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Sonntag, 19. Juni 2011

Mitmenschen - pain in the ass

Kennt ihr das?

Ihr betretet nichtsahnend die Welt vor eurer Wohnung wohlmeinend und auch ein wenig hoffend.

Doch dort wird heute ein sehr altes Stück aufgeführt, nur leicht zivilisatorisch verkleidet: Beutezug der Sammler und Jäger - dämliche Nervensägen on tour.

Ihre egoistischen Reptiliengehirne fräsen sich Wege ohne Rücksicht auf Verluste tief in dein innerstes Mark.
Amoebengleichen Spießgesellen rotten sie sich zusammen und haben -wie es scheint- nur ein Ziel im Focus ihrer Begehrlichkeit: Mich und meine Nerven.

Wie kann es sein, das wir nicht permanent amoklaufend unsere lieben Mitmenschen so zurecht stutzen, wie sie es -ihren Handlungen nach- auf alle Fälle verdient hätten?
Warum ertragen wir -meistens stoisch- deren Frechheiten, Unaufmerksamkeiten und offenen Affronts?
Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, vielmehr frage ich mich: "Warum gehen einem an manchen Tagen wirklich alle Mitmenschen auf die Eier?"

An den meisten Tagen nervt die Gattung Mitmensch eigentlich nur durch ihr defensiv dummes Handeln - ich unterstelle da keinerlei böse Absicht, die sind halt einfach blöd und penetrant.

Dabei variieren ihre Auswirkungen auf mein Dasein von einem sanften 'geht-mir-eigentlich-am-Poppes-vorbei' bis hin zu einem den Tag versauenden 'verdammt-jetzt-muß-ich-mich-auch-noch-um-den-Scheissendreck-kümmern.
Nicht schön das, aber vermutlich nicht zu ändern, wenn man kein Autist, Eremit oder ein Asozialer ist.

Anders sind diese besonderen Tage des Irrsinns.

An denen ist alles irgendwie wesentlich zielgerichteter; die Irritationen meiner Mitmenschen wandeln sich von einer defensiven Dummheit hin zu einer offensiven Anmaßung.

Gestern war wieder so ein Tag, Postmenschen pöbeln mich von der Seite an, weil ich es wage das noch offene Gebäude um 3 vor 12 zu betreten.
Ich ging davon aus das der Laden bis 13 Uhr offen hätte, wie alle anderen Geschäfte nebenan - aber ein wenig alte Postmentalität ist scheinbar zumindest bei den Öffnungszeiten gerettet worden.
Ein kurzer und höflicher Hinweis und ich wäre brav gegangen, aber dieser Gesichtsclown mault mich an, "Jetzt müsse doch mal endlich Schluss sein! So ginge das nicht! Ich könne doch jetzt nicht hier noch reinkommen blablabla".
Am liebsten hätte ich ihm dafür eine quer gegeben, da ich jedoch über Kinderstube verfüge, fragte ich ihn, wieso er mir so schräg daherkommt.
Worauf er das abstreitet und mich doof und schief angrinst.
Egal, ich mache auf dem Absatz kehrt, nicht ohne ihm noch zu verstehen zu geben, dass, statt mich blöd von der Seite anzubabbeln, eine Reparatur des Geldautomaten-der inzwischen die zweite Woche unbrauchbar ist- die sinnvollere Aktion gewesen wäre.
Natürlich sollte nicht dieser Hirnie den Automaten instandsetzen, aber wenn ich verärgert bin, dann gibt es eben manchmal seltsame Kurzschlüsse. :-D

Anschließend beim Baumarkt gab es dann erlesene Exemplare der männlichen Gattung beim Befriedigen des Einkaufstriebs zu betrachten.
Diese Padawans des Salzsäulen-Einkaufens (siehe dazu wikipedia machten ihren weiblichen Meistern alle Ehre.

An der engsten Stelle blieben sie spontan mit dem Einkaufswagen stehen, um im Wochenprospekt zu lesen.
Vermutlich erscheint das ihren Spatzenhirnen als sinnvolle Handlung.
Warum tut das dieses Pack eigentlich nie in der Nähe der Kettensägenabteilung, sondern immer im Haupteingang oder der Tapetenabteilung?
Vermutlich wissen diese Intelligenz-Amoeben intuitiv, dass ein Amoklauf mit einem Tapetenmesser in der einen und einer Rolle lindgrüner Esprit Vlies-Tapete in der anderen Hand von vornherein kläglich zum Scheitern verurteilt ist.

Dafür strahlte mich dann etwas später, auf dem Parkplatz des örtlichen Discounters, ein freundlich blickendes Augenpaar aus dem KFZ nebenan an.
Doch es war eine gehässige Täuschung, ein devil in disguise, wie ich nur Sekunden später feststellen musste.
Mit dem nächsten Wimpernschlag prasselte die nächste Dämlichkeit des Tages brutal auf mich herein ein.
Sie öffnet ihre Tür -ohne den Hauch von Rücksicht auf Verluste- und hieb mir mit einem satten Wumms selbige gegen mein Auto.
Kein "Entschuldigung!" oder ähnliches kommt ihr über die Lippen, es erschien ihr offenbar selbstverständlich.
Einem Kerl in einem alten Auto einfach mal zu zeigen wer Chef im Ring ,respektive dem Parkplatz ist.

Ich verrenke mich -trotz körperlicher Einschränkungen- prinzipiell um solches Missgeschick zu vermeiden, weswegen ich mich Schlangen gleich aus meinem KFZ herauswinde.
Aber ich besitze eben auch Verstand, Gewissen und Moral, die so manchem meiner Zeitgenossen erkennbar abzugehen scheinen.

Auch für diese Frau wäre ein gepflegter Tollschock sicherlich die adäquate Reaktion gewesen, aber ich war noch so verblüfft, so dass dieses Biest bereits in den Eingeweiden des Billighändlers verschwunden war, bevor ich überhaupt "Ähhhh" oder ähnliches von mir geben konnte.

Für die Zukunft habe ich mir jetzt vorgenommen, zumindest gepflegt in die fremde Türe zu treten, um meine Dankbarkeit für solch eine Art der Behandlung angemessen sichtbar zu hinterlassen.
Jetzt entfleuchte mir doch tatsächlich -zur näheren Klassifizierung der Dame- beinah das böse Wort mit F, das sich auf etwas reimt, was eine reziproke Form der Nahrungsaufnahme umgangssprachlich beschreibt.

Das sich dann auf dem Nachhauseweg noch ein Depp vor mich drängelt, der beim Fahren unkontrolliert bremst und beschleunigt und mich so zu erhöhter Aufmerksamkeit zwingt, rundet den Tag passend ab.
Er hat zwar keinen Traumfänger an seinem Spiegel, aber dafür einen "Jesus liebt alle"-Fisch-Aufbapper am Kofferraum kleben, der mich kurz schmunzelnd von Hammer, Nägeln und meinem Mitmenschen im Auto vor mir träumen lässt.

Als der Tag endlich zu seinem Ende kam, belohnte ich mich mit einem guten Glas Big Peat.
Dabei tröstete mich der Gedanken das solch eine feine Leistung voller Kultur, Ästhetik und gutem Geschmack nicht möglich wäre, wenn es nicht auch ein paar sinnvolle Mitmenschen gäbe.
So sind sie mir am liebsten, weit weg, sinnvolle Dinge erzeugend und mir nicht auf die immer dünner werdenden Nerven gehend.

Das Zitat des Tages stammt vom alten Glubschauge Jean Paul Sartre aus seinem Roman "Bei geschlossenen Türen (Geschlossene Gesellschaft)" der damals schon sehr schön das Dilemma erkannte:
"Also dies ist die Hölle. Niemals hätte ich geglaubt ... Ihr entsinnt euch: Schwefel, Scheiterhaufen, Bratrost... Auch ein Witz! Kein Rost erforderlich, die Hölle, das sind die andern" (Gesammelte Werke Rowohlt 1979 S. 97).


Einen schönen Wochenanfang - ohne die typische Geißelei durch die Mitmenschen- wünscht Ihnen Ihr Blödbabbler.