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Freitag, 10. April 2015

Clontarf (White Label) NAS

Und weiter gehts mit alterslosen Gesellen aus Irland.

Der Single Malt um den es diesmal geht, heißt Clontarf und ist nicht, wie beispielsweise der Tyrconnell, einer speziellen Destillerie zuzuordnen.
Der selbstgesalbte Gottkönig Whiskypapst Jim Murray packt ihn allerdings zu Bushmills und so wird es dann wohl auch sein!1!!!!!

Ich erstand ihn - also den Whisky und nicht den Papst- für 16 Euro beim lokalen Getränkemarkt um die Ecke ohne eine Umverpackung, just the plain bottle itself.
Clontarf(White Label) NAS Flasche
Das war ein eher vegetativer Kauf, gammelte verweilte doch der Tyrconnell bereits -als mein erster irischer Single Malt Geschmackseindruck- mit einer Eselskappe sträflich in der Ecke des Graues.
Also noch einen irischen Single Malt (SM) davon zu kaufen war wohl eher meiner masochistischen Ader geschuldet, oder wie ich es lieber euphemistisch nenne: Meinem Forscherdrang. :-D

Der Clontarf ist dreifach destilliert(Cooley brennt zweifach also die sinds eher nicht), wird farblich für die Gelegenheitstrinker mit E 150a geschönt, sowie mit 40% Alkohol abgefüllt.
Die Flasche ist unspektakulär und wird von einem billigen Blechschraubverschluss mehr oder weniger abgedichtet.

Im Onlinehandel ist der Clontarf für knapp unter 20 Euro bereits zu haben, die Flasche beinhaltet 0,7 Liter- also auch hier würde ich zuerst mal beim local dealer vorbeigucken, bevor ich damit die Onlinehändler belästige. Das gilt, soweit ich es bisher feststellen konnte, sehr oft für viele der unteren Einsteiger -und Standardwhiskys.

Ähnlich wie auch beim Tyrconnell stand diese Flasche eine ganze Zeit geöffnet im Barfach herum, bis ich mich wieder daran traute - waren doch meine ersten Eindrücke auch hier eher von Widerwillen auf das Gebotene geprägt.
Allerdings sprechen wir hier von einem Zeitrahmen zwischen Mitte 2013 bis Ende 2014 - also fast noch ein normales Zeitfenster für die Eliminierung von Whisky, wenn man ihn denn aus kleinen Gläsern genießt und nicht direkt aus der Flasche. ;-)
Diesmal habe ich (im Gegensatz zum Tyrconnell) meine anfänglichen(etwas negativeren) sowie meine abschließenden(eher positiveren) Tastingnotes munter durchmischt und biete das daraus entstandene Amalgam feil.

Das Aroma des Clontarf ist leicht, süßlich mit einem Hang zur Blumigkeit. Im besten Sinne belanglos.
Dann aber taucht in der Nase eine merkwürdige Holznote(?) auf, eine die ich später für den sehr interessanten eigentümlichen Geschmack verantwortlich mache.
Nach einiger Zeit im Glas riecht man eindeutig noch Karamell.

Im Mund ist er, nachdem man ihn ein wenig in der geöffneten Flasche hat ruhen lassen, mild und warm.
Wenn man das mit dem Ruhen aber nicht macht, dann ist er durchaus (etwas) sprittig, deutlich jung und harsch, auch brennts etwas intensiver im Mundraum, als man es bei 40% erwarten würde.
Er hat eine leicht hefige Note und etwas Bitterkeit im Kontrast zum süßen Einfluss, der eher Karamell denn Honig zu sein scheint.
Auf den Lippen findet sich ein wenig Öligkeit und etwas Papierstaub-Assoziation geistert ebenfalls im geschmacklichen Hintergrund herum.
Dominant aber ist eine merkwürdige Note die ich auf die Fässer, also das Holz schiebe.
Ich finde dafür keine Worte - zwischenzeitlich hatte ich den Eindruck diese Note mal im Bushmills 10 geschmeckt zu haben, allerdings wesentlich weniger davon.
Gärender Malzschleim mit Holzwurmexkrement?
Diese eigentümliche Note fand ich bei meinen ersten Proben furchtbar, hatte ich bis dato auch so nicht mit Whisky assoziiert und ließ den Clontarf deswegen im Regen im Barfach stehen.
Inzwischen finde ich den Geschmack aber -in all seiner Merkwürdigkeit- sehr geil(um hier General Cartman Lee, Zerstörer von Welten zu zitieren), da er eine verschrobene Einzigartigkeit anbietet, die ihn von anderen Whiskys dieser Preisklasse distanziert.

Im Abgehen ist er warm, staubt etwas -bis hin zum Papiergeschmack- und betäubt die Zunge bevor er mit leichtem Nachbrenner den Schlund hinabfährt.
Der Abgang ist eher kurz und mit leicht bitterer Note die das wenig süße Einsprengsel schnell überlagert.

Ich habe eben mal bei der Whiskybase gelinst: Meine Eindrücke sind mal wieder konträr zu allen drei dortigen Notizen. :-D
Aber mal ehrlich Leute, 70 Punkte?
O.k. zugegeben, die 90 von Murray sind eher bizarr, aber 70 Punkte? Und ihr rated in der Base den Tyrconnell mit 75?
It's lucky for you, your uncle Heinrich is a pretty good joker. Ha?
Wenn ich ehrlich bin, deutlich mehr hat er tatsächlich nicht unbedingt verdient, aber wenn ich auch mal mit einer 100er Skala spielen würde, dann wäre es vermutlich 79 bis 80.
Alleine schon wegen der bizarren Geschmacksnote.

Wertung Single Malt
Clontarf (White Label) NAS

Geschmack:
Fass2
bis
Fass3
Preis-/Leistungsverhältnis:
Smile4

Fazit: Der Clontarf ist ein einfacher Single Malt, auch wenn er dreifach destilliert wurde. Eine merkwürdige Holznote(?) gibt ihm in meinen Augen etwas Unverwechselbares mit auf den Weg und macht ihn für den experimentierfreudigen Whiskykundschafter eventuell interessant. Alle anderen Mitmenschen, die in dieser Preisklasse nach irischem Einfluss suchen, bleiben besser bei den Blends - Jameson oder auch Paddy sind deutlich eingängiger als dieser Single Malt.

Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt - 5 Wunderbar - 4 Lecker - 3 Gut - 2 Brauchbar - 1 Widerlich - 0 Fußbad

Donnerstag, 9. April 2015

Tyrconnell NAS

Im Rahmen meiner Weg-mit-den-NAS-Whiskys-aus-meinem-Regal Woche heute die Notizen zu einem irischen Single Malt.

Tyrconnell heißt der Kandidat und stammt aus den Trögen von Cooley.
Meine Flasche habe ich 2011 gekauft und geöffnet, leer wurde sie nun im Februar 2015.
Sie war -neben der noch immer halbvollen Flasche Loch Lomond NAS- mein Inbegriff für etwas Merkwürdiges das mir nicht schmeckt.
Quasi die irische Antwort auf die schottische Whiskyhölle in blau.

Aber in den letzten vier Jahren bin ich natürlich deutlich altersmilder geworden und siehe: auch die besonders garstigen Eindrücke dieser Flasche Tyrconnell haben sich abgemildert, sodass ich sie endlich leeren konnte.
Tyrconnell NAS Flasche
Der Tyrconnell, benannt nach einem Renngaul der anno tobak ein Rennen unerwartet gewann(und da Iren gewöhnlich nicht viele Siege in ihrer Geschichte feiern können, nimmt man halt so etwas als Namenspatron), kostet um die 21 Euro bei den Onlinern, im lokalen Getränkeshop meist ein bis zwei Euro weniger.
Ich kaufte mir den Tyrconnell damals auf Anregung des Herrn AausB, der denselben -wenn ich mich recht entsinne- lecker fand und es auch so artikulierte. :-D
Da die Flasche deutlich lange geöffnet war, habe ich diesmal meine beiden Tastingnotes aus der Anfangszeit 2011/12 sowie die aktuellen 2015 separat gelassen. Einiges deckt sich, anders nicht.

2011/12
In der Nase ist der irische Single Malt fruchtig, süß und blumig mit deutlicher Malznote.
Allerdings ist vordergründig ein junges und garstiges, sehr sprittiges Element da.

Im Mund ist er ebenfalls sprittig, bissig und deutlich holzig und bitter. Schwache Süße und leichtes Malz sowie etwas Öligkeit. Insgesamt irgendwie unrund und mit einem komischen Beigeschmack gesegnet.

Sein Abgang ist mittellang, dabei sehr bitter, es brennt, holzige Würze und leichte Süße sowie etwas sherryartiges.
Bah! Ein fieser Loch Lomond Klon! :-/

So schrieb ich ungnädig als die Flasche noch recht frisch eröffnet war.

Im Wechsel des Jahres 2014 ins erste Quartal 2015 fand ich folgendes -unabhängig von meinen alten Aufzeichnungen, die ich komplett vergessen hatte- notierenswert.
Der Tyrconnell ist in der Nase jung und hat selbst nach 4 Jahren noch eine garstige Note. Menthol und irgendwie getreidig, dabei harsch sind sie ersten Eindrücke, später, nach ein wenig Wartezeit im Glas, wird das Aroma eher fruchtig und erträglich.

Beim Auftreffen auf die Zunge ist er inzwischen überraschend mild(oder bin ich vielleicht trainierter oder abgestumpfter?), dann fettig und es wird deutlich warm.
Ein Geschmack wie von einem künstlichen, schwarzen Johannisbeerenaroma eines Kaugummis taucht auf. Er ist trocken, leicht adstringierend mit sanfter Bitterkeit und hat auch etwas süßliche Verwesung intus. Pferdezombie-Apokalypse?

Im Verschwinden ist er immer noch deutlich warm, hat einen weingummiartigen Geschmack und die Bitterkeit bleibt. Zusätzlich macht er die Zunge mit seinen 40% Alkohol ganz schön pelzig.

Ich gestehe. Ich fand den Tyrconnell inzwischen -nach langer Öffnungszeit- brauchbar, mehr aber leider nicht.
Wenn ich dagegen bspw. in fast ähnlicher Preisklasse an den Ardmore TC denke, oder sogar den -leider nicht so toll, wie erhofft- Tomatin Legacy, dann lahmt dieser irische Gaul mächtig.
Und da er eigentlich auch fast 40% mehr kostet als der blaue Horror vom Loch Lomond ist er selbst in diesem Vergleich beim Zielfoto maximal eine Nüster voraus.
Im direkten Vergleich zum Clontarf, einem weiteren irischen Single Malt der länger bei mir verweilte und der etwas billiger als der Tyrconnell ist, liegt er ebenfalls hinten.
Wenn man mich mit Lenins Klassiker: "Was tun?", fragen tun täte, dann empföhlte ich den Gaul ins Trainingslager zu schicken oder eben von seinem Elend erlösen - wie Murray hier auf 86 Punkte kommt ist mir schleierhaft.

Wertung Single Malt
Tyrconnell NAS

Geschmack:
Fass2
Preis-/Leistungsverhältnis:
Smile3

Fazit: Ich vermute der Zeitraum, den ich benötigte um diese Flasche nach ihrer Erbrechung zur Neige zu bringen, spricht Bände. Selbst meine altersmilde Einschätzung macht daraus sicher keine Empfehlung. Ich krächze mal, in Anlehnung an den Raben des guten alten Eddy Poe:Quoth the blödbabbler: Nevermore!"

Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt - 5 Wunderbar - 4 Lecker - 3 Gut - 2 Brauchbar - 1 Widerlich - 0 Fußbad

Mittwoch, 8. April 2015

Bunnahabhain Cruach-Mhòna

Diese Woche scheint sich zu einer Woche der alterslosen Whisky-Notizen zu entwickeln.
Entgegen ralfys Vorsatz in 2015 keinen NAS Single Malt Whisky vorzustellen, was ich begrüße, habe ich noch ein paar aus meinem Notizbüchlein abzuarbeiten.
Danach - ich schwör' dich, Alder- kommen wieder länger gereifte Whiskys, oder eben solche, bei denen die Destille oder der Abfüller -wie beim Glenferkel 8 Jahre- wenigstens eine Altersangabe, statt eines blumigen Marketingfurzes, auf dem Etikett angibt.

Von Bunnahabhain habe ich bisher den 12 jährigen, den Darach Ùr, eine Signatory Vintage Abfüllung von 1997, sowie einen 22 jährigen von 1991 von Best dram im Glas gehabt.
Die waren alle durch die Bank mindestens gut, vor allem dann, wenn das matschige, dunkel Faulfrüchtegeschmäckle nicht dominiert. Dann waren sie sogar lecker.

Meine Flasche stammte aus 2013 und kostete um die 44 Euro für den Liter im befreundeten Ausland.
Augenblicklich legt man für eine Literflasche des Bunnahabhain Cruach-Mhòna zwischen 64,90 und 69,90 hin - für einen Liter zwar, aber eben ohne Altersangabe ein durchaus stolzer Preis.
Könnte daran liegen, dass er eventuell nicht mehr in der aktuellen Range von Bunnahabhain ist, oder eben, dass die Preis für Whisky absurd gestiegen sind und weiterhin steigen.
Seis drum.
Bunnahabhain Cruach-Mhòna Flasche
Der Bunnahabhain Cruach-Mhòna kommt in der Bunna-typischen, maritimen, grünglasigen old style-Rumbuddel daher, die aufgrund ihrer Glasdicke ein beachtliches Eigengewicht mitbringt( Menschen, die als Kind Dioptrie bedingte Glasbausteine auf dem Nasenrücken hatten, wissen was ich meine).
Angenehm fällt auf: der Whisky wurde in natürlicher Farbe, nicht kühlgefiltert und mit anständigen 50% abgefüllt.

Ich mag die Seefahrer-Buddel und die anthrazitfarbige Tube sieht edel aus, auch wenn ich gewöhnlich auf sowas ja nicht so viel Wert lege.
Wir erfahren von den Labels und der Tube, dass Cruach-Mhòna mal wieder ganz anders ausgesprochen, denn geschrieben wird -nämlich: Cru-ach-Vhona.
Auch, dass es so viel wie Torfhaufen bedeutet.
Schön, dass man immer wieder was lernt.
Doch ich meine, statt des dollen Namens, der mit sterbender Sprache versucht dickhosig zu wirken, hätte mir allerdings ein Aufdruck: Bunnahabhain, 6,7,8 Jahre deutlich besser behagt.
Information statt Marketingphrasen, Transparenz statt nebulösen Sprachwolken.
Aber mit so was muss man vermutlich irgendwann klarkommen in den argen Zeiten der HerrschaftDiktatur durch Controller & Marketinghalblinge.
Wenn man den massiven Einsatz von Whisky-newspeak wenigstens nur auf die Isle of Jura Whiskys beschränkte, quasi zu Ehren von Orwells dortiger Schreibleistung, hätte es noch was legitimes.
So jedoch ist es einfach Dummenfang und Konsumentenverarsche.

In der Nase ist der Cru-ach-Vhona grasig, ein wenig duftet es wie Heu und muffelt stark süßlich Richtung Honig. Der Rauch ist sehr dezent -und nicht aufdringlich- eingebunden.

Im Mund hat er deutlich mehr des süßen Honigs zu bieten. Dabei ist allerdings eine seltsame thymianartige Note präsent und ein Hauch Verwesung.
Der Rauch, der deutlich schmeckbar ist, wirkt eher wie ein Lagerfeuer aus nassem Holz, denn als die trockene Kaminvariante - oder auch so, wie man sich abgestandenes Torfwasser im Mund vorstellt.
Er trocknet die Zunge schnell aus und ist warm und pfeffrig, auch nach der Verdünnung mit Wasser.
Das Mundgefühl, welches er anbietet ist pelzig und staubig, obwohl er eigentlich eher sanft und fast schon -für 50%- wässrig daher kommt.

Im Abgang ist er mentholig, dabei immer noch warm, süß und trocken.
Er bizzelt die Zunge auf und was ich wirklich nicht mag: er macht ein schleimiges Mundgefühl, das noch Minuten danach anhält. Bah!

Die Eindrücke zum Cruach-Mhòna klingen jetzt eher negativ, was diesem Whisky aber nicht ganz gerecht wird.
Er hat durchaus seine Qualitäten, ist insgesamt rund und schmeckt -auch durch die Thymiannote- interessant.
Allerdings habe ich damit das Problem, dass mir bei einem zweiten dram am Abend vom Cruach-Mhòna ständig verwackelte Bilder, von verwesendem Getier in moorigem Gebiet, durchs Kopfkino sausen - sein schleimiger Geschmack rundet das Bild dabei kongenial unangenehm ab.
Einer jener Whiskys, bei denen ich es deshalb bei einem dram -meist zum Abschluss der Nacht- belasse.



Wertung Single Malt
Bunnahabhain Cruach-Mhòna


Geschmack:
Fass3
Preis-/Leistungsverhältnis:
Smile2

Fazit: Ein interessanter Whisky, der mir allerdings nicht wirklich gefällt. Ich finde den -inzwischen aufgerufenen Preis- deutlich zu hoch im Verhältnis zum Gebotenen. Hier stimmt in meinen Augen der bang for your bucks Faktor definitiv nicht. Wer den Connemara peated oder den Superstition mag, die haben auch so eine komische Note nach verwesendem Aas mit drin, kann hier auch zuschlagen wenn ihn der Preis nicht schreckt. Der Rest der auf der Suche nach einem rauchigen Islay Whisky ist, findet dafür sicherlich eine würdige Alternative zu diesem Bunna. /

Ihnen Ihr Blödbabbler

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Montag, 6. April 2015

Bowmore 100 Degrees Proof

Hoppla, ein weiterer altersloser Geselle fand seinen Weg in mein Glas.
Denn: Wenn der Preis zur gebotenen Qualität stimmt, dann stört mich das auch heute noch nicht.
Nur die garstige Tendenz, gealterte Whiskys durch NAS-Schnellschüsse -zu höherem Preis bei schlechterer Qualität- zu ersetzen und im Markt zu verankern,die stimmt mich traurig.

Von einer meiner Lieblingsdestillerien, Bowmore auf Islay stammt eine wuchtige Abfüllung, die den Alkoholgehalt bereits im Namen trägt - der Bowmore 100 degrees proof.
Wenn Bowmore denn in Amerika läge dann hätten wir hier 50% Alkohol in der Buddel, zum Glück kommt er aber aus dem sonnigen Schottland - da sind es dann eben bei identischer Bezeichnung gleich 7,1% -mithin 57,1%- mehr.
Tante wikipedia weiß dazu altklug anzumerken: 100 britische Proof geben den Wert an, ab dem mit der Flüssigkeit getränktes Schießpulver mit blauer Flamme verbrennt.Kabumm!
Bowmore 100 Degrees Proof Flasche
Also kein Alter aber dafür massig Umdrehung - wir werden sehen obs passt.
Meine Flasche stammte aus dem befreundeten Ausland und kostete mich 41,39 € für den Liter im September 2013.
Wenn man sich heute bei den einschlägigen Onlineversendern umguckt, reicht die preisliche Range von 49,90 bis hin zu 59,90 €.
Er befindet sich in einem stabilen, grauen Pappkarton den man mit Marketinghinweisen(Hui, der stammt aus dem legendären Vault no.1 Lagerhaus m( , wird so gemacht wie schon immer (:-O) und man muss ihn nicht mal mehr anzünden, weil man Bowmore eben glauben darf, dass er proof ist) verziert hat.

Vorweg, der Bowmore 100 proof hat meiner Meinung nach ein paar Fässer mit teuflischem Migrationshintergrund in seine Batches mitbekommen; mithin es schwefelt.

Ich hatte dazu mit der werten ASWhisky eine kurze Korrespondenz.
Da sie selbigen Whisky einem Frager im Forum anempfahl, während ich noch das Gefühl hatte, Frau Blödbabbler hätte Streichhölzer in meine Buddel geworfen um mich zu ärgern, versuchte ich herauszufinden wodurch diese Diskrepanz kommen konnte.

Direkt nach dem Öffnen der Flasche roch es sehr schweflig und auch der erste dram war sehr intensiv im Geschmack durch Luzifers Element beeinflusst.
Während unserer kurzen Korrespondenz traute ich mich einen weiteren dram zu verkosten und siehe da, das vordergründige, alles einnehmende Schwefelaroma war massiv reduziert, hier hatte vermutlich der knappe Monat den die Flasche geöffnet war(nicht offen!) gut getan.

Wie ich sehe hat ASWhisky auch in der whiskybase eine passende Ergänzung zu ihren Notes geschrieben: eine Schwefelnote die in der Nase ähnlich wie die Tanine in Eibe und Wachholder riecht
Deshalb stehen in meinen Notes zum Bowmore 100 auch nicht, wie sonst, die gemittelten und über den ganzen Zeitraum und die ganze Flasche hinweg notierten Eindrücke, sondern nur die, ab jenem Zeitpunkt als der Whisky aus meiner Sicht trinkbar wurde.

Im Aroma ist der Bowmore 100 sanft und mild, überraschend für die Menge an Alkohol die sich darin verbirgt.
Kaum Rauch, eher Karamell und Schießpulver - haben die da etwa vergessen nach dem proof-Verfahren das Schwarzpulver wieder rauszuholen? :-D

Im Mund ist er wuchtig und stark; dunkle, bittere Schokolade und cremig. Er ist warm und harmonisch - der Sherry und der Rauch sind schön miteinander verwoben(nicht wie beim Enigma, neben dem Surf, meiner größte Enttäuschung von Bowmore bisher), bilden eine Einheit. Im Heidekraut stecken aber leider ein paar deutliche Streichholzköpfe, der schweflige Unterton bleibt präsent, aber noch erträglich. Ohne dieses Element wäre der Whisky ein Kracher, so gehts leider ein wenig auf der Leiter nach unten.

Im Abgang hat er ein wenig Schärfe der Marke: Ingwer, leichter Teer klebt auf der Zunge.
Dunkle Creme, bitter - selbstgemachtes mousse au chocolat dominiert. Der Geschmack hält sich lang, allerdings bleibt zu guter Letzt als Schrecken am Ende ein Staub- oder Papiergeschmack. Bäh! Davor aber ist es wirklich klasse.

Ein Whisky der mir mit zunehmender Zeit und verblassenden Schwefelanteilen immer besser gefiel. Ohne Luzifers Beigabe eine klare 5, so leider nur eine schwache 4.
Wenn man sich allerdings anschaut was für einen anderen Whisky -in quasi Fassstärke, der dazu noch rauchig ist,- man für ca. 35 Euro pro 0,7 Liter bekommt, dann landet man schnell bei Finlaggan CS (billiger) oder Peats Beast CS(etwas teurer) oder ähnlichen Produkten. Da finde ich den Bowmore vom PLV her richtig gut.


Wertung Single Malt
Bowmore 100 Degrees Proof


Geschmack:
Fass4
Preis-/Leistungsverhältnis:
Smile5

Fazit: Ein guter Whisky mit mächtig Dampf und der Fähigkeit ein paar spoons voller Leitungswasser aufzunehmen. Leider krankt der Bowmore 100 proof daran, dass ein paar Fässer des Teufels Element in den New Make eingeschleppt haben. Wer also mit Schwefelgeschmack ein Problem hat und das -so wie ich- definitiv nicht als Bereicherung des Geschmacks ansieht, der sollte lieber erst mal testen obs denn behagt. Der Rest kann für 50 Euro zuschlagen.

Ihnen Ihr Blödbabbler

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Sonntag, 5. April 2015

Big Peat Xmas Edition 2014

Alle Jahre wieder beglückt uns Douglas Laing mit einer Sonderabfüllung seines Blended Malts Big Peat damit wir die dunkle Jahreszeit besser überstehen.

Wenn um uns herum der hemmungslose Weihnachtskonsumrausch tobt und für erste Verkaterung sorgt, dann ziehen wir uns in unsere heimelige Wohnhöhle zurück - ausgerüstet mit einem Glencairn Glas, einem Glas voll kaltem Leitungswasser, einem Teelöffel und der Buddel Big Peat Xmas Edition 2014.
Ein Winter, ein solcher, der seinem Namen gerecht würde, gäbe vor dem Fenster vermutlich noch knackige Kälte und etwas Weißes von sich, so zwecks Stimmung, gelle - aber ich fürchte man kann leider nicht alles haben.
Und wenn ich denn wählen müsste zwischen echtem Winter draußen oder einem Big Peat Xmas Edition 2014 drinnen, dann muss ich dazu nicht lange nachdenken.
Big Peat Xmas Edition 2014 Flasche
Wie jedes Jahr kommt der Weihnachts- Big Peat in einer Alkoholstärke die man bei Douglas Laing natural cask strenght nennt; dieser Jahrgang hatte 55,7% Umdrehungen am Start, also 0,6% mehr als die Vorjahresabfüllung.
Auf der Tube ist wie immer der Namenspatron abgebildet, diesmal allerdings ohne den Zusatz "a real cracker" der noch im Vorjahr selbige zierte - dafür ist BP diesmal am Nordpol angekommen. Wers denn mag.
Wichtiger als die künstlerische Gestaltung von Verpackungsmaterial sind mir aber allemal die inneren Werte, jene die da besagen: no colouring und not chill filtered.
Wie immer ist der Big Peat ein Amalgam aus den Erzeugnissen von vier Islay Destillerien, als da wären Ardbeg, Caol Ila, Bowmore und Port Ellen. Zu den vermutlichen Mischungsverhältnissen habe ich ja bei den Vorjahresabfüllungen immer etwas geschrieben.

Ich erstand den Big Peat für den feinen Preis von 49,90 Euro in der 0,7 Liter Flasche im Oktober 2014 und genau dafür gibt es in bei einigen Händlern auch heute noch; dies bedeutet der preisliche Abstand zur Standardabfüllung mit 46% ist nicht wirklich groß.
Genug der Vorrede, Vorhang auf für den letztjährigen Weihnachts-Peater.

Im Glas macht er sich gut, egal ob mit oder ohne Wasserzugabe.
Sein Aroma ist überraschend unrauchig, man bekommt nur wenig warmen Rauch ab, der strikt von Süße ein-und angebunden ist. Klassisches Straßenbauerfrühstück: Ein bisschen Teer mit Honig.
Im Mund ist er sofort präsent mit deutlicher Trockenheit. Dazu kommt knackiger Rauch und besagter Teer. Sehr gut, so erwartet man Big Peat und wird nicht enttäuscht. Er ist, selbst mit Wasserzugabe, warm im Mund, aber dabei nicht bissig. Eine etwas störende Staubnote legt sich über die angenehme Süße von Honig und den Hauch Harz der sachte an die Geschmacksknospen anklopft.

Der Abgang ist lang und intensiv.
Er kleidet den gesamten Mundraum mit süßem Teer aus und ist dabei überraschend weich und mild.
Einzig der Gaumen fühlt sich -wie mit einer dünnen Staubschicht- bedeckt an.
Nach dem Zähneputzen hat man das Gefühl, Teile des Big Peat haben sich nur geschickt versteckt um der Bürste und der Creme zu entkommen und einem etwas später nochmal eine Gute Nacht zu wünschen.

Also, ich mochte den 2014 er Big Peat wieder gerne, auch wenn mich diese etwas staubige Note irritiert hat.
Ein süffiger Kamerad, der einem -je nach Tagesform, Lust und Gusto- die Möglichkeit gibt sich die Stärke selbst zu recht zu legen und ein guter Begleiter durch die Winternacht; ein Gefährte den ich zu schätzen weiß.

Wer den normalen Big Peat mag, oder bereits eine der bisherigen Weihnachts-Editionen mochte, der kann blind zugreifen. Und als Info, weil ein Hirni in der whiskybase meinte "Sulphur overwhelms everything else" : kann ich definitiv nicht bestätigen.
Da ich auf schwefelige Noten gar nicht stehe, aber leider immer öfter damit konfrontiert werde, bspw. im Glengoyne 12 Cask Strenght oder im Bowmore 100 proof, würde ich das sicherlich bemerken, wenn der Big Peat statt am Nordpol bei Teufels Großmutter zu Besuch gewesen wäre.

Wertung Blended Malt
Big Peat Xmas Edition 2014


Geschmack:
Fass5
Preis-/Leistungsverhältnis:
Smile4

Fazit: Ein Big Peat der sich gewaschen hat - denn man riecht vom Rauch eher wenig. Dafür ist er dort deutlich präsent wo wir ihn gerne haben: in der Mundhöhle. Erstaunlich sanft im Abgang mit der Lizenz zum Verdünnen. Ich finde für knapp unter 50 Euro ein klarer Kauftipp für Freunde von Teer und Rauch. Und ja, es ist ein NAS, aber wenigstens in Fassstärke, gutem Gemüt und inzwischen mit (4 jähriger) Tradition. :-D

Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt - 5 Wunderbar - 4 Lecker - 3 Gut - 2 Brauchbar - 1 Widerlich - 0 Fußbad

Mittwoch, 1. April 2015

Wasser marsch!

Nachdem ich gestern tief in mich gegangen bin, beschloss ich mit dem Whiskysammeltrinken aufzuhören.

Da die Preise dafür inzwischen vollständig durch die Decke gehen und sich noch dazu jeder Lemming die überteuerten Sonderabfüllungen kauft - ob die nun Qualität versprechen, oder, was inzwischen wohl häufiger vorkommt, einfach nur ein klassisches rip-off des Kunden mit den Mitteln des Marketings sind- und somit die aufgerufenen Preise bestätigt, verliere ich so langsam die Lust daran ein Teil dieser Preissteigerungskette zu sein.

Da aber auch der Ginverkaufshype inzwischen scheinbar seine Erregungskurve wieder langsam verflacht, allerdings ebenfalls auf grotesk hohem Niveau, während Rum noch stetig am Ansteigen ist und mit den Preisen ebenfalls anzieht, kam mir die wundersame Idee.
Ich beschloss gestern bei einem Glas Paddy und einem alkoholfreien Bier zukünftig etwas verwegenes zu wagen, getreu meinem Motto: "to boldly drink what no men has ever drunk before" oder so ähnlich.

Ich werde statt Whisky jetzt Mineralwasser sammeltrinken.

Die vielen unterschiedlichen Aromen und Geschmäcker von H2O erschnuffeln und erkosten und mit Freuden die zugehörigen Preise dafür zahlen.
Denn mal ehrlich: was sind denn schon 25 Euro für ein Getränk, das 10.000 Jahre in der Erde reifen durfte, wenn -im direkten Vergleich dazu- inzwischen schon ein durchschnittlicher Whisky der 15 Jahre in einem schnöden Holzfass vor sich hingammelte bereits an der 100 Euro Grenze kratzt.
Eben!

In Zeiten in denen uns die Whiskyvermarkter aus Schottland mit immer neuen NAS Abfüllungen das Leben und die Leber schwer machen wollen, aber uns ob der gleichzeitig nachlassenden Qualität dabei eigentlich nur die Entscheidung gegen ihr Produkt erleichtern, muss man auch mal für seine Meinung aufstehen und sich im Anschluss zügig setzen. :-D

Und so lautet die Antwort auf die Frage den Song: Was wollen wir trinken (7 Tage lang)? – Na, was wohl? Wasser!

Berauschte Grüße von Ihnen Ihrm Blödbabbler, zukünftiger Wasserconnaisseur und Whiskyrentner

#Update 20150402
Wie meine aufmerksamen Kommentatoren zu Recht bemerkten, handelt es sich bei obigem Text um eine einfache Form der Nutzung des 1.April Unsinns.#

Mittwoch, 25. März 2015

Deanston 'Virgin Oak'

Nachdem ich längere Zeit keine Tastingnotes ins Netz gestellt habe - Krankheit, Faulheit und Dummheit waren Gründe-, probiert und aufgeschrieben habe ich natürlich dennoch, kommt heute mal wieder ein sogenannter Einsteigerwhisky ins blog.

Aus einer Destillerie, über die Ian Buxton in seinem Buch 101 Whiskys to try before you die zum 12 jährigen Single Malt anmerkte:It makes it into this list as one of the most improved whiskies I can call to mind, coming from a distillery as interesting as it is obscure. kommt mein heutiger Testkandidat.
Das interessierte mich durchaus. Wobei seine Einschätzung zum bisherigen Whisky aus besagter Destillerie, Deanston was first released as single malt in 1974 and, by stages, was developed to a 12 Years Old product. But, to be blunt, it wasn’t terribly good. Not bad; neither interesting nor memorable. nun auch nicht so klang, als wäre es schwer das Level anzuheben.
Meine Flasche erstand ich Anfang 2014 und sie kostete 25.90 für die 0,7 Liter.
Wenn man heute bei den richtigen Onlinehändler nachschaut, gibts ihn sogar für 24.50 - in aktuellen Whiskyzeiten ein durchaus überraschender Trend.
Warum der Virgin Oak und nicht der verbesserte, 12 Jahre gereifte seinen Weg in mein Regal fand?
Ich gucke meist, bevor ich mir einen Whisky kaufe, an den einschlägigen Orten nach wie der von meinen obsessiven Leidensgenossen aufgenommen wurde.
Nun, das Rating für beide in der whiskybase ist mit 79.X eher deutlich unter dem dortigen Durchschnitt, Serge bewertet den 12 jährigen mit 81 den VO mit 79.
Da allerdings Gottkönig Jim Murray für den VO satte 90 Punkte raushaut und den 12 jährigen eher bei 74/75 Punkten dümpeln lässt, gab das für mich den Ausschlag.
Ist der Virgin Oak also ein 90 Punkte Whisky? Im Ranking des Whiskypapstes also "brilliant"?

Was merken die erleuchteten Knospen des blödbabblerischen Geschmacks dazu an?
Sollte der VO tatsächlich ein 5-6 Fass-Bekommer sein?

Der Deanston Virgin Oak kommt in einer schlichten, eher dünnen Pappschachtel daher, was mir gut gefällt.
Geld lieber in anständigen Whisky als in die Verpackung zu stecken ist ein angenehmer Zug, einer der leider immer mehr in Vergessenheit gerät.
Deanston 'Virgin Oak' Flasche
Die Flasche mit ihrem old-style erinnert mich eher an eine Brandyflasche, aber ist eben auch eine Abwechslung zu schlank und hoch.
Auf der Rückseite der Verpackung finden sich dann sinnvolle Informationen und sinnfreies Marketingblabla in trauter Einigkeit.
So erfahren wir das junge Deanston Malts in neuen frisch ausgebrannten Holzfässern aus amerikanischer Weißeiche 'gevatted' wurden eben in Fässer wie sie sonst für Bourbon benutzt werden.
Natürlich sind die Fässer alle von einem kleinen Küfer-Familienbetrieb -und nur aus der erlesensten Qualität des Holzes- des Nachts unter tätiger Mithilfe von Zwergen bei Vollmond mundgeklöppelt worden.
Was allerdings wirklich gut ist, auch das erfahren wir, wir haben es mit einem Whisky mit 46,3% zu tun, der nicht kühlgefiltert ist.
Mir gefiel der Hinweis:un-chill filtered(exactly as it should be) auf der Verpackung gut.
Da von den frischen Eichenfässern massig Farbe abgegeben wurde benötigt man auch zur Farbanpassung für die Doofen keine Schippe voller Zuckerkulör. Brav!
Ich hatte ja bereits mit dem Benromach "Organic" einen Whisky der in jungfräulichen, neuen Fässern (nach)reifen durfte; den fand ich durchaus ansprechend.
Also, nach langer Vorrede kommen jetzt meine Eindrücke des Deanston Virgin Oak.

Gewöhnlich schreibe ich ja nix zur Farbe, aber die hier war schöner Bourbonton und erfreute mich.
In der Nase ist der Deanston eher ein Leichtgewicht, wenig aber merkbar süß. Mandarine mit Crème brûlée irgendwas in dieser Richtung. Ich weiß nicht was der gute Cicero da gerochen hat für seine Notizen in der base- von muffigem Keller keine Spur. Leicht und lecker kommt mir eher in den Sinn.

Im Mund ist er süß und fruchtig, leichte Zitrusnote und deutlich frisches Holz.
Er ist schön samtig, etwas fettig und dabei immer lecker. Der Mund wird allerdings etwas trocken, aber ein guter Malzgeschmack balanciert souverän dagegen an.

Im Verschwinden ist er deutlich warm und wird einen Tacken bitter(er). Was mich einzig an diesem Whisky stört, ist das er meine Zunge leicht aufpelzt- das habe ich nicht so gerne.

Also definitv kein 90 Punkte Überflieger, aber ein Whisky der mir so wie er ist Spaß gemacht hat und lecker zu trinken war. Für den Preis sicherlich ein guter Kauf, wenn man mal einen etwas anderen Whisky probieren mag und imho deutlich besser, als es die 79 Punkte die meine Mittrinker im Netz gerne vergeben suggeriert. ;-)


Wertung Single Malt
Deanston 'Virgin Oak'


Geschmack:
Fass4
Preis-/Leistungsverhältnis:
Smile5

Fazit: Ein altersloser Whisky wiedergeboren aus jungfäulicher, amerikanischer Weißeiche und zu einem wahrlich guten Einsteigerpreis. Was will man mehr? In dieser Preisklasse erfreut mich dann ein NAS-Whisky durchaus - wenn die Preise allerdings dreistellig werden, dann schüttele ich den Kopf und mir lieber einen dram vom Deanston VO ins Glas oder trinke einen alten, gereiften für den dreistelligen Preis.

Ihnen Ihr Blödbabbler

Rating-Info
6 Perfekt - 5 Wunderbar - 4 Lecker - 3 Gut - 2 Brauchbar - 1 Widerlich - 0 Fußbad

Dienstag, 24. März 2015

Fernsehen als Nebenwirkung

Vorhin in der ARD hängengeblieben.
Es ging um Scharlatanerie und quasi religiöses Tun, also Homöopathie und ähnlichen Humbug.

Herr Beckmann zeigte uns geschäftstüchtige Parasiten die sich von menschlichem Leid nähren und das Geschäftsgebaren dann gerne noch als Wohltat verkaufen.
Ein bekannter TV-Sender, einer der Esoterik jeglicher Art an den Mann oder -vermutlich öfter die Frau(sorry, der musste sein, ich habe einen Ruf zu verlieren!)- bringt, war ebenso dabei wie bizarre Heiler jeglicher kulör. Es reichte offenbar nicht dem Moderator ein Ei auf den Kopf zu klatschen, aber es war ein Anfang.
Mir persönlich hätte bei diesem Gruselkabinett ja eigentlich noch einer dieser sich kanzerös in meinem TV festsetzenden Bibel-Sender gefehlt – immer voller sinnfreier Heilsversprechen und immer nah am im ArschPuls Gottes - aber man kann ja nicht alles haben.

Spannender wurde es aber nach Beckmann dann bei Plasberg, einer Sendung die ich gewöhnlich nicht gucke, da mir der Pseudo-Proporz der Schwätzer zumeist ein Dorn in der Thea oder eben im Poppes ist -was aufs Gleiche hinauskommt.

Niemand kommt auf die abwegige Idee zum Thema Holocaust, oder wenn man von amerikanischen Serien und deren Nomenklatur weg will, der Shoa, ein Rudel Nazis und Antisemiten einzuladen –verstehn‘ schon wegen der Ausgewogenheit muss das sein!
Dem Jud' nicht das Wort und die Deutungshoheit alleine überlassen, Meinungsvielfalt ist wichtig.

Bullshit!

Wenn es jedoch um irrationale Ängste, vorwissenschaftliches Gehabe also schlicht Scharlatanerie geht, ist der Proporz nicht weit.
Da sitzen ängstliche Retter des Abendlandes in den warmen Sesseln des Proporzes und abgewählte FDPler dürfen kräftig absenfen nur damit auch jeder mal an den offenen Mülltonnen der vermeintlichen Meinungsfreiheit schnuffeln kann.
Wie scheinbar eines der 10 Gebote des öffentlich-rechtlichen Sendungsauftrags, gemeißelt in und durch die Betonköpfe der Sendungsverantwortlichen, erscheint er ungefragt in jeder Talkshow – der Proporz.
Und zwar nicht mit dem Hinweis: Achtung, Satire! Das befolgen der Handlungsanweisungen der ‚Alternativen‘ könnte ihrer Gesundheit oder ihrem Verstand schaden, aber wenn sie noch alle Tassen im Schrank haben, tun sie ja eh' nicht befolgen tun, was die quasseln.
Sondern die Bauchmeinungen werden quasi gleichberechtigt eingeführt, so als wenn eine Meinung den gleichen Erkenntnischarakter hätte wie eine wissenschaftliche Studie.

Herr von Hirschhausen, den ich für einen der schlechtesten Witzereißer halte, zwar deutlich vor dem Olympiastadionvollmacher Barth, aber weit hinter bspw. Wolfgang Schäuble oder dem Lucke, hat aber auch eine sinnvolle Aufgabe im Leben die er ausfüllt -die des (Kinder) Arztes.

Da er einen gewissen Unterhaltungswert- und auch eine Grundintelligenz- mitbringt ist er ein guter Vertreter für wissenschaftliche Ansätze die man dem gemeinen Plasberggucker ans Herz legen möchte.

Es ging im überwiegenden Teil um "das Impfen bei Masern", wogegen -zumindest bei klarem Verstand und jenseits einer esoterisch angehauchten und von wohlstandsgesichterter Lebensauffassung- kein Mensch Anstoß nehmen kann.

Die Zusammensetzung war klar: Auf der Seite der 'das alles mal kritisch, aber ganzheitlich sehen Müsser' saßen zwei Homöopathen(die eine davon (zusätzlich?) Heilpraktikerin und die andere Ärztin).
Dazwischen saß eine Wetterfee, eine die homöopathische Mittel -wenn sie bei ihr ganz doll gewirkt haben- auch total toll findet, aber ansonsten zum Thema "Impfen" eher bei den Impfbefürwortern war.
Als klare Impfbefürworter etablierten sich besagter Herr von Hirschhausen und der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V..
Fairerweise muss man erwähnen, dass die beiden Homöopathinnen nicht zu der Sorte "Komplett-Stumpfsinnige-Impfverweigerer" zu zählen waren, zumindest nicht wenn man ihren Ausführungen Glauben schenkt.

Dennoch wurde sinnfreier Weise -und Herr v. Hirschhausen wies dankbarerweise darauf hin- eine gewisse Gleichrangigkeit der Meinungen suggeriert.
Dem ist offensichtlich nicht so, auch wenn die beiden Frauen immerhin auf Aussagen des Robert Koch Instituts verwiesen, anstatt mit Globuli zu werfen.

Ich rätsele immer noch, muss ich mir bei klarem Kopf morgen nochmal anschauen, ob sie Recht haben und es einen Todesfall pro Jahr als Nebenwirkung bei der Masernimpfung in Deutschland gibt oder nicht.
Bezogen auf wie viele Impfungen und was wäre da die Prozentzahl?
Es wird dort -beim RKI- eine Zahl von 0,9% genannt, die sich aber auf eine Studienzeit von 12 Jahren bezieht und auf Fallzahlen Bezug nimmt, bei denen mir nicht klar ist, welche der im Text genannten Fallzahlen gemeint sind.
Das RKI beziffert die Todesfolgen für Masern in Deutschland auf 1 pro 1000 Erkrankte, wo liegt der Wert wenn wir eine deutlich schlechtere Durchimpfungsrate hätten?
Immer noch bei einem pro Tausend, aber die Zahl der Erkrankten wäre natürlich deutlich höher, somit auch die Mortalität.
Wie gesagt ich schaue morgen mal ob ich es besser verstehe wenn es hell vor der Tür wird.

Dass in Erfurt bei einer Waldorfschule die Masern ausbrachen überrascht natürlich auch nicht. An diesen Orten(also Walldorfsalatschulen nicht Erfurt) sammelt sich ja die geballte, ach so kritische und dabei so strunzdumme Mittelschicht, jene die sich selbst auf dem Weg der Erleuchtung dünkt.
SUV-zum-Biomarkt-Fahrer. Verzogene-Terror-Kinder-auf-die-Welt-Loslasser.

Warum man dann allerdings wieder die sanfte, ach so alternative Medizin Quaksalberei des Herrn Hahnemann versuchte als echte Medizin zu etablieren, ist ein Rätsel der öffentliche-rechtlichen Ausgewogenheitsparanoia an dem ich noch kaue. Gehässigerweise wurden die beiden Homöopathinnen mit einem Einzelschicksal eines an den Spätfolgen der Masern verstorbenen Jungen konfrontiert - einer Methode der sich sonst gewöhnlich die Homöopathie bzw. deren Vertreter bedient um ihre 'Erfolge' zu belegen. Anekdoten und Einzelheilungen statt des Nachweises signifikant mehr Heilung als innerhalb der Placebogruppe und jenseits des besagten Effekts Ergebnisse zu erzielen. Das war aber nur eine Randnotiz die mich schmunzeln ließ, obwohl das Schicksal des Jungen und seiner Eltern natürlich naheging.

Aber das schrieb ich ja bereits vor einiger Zeit in meiner Antwort an Frau IGing, natürlich ist jedes Einzelschicksal bedauerlich und natürlich gibt es die Möglichkeit von Impfschäden - man muss abwägen, was wahrscheinlicher ist und entsprechend handeln. Jedes Einzelschicksal, sei es Impfschaden oder -was wahrscheinlicher ist- Masernschaden ist brutal und bedauerlich. Nur, mit dem einen Ansatz versucht man gesamtgesellschaftliche Besserung und mehr Sicherheit zu etablieren und mit dem anderen reitet man auf der Hoffnung, dass die anderen mit ihrer Immunisierung es schon richten werden. Man versucht den Schutz zu bekommen ohne ein Risiko einzugehen und das ist arschig und asozial!

E. von Hirschhausen wies zurecht drauf hin, wann Homöopathie eine Alternative sein kann - zu Zeiten in denen Medizin mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Nichts tun ist besser, als was falsches zu tun.

Zum Beispiel die Medizin vor über 200 Jahren. Nur hat sich die Medizin seit dieser Zeit weiterentwickelt, wir haben inzwischen eine Ahnung, meist sogar verifizierbares Wissen, was krank macht - etwas das der Homöopathie bis heute fehlt.
Die behandelt nach dem Motto "Gleiches mit Gleichem" Symptome nicht Ursachen.
Und das nachweislich im luftleeren Raum.
Das Grundregelwerk liegt in der 7. unveränderten Auflage von vor 150 Jahren vor und ist immer noch Ausbildungsgrundlage für Homöopathen.
Keine Widerlegung von Gottes Worten. Stillstand. 200 Jahre Erkenntnisvakuum.
Sogar einige der aktuellen monotheistischen Religion sind da kritikfreudiger als die Jünger Hahnemanns. Kein gutes Zeichen.

Das schlucken von Zuckerkügelchen, wenn es denn nicht viele Kilos davon sind, ist natürlich ungefährlicher als ein sinnfreier Aderlass oder das massive Einflößen von Quecksilber wie es zu Zeiten des Erlösers vom Onkel Doktor angezeigt wurde.
Oh, hoppla, Quecksilber findet der olle Hahnemann ja auch doll, allerdings so verschüttelt das es ungefährlich ist. ;-)

Das nun die Frau Wetterfee bei Plasberg immer wieder -unwidersprochen- von der Natürlichkeit homöopathischer Mittel sprechen konnte, zeigt mir, dass sich der Moderator wenig vorbereitet hat oder er es bewusst zuließ diesen Unfug lanciert zu sehen.
Ich weise wieder mal auf Leprazellen, Eiter oder Hundekot hin, alles sicherlich natürlich aber anders als es die Wetterfrau meint -vermute ich zumindest.
Das Einzige was es erträglich macht diese Sachen zu sich zu nehmen, ist, dass nach den magischen Schüttel-und-Klopf Ritualen und der massiven Verdünnung des Ausgangsprodukts eh' nix mehr davon in den Gläschen ist.
Was bleibt ist zumindest Ekel bei der Vorstellung

Solange die grundlegende Struktur der Homöopathie augenblicklichem, gesicherten Wissen der Naturwissenschaften widerspricht ist sie also eher was für die Sendung vom Beckmann über Scharlatanerie, denn ein würdiger Diskutant, geschweige denn ein gleichwertiger für wissenschaftliche Erkenntnisse und eine evidenzbasierte Medizin.

Wer Partys bestellt muss bezahlen.
Wer Behauptungen aufstellt muss sie beweisen.
Das gilt für Götter ebenso wie für Heilmethoden.
Nicht der Kritiker muss die Nichtexistenz oder Nichtheilung beweisen, sondern der, der sich was ausdenkt und damit an die Öffentlichkeit tritt muss ein diskutables und argumentatives statement abgeben.

Ich schüttel‘ mir jetzt mal einen mit meiner Hochpotenz zur Nacht und verbleibe Hochachtungsvoll
Ihnen Ihr Blödbabbler, zu dumm um skeptisch zu sein.

#Ah, bei den Skeptikern gibts auch was, vor allem hat Herr Harder das Video schon verlinkt. via gwup#