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Jeder Schuss ein Russ?

Wenn man sich in der letzten Zeit gefragt hat, wieso unsere Politiker sich über das kriegsmüde und zu pazifistische deutsche Volk geärgert haben, sieht man klarer, wenn man das aktuelle Säbelrasseln aus den Mündern dieser Menschen vernimmt.
Wie es den Anschein hat, sind meine Mitbürger, wenn man denn den Umfragen trauen möchte, deutlich differenzierter und weniger blutrünstig, als das Pack in der Politik.
Aber, das konnte man ja bereits aus den Nörgeleien, die der Bundesjogi vor der Militärakademie herausgauckte feststellen, ich schrieb damals etwas dazu.
Sein Gejammer, man müsse die doofen Michels nur mit genug Medienpropaganda weichklopfen, sonst würde wohl das nix mit Tschingderassabum und frühem Aufstehen so gegen 5.45 deutete schon einen Paradigmenwechsel an.
Im gleichen Tenor bediente er selbstverständlich das Klischee vom strammen Neoliberalen, wobei er ebenfalls darauf hinwies, das man eben die Deutschen -wenn sie es von alleine nicht einsehen wollen- mithilfe von Propaganda von ihrem Glück überzeugen müsse.
Ein interessanter Ansatz für jemanden der immer von Freiheit faselt.
Aber es geht ja eben nicht um die Freiheit des Einzelnen gegen Krieg, gegen Ausbeutung oder gegen asoziale Lebensumstände zu sein, sondern schlicht um jene Freiheit, dort Handel zu treiben wo es den eigenen Nutzen maximiert - zugunsten einer kleinen Clique von Herrenmenschen.
Gerne und auch unter Androhung von Sanktionen und aufgebauter Drohkulisse.
Stimmig angereichert mit einem Hauch martialischem Donnerhall als Begleitmusik aus dem Proberaum der NATO.

Unsere Vorzeigedemokraten haben kein Problem damit, wenn zugunsten Aufständischer ein unangenehmer Zeitgenosse in Bedrängnis gerät; finden nichts dabei zugunsten von Aufständischen in einen Bürgerkrieg einzugreifen, aktiv und / oder über Waffenlieferungen.
Sie haben aber auch nichts dagegen, mit eben den gleichen Herrschern vorher jahrelang Geschäfte zu tätigen und stillschweigend über jede Form von Menschenrechtsverletzung hinwegzusehen.
Sie tun dies mit den Verbrechern in Saudi Arabien, taten es mit der Ukraine und ebenfalls mit dem Libyen Gaddafis.
Sie tun es mit den USA, die immer noch Menschen ohne rechtsstaatliche Grundsätze auf Kuba interniert, Menschen hinrichten - im Inland durch die Spritze oder Gas im Ausland durch Armee und Drohnenkriege.
Sie taten es, als die USA Grenada unter gelogenem Vorwand überfielen, sie taten es als der Irak mit einem Angriffskrieg überzogen wurde, dessen Ursachen so hanebüchen erlogen waren, dass es selbst dem damaligen Lügner Colin Powell heute peinlich ist.

Ich kann das nicht einschätzen, was für Menschen auf dem Maidan demonstriert haben, verstanden habe ich, sie wollten das korrupte Pakt an der Spitze weg haben. Ein durchaus löblicher Ansatz.
Wieso dann allerdings die rückenkranke Verbrecherin Timoschenko, selbst Fleisch vom Fleische der korrupten oligarchen Struktur auf einmal wieder präsidiabel sein soll, wieso man Naziabschaum in Ministerposten einsetzt, verstand und verstehe ich schon weniger.
Dass nun diese offenbar skrupellose Frau von unseren Eliten dennoch umhegt wird, das man ihre Konten nicht einfriert oder einfror, verstehe ich schon gar nicht.
Wenn sie ein pockennarbiger, fetter Glatzkopf wäre, dann ginge das vermutlich schneller; so blendet der Schein des sanftmütigen Äußeren und erst abgehörte und veröffentlichte Telefonate zeigen klarer wes Geistes Kind diese Frau ist.

Jedoch findet seit Wochen, wenn nicht gar Monaten, lediglich ein Trommelfeuer der Hetze gegen Russland, genauer die Person von Putin, in der seriösen Presse Deutschlands statt.
Warum das so ist, dazu gibt ein interessanter Artikel mit gutem Verweis auf eine lesenswerte Untersuchung als pdf bei den Nachdenkseiten einen Hinweis.

Wer meine Texte ein wenig verfolgt, der weiß was ich von homophoben Arschlöchern halte, nämlich nichts.
Ich halte die Innenpolitik Russlands für mehr als bedenklich; den Kreuzzug -übrigens unter tatkräftiger Unterstützung, wenn nicht gar Initialzündung, der dortigen orthodoxen Kirche- gegen Schwule und Lesben, der Gefahr für einen kritischen Artikel oder einer Demonstration im Gefängnis oder gar auf der Bahre zu landen, und auch die starke, steigende Xenophobie im Land kann man nicht klar genug verurteilen.
Das Geheuchel unserer Politiker während der Olympiade jedoch, das Fernbleiben war ebenso peinlich, wie es heute Sanktionen und der faktische Ausschluss aus G8 sind.
Russlands Politik ist nicht erst seit gestern so.
Als die Spiele dorthin vergeben wurden, war all das bekannt und es wurde dennoch so entschieden.
Man arrangierte sich mit fehlenden Menschenrechten und opferte sie auf dem Altar von Business & verlogener Politikfreiheit des Sportes.
Das inzwischen Teile der russischen Politik aussehen, als habe der Abschaum Schirinowski das Drehbuch geschrieben, sollte ebenfalls zu denken geben; es überrascht in diesem Zusammenhang auch nicht, das eben jener Antisemit es völlig legitim -und mit Völkerecht im Einklang- findet falls Russland Truppen entsandt hätten(Kurzer Artikel bei Rianovosti).

Aber, man sollte sich dennoch vor Augen halten, wer Russland überfallen hat und wer es zu verantworten hat, dass der Boden mit dem Blut von Millionen Menschen getränkt wurde.
Ich habe noch gelernt, dass das Sicherheitsbedürfnis Russlands nach einem cordon sanitaire, nach dem Horror des zweiten Weltkriegs einem nachvollziehbaren Ansatz folgt.
Die ehemaligen Satellitenstaaten, die -neben vielem anderen- auch Puffer für Russland waren, sind inzwischen größtenteils zum ehemaligen Feind übergelaufen, entweder Teil der NATO oder eingespannt in Beziehungen zur EU.
Die Schlinge um Russland zog sich in den Jahren nach dem Ende des Warschauer Paktes immer enger zu, trotz der Beteuerungen der USA und ihrer Vasallen Verbündeten.
Atomwaffen wurden von den Russen aus Deutschland 1991 abgezogen, die der Amerikaner sind immer noch hier.
Und die ach so friedliche NATO äußerte sich laut wikipedia Eintrag wie folgt:Die Strategie der NATO soll weiter auf Kernwaffen setzen. Im Mai 2010 wurden entsprechende Empfehlungen veröffentlicht.[43] Im November 2010 wurden sie beschlossen:[44] „… as long as there are nuclear weapons in the world, NATO will remain a nuclear Alliance.“
In Polen stationierte man gegen –noch zu entwickelnde- iranische Atomraketen m( schützen sollende Raketen, gegen das ausdrückliche und explizit geäußerte Sicherheitsbedenken Russlands.
Man könnte auch in der Vergangenheit weiter zurückgehen und sich überlegen, wer welche Kräfte in der Sowjetunion unterstützte, die die Konterrevolution anstrebten, seit Beginn der Sowjetunion.
So floss Geld, Waffenlieferungen und Hilfsgüter an die Bürgerkriegspartei der "Weißen", kämpften Soldaten auf deren Seite aktiv aus den USA, England, Frankreich etc.

Die Ukraine, auch die Krimtataren begrüßten ihre Befreier, meistens deutsche Truppen und dankten mit aktivem Kampf gegen Russland oder die Sowjetunion.
Es ist also auch historisch nicht unbedingt von der Hand zu weisen, wenn Russland ein gewisses Unbehagen gegen nationalistische, und / oder faschistische Kräfte in Ämtern der Ukraine hat.
Das unsere Politiker -bis auf Gysi- das nicht zu thematisieren bereit waren und sind, kann ich mir nur erklären damit, das die ostdeutschen an führender Stelle unter Ihnen "den Russen" durch eigene Sozialisation schon immer ablehnten und die Westdeutschen froh sind, wieder das alte Feindbild belebt zu sehen; das lenkt schön ab vom Ärger über Spionagetätigkeit unserer amerikanischen Freunde, von der steigenden Ungleichheit im Land und der offenkundigen Korruption unserer sich selbst als Elite sehenden Mitbürger.

Nachdem man durch die Zerstörung Libyens dem islamistischen Abschaum in Afrika zu neuen Meriten verholfen hat, Syrien bewusst im Bürgerkriegspatt hält und der Zentralafrikanische Republik beim Sterben zuschaut, scheint es an der Zeit von Stellvertretergehampel mal wieder zur direkten Konfrontation zu gehen.
Der Friedensengel aus dem Weißen Haus schüttet Öl ins Feuer, um das es auch diesmal gehen könnte.
Unsere Kriegsministerin v.d.L. äußert schon mal "Nato Truppen ins Baltikum zu verschieben", Bündnisverpflichtung -sie verstehen schon *knickknack*.
Momentan starre ich fasziniert auf die Spirale der Eskalation, sehe wie mit jeder Äußerung ein Klima des Nicht-mehr-zurückkönnens aufgebaut wird und orakel mal, dass es einen richtigen Wumms geben könnte.
Passender Event, so zu den hundert Jahrfeiern zum Ausbruch der ersten Weltverwüstung, ein klares Menetekel das unsere Führer so gar nichts gelernt haben aus der Vergangenheit, allen blasierten Sonntagsreden zum Trotz.
Ob ich die 'Annektion' der Krim gut heiße? Das steht auf einem anderen Blatt, fürchte ich.
Ich denke Putin konnte nicht wirklich anders handeln, richtig finde ich das nicht, aber rational nachvollziehbar.
Aber die Fehler haben deutlich früher angefangen und lagen größtenteils sich nicht auf Seite der Russen.
Selbst Helmut Schmidt, von dem ich nicht annahm, das er zu meinen Lebzeiten noch mal was Vernünftiges sagen würde, argumentiert in die gleiche Richtung.
Und hierbei, das gebe ich zu, bin ich dann unsicher geworden ob mein Ansatz tatsächlich richtig sein kann.
Denn, wenn Schröder und Schmidt, aus meiner Sicht zwei der Totengräber der 'sozialdemokratischen' Sozialdemokratie Putin verteidigen, dann muss ich eigentlich irren.

Grübelnde Grüße von Ihnen Ihrm Politkommissar
Blödbabbler

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