisstation für die ersten zwei Tage heraus.
Beilstein.
Ein kleiner Ort mit etwas über 100 Einwohnern und geschätzten 20.000 Touristen, welche dem Ort im hellen Tageslicht alleine schon durch ihre elende Existenz Gewalt antun.
Idyllisch gelegen an den Füßen der Weinberge, unterhalb der Reste von Burg Metternich windet sich ein fachwerkliches Amalgam aus kleinen und kleinsten Gassen und Gässchen darmgleich bis zur Mosel.
Dort sitzen bei Tage Horden von Belgiern, Holländern und Luxemburgern, so kommt es einem zumindest vor; wahrscheinlich überwiegen jedoch in Wirklichkeit die deutschen Geronten und Gerontinnen.
Man kann ungefähr zu den Preisen speisen und trinken, die auch das Rhein Main Gebiet bereit hält, nicht mehr an Kosten, aber eben auch nicht weniger.
Egal, ist Urlaub und wenn nicht der Blödbabbler und die Ms. wer sonst soll den lahmenden Gaul Konjunktur an seinem Schweif aus der Krise ziehen?
Na?
Eben!
Die aus Not gewählte Pension ist angemessen.
Leider verläuft die Straße dort vorbei und die Menschen der Moselgegend scheinen eine Bande kleiner fleißiger Frühaufsteher zu sein, welche es allesamt um 6.15 in ihren Autos, Mopeds, Treckern, LKW und Panzern zur Arbeit am Haus vorbeizieht.
Das Karma möge sie mit Zahnfäule strafen, weil sie unsere Nachtruhe auf so grobe Art unterbrachen.
Seis drum. Der Ort ist ab ca. 16.00 Uhr, wenn die Plage der Bustouristen -vollgefressen wie die Heuschrecken- sich aufgemacht hat andere Orte heimzusuchen, ein herrliches Fleckchen.
Mein absoluter Favorit ist die Winzerschenke in ihrer heimeligen Lage.

Romantik ist dort zwischen Käseplatte und einem Rivaner fast mit den Händen zu greifen, wenn es dunkelt steigert sich der Effekt noch dramatisch.

Absolute Empfehlung. Vor allem muss man nicht die echt böse steile Treppenkaskade zum Kloster und seinen weltlichen Verlockungen hinter sich bringen, sondern sitzt angenehm eingepackt ebenerdig.
Da der Blödbabbler aufgrund von Akrophobie mäßiger Handicapifizierung naturgemäß nicht zu Höhenflügen neigt, kam ihm das klar zu pass.
Trotzdem sind wir auch auf die Burg Eltz gewandert, richtig gehört, gewandert!
Der Blödbabbler legte in diesem Urlaub Wege zu Fuß zurück, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit sogar im Bereich von Kilometern und nicht wie üblich in der Meter Einheit.
Die Burg wurde -wie eigentlich alles immer dann wenn der Blödi irgendwo auftaucht- renoviert.
Egal, wenigstens war sie da.
Burg war schön, und der Fußmarsch irgendetwas im 6 km Bereich hin und zurück, bei schweisstreibender schwüler Temperatur immer schön die Steigung hoch. Puh.
Nach Beilstein, der geschändeten Perle der Mosel, fuhren wir bis wir einen Ort fanden, der es an Einwohnerzahl gleich tat. Nur dort gab es keinerlei Touristenhorden, dooferweise aber auch nur eine Gaststätte, da die drei Straussenwirtschaften entschieden hatten heute nicht zu öffnen. Vermutlich eine Art dörflicher Kult, dessen Sinn sich mir nicht erschloss, aber das tut er ja bei kultischen Dingen eigentlich nie.
So speisten wir etwas rustikaler Flammkuchen und Bratwurst mit Pommes bei einem Grauburgunder oder war es ein Weißburgunder, auf jeden Fall etwas mit weniger Säure, als die allgegenwärtigen Rieslinge, die sich mit Merkelscher Alternativlosigkeit auf den Karten der Gastronomie aufdrängten.
Die Nacht wurde diesmal nicht durch Autolärm sinnfrei verkürzt, da wir allerdings geschätzte 50 Grad unter unserer Biberbettwäsche oder was immer es war, hatten, waren wir müde und längst auf den Beinen, als es Frühstück gab.
Aber, wer will sich auch schon ausschlafend im Urlaub erholen?
Am nächsten Tag ging es, über einen kleinen Kulturhüpfer zu einer römischen Villa, zielgerichtet nach Trier, Geburtsstadt von Karl Marx und offenbares Einkaufsparadies.
Kurz nachdem die ausgedehnten Schoppingmeile endet, findet sich der traurige Hinweis "Friedrich Ebert Stiftung" an Charlys altem Haus, kurz dahinter beginnt der Kiez. Zumindest scheinen die sexuellen Vorlieben der Trierer recht merkwürdig ausgeprägt zu sein, Sexshops und Angelzubehör. Es dauerte Stunden bis ich die Bilder wieder aus dem Kopf hatte. Bah!
Da der werte Herr AausB den Besuch des Amphitheaters anempfohlen hatte, liefen Blödbabbler und Ms. selbstverständlich auch dorthin und bestaunten die Anlage, die auch Schiffchen in der Arena erlaubte.
Nachdem unsere Füße durch übermäßigen Gebrauch inzwischen schon legionärsgleich geplättet und vermutlich auch noch geruchsbehaftet waren, zogen wir es einvernehmlich vor, uns auf die Fahrt durchs Hunsrück zu machen.
Eigentlich wollte ich ja dort in einem kleinen Nest Unterschlupf vor der Nacht suchen, aber da es erst Mittag war und ich zu viele Filme gesehen haben, in denen Städter auf dem Land übernachten wollen und hinterher ein Kreuz vor dem Fenster brennt oder sogar die Städter selbst, zogen wir es dann lieber vor zurück in die Zivilisation zu fahren.
Die traf uns dann eher unvorbereitet in Form von Döner, Handy und Ein-Euro Shops bei der Einfahrt nach Bad Kreuznach. Ein veritabler Albtraum.
Mir erschien diese Stadt attraktiv und kulturell wie ein Offenbach-a.M., nur zusätzlich behaftet mit dem Flair einer verschwitzten Achsel.
Und trotzdem fand sich -wie durch Geisterhand- eine Übernachtungsmöglichkeit, neben ein paar Salinen und wichtiger!1!!! einem Brauhaus, in dem ich mir endlich mal wieder ohne schlechtes Gewissen ein paar gezapfte Schoppen gönnen konnte. Lecker! Die Ms. war auch erfreut, denn es fand sich ein Rivaner auf der Karte und sie ergänzte ihren Score durch einen Nahe Wein. Cleveres Mädchen.
Da der Blödbabbler auch noch Schiffchen gucken wollte, machten wir am nächsten Tag noch einen Stopp am Rhein und gönnten uns noch ein wenig Burgen, Bootchen und Bananen.
Klingt jetzt sicherlich alles nicht sehr aufregend und spektakulär, aber mir gefiel der Kurztrip ausnehmend gut und auch die Ms. war nicht abgeneigt.
Als wir zu Hause ankamen, hingen Teppiche, Vorleger und Kram über den Zaun; daheim hatte es geunwettert und durch die Klos und Gullis Wasser(?) in den Keller gedrückt.
Unsere Nachbarn knackten unseren Keller und hoben Kisten an höhere Plätze, möge das Karma ihnen Zähne nachwachsen lassen.
Zum Glück hat der aus Franken mitgebrachte Silvaner keinen Schaden genommen und die alten Zip-Laufwerke wollte ich sowieso schon längst entsorgt haben. *grins*
So konnte uns auch dieses sinnlose Ungemach nicht die Stimmung vermiesen, das tat dann erst das Gebolze der Frankfurter Eintracht am Sonntag.
Ihnen Ihr Blödbabbler
bloedbabbler - 29. Aug, 20:49