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Mittwoch, 4. August 2010

Reich-Ranicki hätte geschossen

Oh, weh!
Die Zeiten scheinen durchaus schlimmer zu sein, als ich es bisher befürchtet habe.
Ein Buch, das uns die Beziehungen in den 80 ern des letzten Jahrhunderts versaut hat, weil Frau meinte, man müsse es gelesen, und noch wichtiger: Verstanden haben, und zwar Zack Zack!, wird erneut auf die Menschheit losgelassen.
Ein Buch, dessen Aussage in a nutshell, die Welt klar umriss, in Gut und Böse oder wie es damals dogmatisch hiess: Edle Frau und potentieller Vergewaltiger.
Die Handlung: Frau will Kerl und Sex haben, Frau möchte aber auch permanent darüber reden, wie wichtig doch sie und ihre kleine Welt und ihre Macken sind. Frau möchte Sex, wenn ihr danach ist, auch gegen seine Wünsche.
Wenn ihm danach ist und ihr nicht, gibt es auch keinen Sex,dafür aber Vorwürfe über männliche Triebhaftigkeit und die Schlechtigkeit des männlichen Charakters im Besonderen.
Ein furchtbar selbstgerechtes Buch, gedüngt mit den dümmsten Klischees eines amoklaufenden Feminismus, ungefähr so witzig und spritzig, wie der Einkauf in einem protestantischen Naturkostladen.
Dieses vermaledeite Buch, das uns damals auf Blut und Sperma quälte, wird neu aufgelegt.
Jenes Machwerk brachte uns vorzüglich bei, wie das begehrte Wesen anzulügen sei, wie wir uns selbst zu zensieren und in vorauseilendem intellektuellem Gehorsam selbst zu kastrieren hatten. All dies nur, um Ruhe vor der Inquisition zu haben und eventuell doch noch zum ersehnten Spaß und Glück verheißenden Beisammensein zu kommen.
Allein für den dadurch verursachten, unwiederbringlichen Verlust von jugendlichen Idealen, würde ich es noch heute gerne in meinem Sod brennen lassen.
Hellmuth 'Speichelfaden' Karasek gibt Svende Merians "Der Tod des Märchenprinzen" neu heraus und verdammt somit auch die glücklich unwissend Nachgeborenen mit dieser spezifischen Form jämmerlich unreflektiertem Frauenmenschentums in seiner dümmlich anmaßenden Art.
Der wunderbare Wiglaf Droste formulierte treffend in "Schuldschuhgröße tausend":
Adoleszenz in den späten siebziger und frühen achtziger Jahren war heftig: Es gab so viel zu entdecken, aber fast alles war verboten. Seltsame Bücher bekam ich geschenkt, von strengen Frauen: Aus Svende Merians Groschenroman >>Der Tod des Märchenprinzen<< erfuhr ich, dass es ein Kapitalverbrechen sei, in eine Frau nicht verliebt zu sein, wenn sie das aber doch so gerne hätte."
Es gibt Bücher, da macht es einfach Sinn, den gerechten Staub der Zeit sein Werk tun zu lassen.
Ich finde, nicht jeder biblische Horror muss unbedingt auf die Menschen losgelassen werden, diese apokalyptische Beziehungsreiterin hätte liebend gerne weiter sanft vor sich hin rotten können.
Denn, wer in seinen Mitzwanzigern schwer auf feministisch und autonom macht, dann aber in der Blütezeit des intellektuellen und sozialen Niedergangs der Verräterpartei in diese eintritt, zeigt leider, das Altern nicht immer weise macht und aufrechte Gesinnung eben keine Geschlechterfrage ist.
Ich werde auf jeden Fall mal in meiner Bücherkiste kramen gehen und hoffe zu finden: "Ich war der Märchenprinz".
Bei dieser -platten- aber wenigstens lustigen Retourkutsche auf die bierernste Svende Merian gab es damals mehrere positive Effekte.
Ich musste beim Lesen schmunzeln und das war schön, denn es gab mir ein warmes angenehmes Gefühl von Würde zurück, obwohl ich natürlich immer noch ein Exemplar der Untermenschengattung "Mann" war.
Und wenn man sich positiv über dieses "Gegenbuch" äußerte, kochte das überlegene, ach so beherrschte Geschlecht vorhersagbar über, wie man das von Göttern -und Götter waren sie, unzweifelhaft, saftend in ihrem selbstgerechten Lichte- nicht vermutet hätte.
Dem Herren Professor, der diesen widerlichen Wiedergänger auf uns losgelassen hat, widme ich das Zitat des Tages vom alten Charly Marx, aus dem 18. Brumaire des Louis Bonaparte:
Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.
Ihnen ihr potentieller Vergewaltiger Blödbabbler
#Edit: Hier und da ein Wort gerundet und weicher gemacht :-) #