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Donnerstag, 16. Januar 2014

Greenore 8

Heute mal wieder ein Whiskey, jenseits der Welt der Single Malts, nämlich ein Single Grain Whiskey.
Wie man am e bei Whiskey erkennen kann, stammt der heutige Testkandidat aus Irland und wird -im Gegensatz zu einem Single Malt- nicht aus 100% Gerste, sondern aus einem Gemisch von Getreide gefertigt.
Grain Whisk(e)y ist, wie es Ian Buxton in seinem "101 Whiskies to try before you die" nannte: "Scotlands equivalent of the mad aunt in the attic who no one talks about".
Grain Whisky ist offenbar unsexy, denn der wird wie bspw. Wodka auf Säulendestillationsanlagen in großem Maßstab und mit hohem Alkoholgehalt gebrannt und ist der (billigere) Grundstoff für Blended Whiskys.
Dank der Säulendestillation entsteht ein sehr reines Produkt mit hohem Alkoholgehalt und einer gewissen Geschmacklosigkeit -im Vergleich zum Single Malt- da bspw. die Fuselöle als Geschmacksträger wegfallen.
Durch die fortlaufende Destillation, die billigeren Grundstoffe (Weizen, Mais und nur ein geringer Anteil Gerste(Malz) als Starterenzym) und die gewöhnlich kurze Lagerung in ausgelutschten Fässern wirkt das Endprodukt, im Vergleich zum in Handarbeit auf den stylishen Pot-Still-Kupferkesseln gebrannten, nur aus feinster Gerste bestehenden und mit Bergquellwasser von Feenwesen mundgeschöpft und danach Jahrzehnte in den besten Sherryfässern gereiften, Single Malts minderwertiger.
Soweit das cliché und die steingewordenen Ergebnisse der Propaganda der Single Malt Vermarkter.
Greenore 8 Flasche
Wie gut ein Single Grain Whiskey tatsächlich schmecken kann, wenn man ihm ein paar Jahre Zeit in einem guten Fass lässt, zeigt der heutige Testkandidat Greenore 8.
In einer sehr schönen Flasche mit 40% Alkohol und E150 abgefüllt, ohne Umverpackung aber mit Korken daherkommend, kostet der Greenore 8 um die 25 Euro pro 0,7 Liter und ist auch im befreundeten Ausland an der Tanke nicht deutlich billiger zu haben.
Laut Angabe von Cooley reift er 8 Jahre in Ex-Bourbon Fässern und wird aus -und da wird es komisch- „Maize, Corn“ hergestellt. Ich dachte Maize und Corn bezeichnen -trotz unterschiedlicher Wörter- genau das gleiche, nämlich Mais.
Das der Greenore ein reiner Maiswhiskey sein soll, halte ich hingegen für einen Fake.
Die Palette der Greenores reicht inzwischen über einen 6 jährigen, den heute hier vorgestellten 8 jährigen bis hin zu einem 18 und einem 19 jährigen. Der 15 jährige wird -zumindest bei Cooley- nicht mehr im Sortiment aufgeführt.

Nun, was bekommt man für sein Geld?

Die Nase wird umschmeichelt mit mandeligen Noten, wunderbarem, leichtem und süßem Karamellgeruch und ich meine auch einen Hauch Apfel zu erschnuffeln.
Eine sehr sanfte und leichte, fast schon elegante Nase, etwas woran man eine Zeit lang gerne schnuppert und sich so die Vorfreude auf den ersten Schluck potenziert.

Im Mund ist der Greenore dann sehr mild, Vanille und Karamell sind sofort da und der Geschmack ist sehr pot-stillig, wie jener Anteil im Red Breast der mir besonders gefällt.
Zusätzlich merkt man die 8 Jahre im Fass, eine schwache, unaufdringliche Holznote, sanft-würzig bildet einen schönen Kontrapunkt zur vordergründigen Süße.
Neben dem Holzeinfluss und der dominanten Süße finden sich aber auch fruchtige Elemente, die eine leichte Frische hereinbringen.

Im Abgang bizzelt der Greenore etwas, bleibt dabei aber schön (honig)süß, obwohl er letztlich dann für meinen Geschmack ein wenig zu stark nachbittert.
Schade, dieses Nachbittern hätte ruhig weniger sein dürfen oder ganz fort bleiben können.
Da hilft es nur möglichst schnell wieder einen Schluck zu trinken, denn der aufgefrischte Geschmack spült dann sofort diesen Anflug von unnützer Bitterkeit fort.

Inzwischen haben der Herr AausB und ich ein wenig für diesen Whiskey getrommelt und zumindest mir ist noch niemand dahergekommen, dem er nicht geschmeckt hat.
Durch die Süße und Leichtigkeit ist er gewöhnlich auch etwas für die Damenwelt, sowie den Herr AausF, der dem Whisky allgemein nicht sehr zugetan ist; nur die beste aller Mss. mochte ihn, um mich Lügen zu strafen, mal wieder nicht.
Dabei hätte ich da die eine Hälfte meines Arsches drauf verwettet.
Zu meinem Glück kam die Wette jedoch nicht zustande, was mir beim Sitzen heute deutlich angenehm ist. :-D

Wertung Single Grain
Greenore 8


Geschmack:
Fass4 bis Fass5
Preis-/Leistungsverhältnis:
Smile4

Fazit: Wer bisher über fiesen bitteren Grainanteil im Blended Whisky jammerte oder wer einfach mal etwas anderes, als einen Single Malt, probieren möchte, dem ist mit dem Greenore 8 sicherlich ein klarer Kauftipp anempfohlen. Ein leichter, süßer und wunderbar süffiger Whiskey, der bis auf die aufkommende Bitterkeit im Abgang ein rundherum bezauberndes Trinkgefühl beschert


Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt - 5 Wunderbar - 4 Lecker - 3 Gut - 2 Brauchbar - 1 Widerlich - 0 Fußbad

Glenfarclas Heritage

Den Glenfarclas Heritage bekam ich halbvoll aus dem Freundeskreis, als Dankeschön für kurzfristigen Rechnersupport, mitgebracht.
Er kommt in einem Holzkistchen sicher umhüllt daher, was ihm eine gewisse Aufmerksamkeit einbringt.
Den Glenfarclas Heritage gibt es in einer schwachen Fassung von 40% und in der wuchtigen, die originär wohl für den französischen Markt bestimmt war - denn das rückseitige Label ist in gallischer Zunge bedruckt.
Inzwischen haben aber die meisten Onlinehändler den Glenfarclas Heritage 60% auch im Sortiment, die Preise liegen meist bei um die 35 Euro pro 0,7 Liter, mit der Holzkiste auf dem Bild habe ich ihn nur bei dem Versender gesehen, dessen Lager augenblicklich bestreikt werden. ;-)
Glenfarclas 'Heritage' Flasche
Auf der hölzernen Umverpackung ist eingebrannt(?) Glenfarclas Heritage aus der Heritage Malt Collection.
Der Glenfarclas Heritage wurde -wie auch sein Bruder im Geschmack der Glenfarclas 105- mit satten 60% Fassstärke abgefüllt. Sehr löblich.

In der Nase findet sich eine Note die an Orangen erinnert, das Aroma ist süßlich ohne erkennbaren heftigen Sherry Einfluss mit feiner Malzigkeit. Leckeres Näschen.

Der Sherry schlägt dann aber umso wuchtiger zu, wenn der erste Schluck den Mundraum füllt.
Intensiver Sherrygeschmack, matschige, fast faule dunkle Früchte ganz ähnlich wie beim 105.
Der Antritt ist überraschend weich und süß, etwas dunkle Schokolade findet auch ihren Weg auf die Zungenknospen.
Ich habe den zwar pur probiert, aber 60% haben eher die Eigenschaft die Zunge und ihre sinnliche Funktion spontan zu sedieren, was einer Verkostung mittelfristig eher abträglich ist.
Deshalb wurde fleißig nach der 'spoon' Methode verdünnt, auf einen 4cl dram gabs 6-8 kleine Teelöffelchen voll Wasser, später dann auch mal weniger.

Im Abgang findet sich immer noch faule dunkle Frucht, eine leicht säuerliche Note und ein etwas muffiges Tier Element krabbelt dazwischen auch noch den Rachen träge runter.
Der Abgang ist definitiv nicht meiner, das ist alles irgendwie dumpf und breiig.

Aber vorher kann man mit dem Glenfarclas Heritage 60% durchaus Spaß haben, ähnlich wie mit seinem Klon im Geiste dem Glenfarclas 105.
Geschmacklich liegen die ungefähr gleich auf.
Auch wenn, wie man nachlesen kann, die Fasszusammensetzung nicht gleich sein soll, gibt sich das imho geschmacklich nicht viel.
Da ich allerdings mit dieser Art von starkem Sherryeinfluss nicht ganz so glücklich bin, trinke ich den wirklich nur dann, wenn mir mal nach solch einer Art ist; und das Verlangen nach fauler Frucht am Abend habe ich nicht oft.

Wertung Single Malt
Glenfarclas 'Heritage'


Geschmack:
Fass3 bis Fass4
Preis-/Leistungsverhältnis:
Smile4

Fazit: Wie auch beim Glenfarclas 105 kann man, wenn man auf schweres, faules und dunkles Obst steht damit eigentlich nichts falsch machen. Vermutlich würde ich mir aber eher den 105 holen, denn der hat inzwischen zehn Jahre Reifung hinter sich, der Heritage ist ein NAS, auch wenn man dem schwachen Bruder desselben, dem 40% Heritage ein Alter von um die 8 Jahre nachsagt. Wer das nachsagt, in die Welt gesetzt hat, nur abschreibt und weiterverbreitet oder wirklich weiß, entzieht sich meinem Horizont. Ich bin es nicht. :-D Mit der Holzkiste ist der Heritage 60 durchaus ein kleiner Hingucker im Regal, wer sowas mag.


Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt - 5 Wunderbar - 4 Lecker - 3 Gut - 2 Brauchbar - 1 Widerlich - 0 Fußbad