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Freitag, 1. Oktober 2010

Bahnhof? Ich versteh' nur Bahnhof!

Der, von mir geschätzte Jens Berger, hat in seinem Spiegelfechter als Überschrift für seinen Artikel zu den Begebenheiten am 30.09.2010 in Stuttgart, das aus Twitter ausgeschiedene Sprachbild "Bahnhof des himmlischen Friedens" gewählt.
Ich meine, der Bahnhof des himmlischen Friedens ist eine zwar griffige, nichtsdestoweniger dümmliche Assoziation, die keinem von beiden Ereignissen gerecht wird.
So widerlich es auch ist, wie in Stuttgart die geballte Staatsmacht den protestierenden Bürgern gezeigt hat, wo der Hammer hängt, so liegen doch Welten zwischen dem Abschlachten von Demonstranten, wie in China geschehen, und der überzogenen Knüppeltaktik gegen die Demonstrierenden im Schlosspark.
Man sollte vorsichtig sein mit solch hinkenden Gleichsetzungen.
Denn, auch bei jeder Äußerung "Faschist, Faschist!" zu brüllen, wenn man mit einer Meinung rechts von der Eigenen nicht zufrieden ist, führt - wenn man mal die reine platte Ebene der Kampfbegrifflichkeit verlässt - meistens ins analytische Desaster, weil es eben zusammenfasst, was nicht zusammengehört.
Das führt dann zur falschen Strategie und Taktik im Umgang mit dem tatsächlichen Feind.

Aber, ich schweife ab.

Wenn jetzt also ein Aufschrei durch den Blätterwald rauscht, weil auch Kinder und Alte aufs Maul bekommen haben, als sie ihrem Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit gefolgt sind, geschenkt.
Das ist nun wahrlich nicht neu, wurde allerdings bisher noch nicht so massenhaft und gut durch Handycams und Konsorten dokumentiert.
Auch das Gejammer darüber, das die Mittelschicht, ja gar das Bürgertum, wie es in vielen Artikeln heißt, erstmalig von Vater Staat gezeigt bekommen hat, was er von Widerspruch gegen beschlossene Maßnahmen hält, ist erst der Anfang.
Unter den gegenwärtigen Versuchen einiger Weniger in diesem Land eine elitäre Hegemonie zu errichten (ideologisch formuliert von Sloterdijk, Sarrazin und Konsorten) kann sich das Zahlpferd dieses Staates darauf einstellen, künftig noch öfter auf die Fresse zu bekommen, mal bildlich gesprochen über erhöhte Abgaben und Steuern, mal direkt, wenn es versucht seine Interessen zu vertreten und den tatsächlichen Nutznießern dabei in die Quere kommt.
Denn, bisher sind Teile des leckeren Verteilungs-Kuchen, zusammen mit dem Drops der Erkenntnis, weder vollständig gegessen noch gelutscht.
Nachdem nun der unterste Teil der Gesellschaft tatsächlich nicht nur Nichts hat, sondern sogar verschuldet ist, geht es inzwischen vermehrt, nicht mehr nur indirekt über Subventionen, sondern direkt durch klarste Benachteiligungen dem Mittelstand ans Leder.
Dank der Konditionierungsmöglichkeit über Hartz IV und der Lockerung von Unternehmensgesetzen wurde der existenzielle Druck erhöht und das Angst-Szenario der Pauperisierung, als ständiger Wegbegleiter, bis weit in die sogenannte Mittelschicht getrieben.
Nur dort ist noch etwas zu holen, für die selbstdefinierte Elite um ihre eigenen Pfründe hypertroph anschwellen zu lassen.
Bisher klappt, flankiert durch die Medienmacht der Bertelsmänner und Springers, samt ihrer steuersubventionierten gesellschaftlich unkontrollierten think-tanks, das Aufhetzen von Schwachen gegen noch Schwächere, das Eröffnen von Nebenkriegsschauplätzen geradezu vorbildlich.
Zusätzlich finden Umfragen statt, wie jene vom Allensbacher Institut, die dann von Focus und anderen neoliberalen Sprachrohren unkommentiert als Wahrheiten hinaus gepustet werden um die Stimmung entsprechend zu beeinflussen.
Auch hier nichts Neues, leider.
Das Zitat des Tages stammt vom kleinen Korsen Napoleon Bonaparte und passt, finde ich, ganz gut:
Die Polizei ist nichts als die Diplomatie in Lumpen
Ihnen Ihr Blödbabbler